Standpunkt / „D’Fanger ewech vum Index“: Am 5. April 1982 standen alle Räder still
Vor 40 Jahren, am 5. April 1982, standen, infolge eines Index-Streiks, alle Räder still. Der Kampf für den Index, als unersetzliches Instrument, um Löhne, Gehälter, Pensionen und andere Sozialleistungen an die Lebenskosten anzupassen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung.
* ZUM AUTOR
Der Autor ist ehemaliger Präsident des FNCTTFEL-Landesverbands
Die Generalisierung der automatischen Indexanpassungen, 1975, muss auch heute noch als großer gewerkschaftlicher Erfolg gewertet werden. Doch bereits einige Jahre später, 1977, wurde die Möglichkeit, den Index zu manipulieren, in einem Dokument der damaligen Tripartite festgehalten. Die daraus resultierenden ersten Index-Verschlechterungen erfolgten 1981 unter einer schwarz-blauen Regierungskoalition. Die Vorschuss-Indextranche von 1,5 Prozent wurde abgeschafft und das Auszahlen der Tranchen um einen Monat zurückverlegt. Als einzige Gewerkschaft protestierte der Landesverband mit dem Slogan: „Fanger ewech vum Index“.
Zur gleichen Zeit startete der Präsident der Europäischen Kommission, Gaston Thorn, einen Angriff auf die Index-Anpassungen in den einzelnen Mitgliedsländern. Auch damals meinten verschiedene Politiker und Technokraten, die automatischen Indexanpassungen würden nicht mehr in die moderne Zeit hineinpassen. Die Bestrebungen der EU-Kommission sind in dieser Hinsicht die gleichen geblieben. Denn in dem kapitalistischen marktwirtschaftlichen System, welches man verwirklichen will, haben Index-Anpassungen und andere soziale Errungenschaften keinen Platz mehr.
Indexstreik von 1982
Ein Jahr nach der ersten Indexmanipulation erfolgte 1982, unter derselben Regierungskoalition, die Außerkraftsetzung der automatischen Indexanpassungen und die Begrenzung der Anpassungen auf 5 Prozent, was die Streichung von 2 bis 3 Indextranchen bedeutete. Anders als ein Jahr vorher demonstrierten die Gewerkschaften in geschlossener Einheitsfront zu 40.000 am 27. März gegen diese Entscheidung. Trotz dieser erfolgreichen Protestmanifestation war die Regierung nicht zu Konzessionen bereit. Nachdem alle Verhandlungsversuche fehlgeschlagen waren, kündigten die Gewerkschaften, außer CGFP, FEP und ALEBA, einen 24-stündigen Warnstreik an.
80.000 beteiligten sich an dem Warnstreik vom 5. April 1982, welcher praktisch zu einem Generalstreik ausartete. Die Großindustrie, fast alle Mittelbetriebe, die Mehrheit der Gemeinden, viele Baufirmen wurden lahmgelegt, die Belegschaften in Handel, Banken, Versicherungen und Handwerk streikten teilweise. Im öffentlichen Transportwesen wurde der Streik zu fast 100 Prozent befolgt. Kein Bus verließan diesem Tag die Garagen der Stadt Luxemburg. Gleiches Bild bei den TICE und den Busgaragen der CFL. Vom 5. April, 4.00 Uhr bis 6. April, 4.00 Uhr fuhr kein einziger Zug auf dem Netz der CFL. Die Regierung hatte die privaten Transportunternehmer aufgefordert, einen Ersatzdienst zu gewährleisten. Zu Zusammenstößen kam es am Abend des Streiktags, als mehrere hundert Streikende die Ersatzbusse am Bahnhof Luxemburg blockierten und die öffentliche Macht brutal zum Einsatz schritt.
Die Tatsache, dass an diesem Tag kein Zug verkehrte, der übrige öffentliche Transport praktisch still stand sowie verschiedene spontane Grenzblockaden, gaben diesem Streik über die nationalen Grenzen hinweg den nötigen Widerhall. In Anbetracht der Tatsache, dass die CGFP bei diesem Streik abseits stand, war die aktive Beteiligung des Sektors Öffentlicher Dienst des Landesverbandes von herausragender Bedeutung. Die Streikbefürworter in der FGFC-Führung erhielten hierdurch die notwendige Unterstützung, um sich der Streikmobilisierung anzuschließen. Die von den Kolleginnen und Kollegen organisierten eindrucksvollen Streikposten sorgten nicht nur für eine massive Streikbeteiligung in den Gemeindebetrieben, sondern auch für eine gute Kollegenschaft und die notwendige Streikstimmung.
Die schlimmsten Indexmanipulationen aller Zeiten
Die Gewerkschaften CGFP und LCGB haben kürzlich eine Vereinbarung mit der Regierung und dem Patronat unterschrieben, welche die schlimmsten Indexmanipulationen aller Zeiten beinhaltet. Gemäß diesem Abkommen soll in Zukunft maximal eine Indextranche im Jahr ausgezahlt werden, ganz egal, wie die Lebenskosten sich hierzulande entwickeln. Es ist schon erstaunlich, dass die LCGB -Matadoren sich nicht schämen, den Streik ihrer Mitglieder von 1982 zu verraten. Bei der CGFP, die beim Indexstreik von 1982 abseits stand, ist dies weniger verwunderlich.
Schließlich hat diese Organisation vor Jahren, aus opportunistischen Gründen, einer Absenkung der Anfangsgehälter im öffentlichen Dienst zugestimmt, um demokratische Sozialwahlen in der öffentlichen Funktion zu verhindern. Auf Ebene der politischen Parteien scheinen sich die LSAP und die Grünen als Teil der Arbeiterbewegung verabschiedet zu haben. Die LSAP scheint auch vergessen zu haben, dass sie infolge des Indexstreiks von 1982 im Jahr 1984 einen Wahlsieg erringen konnte. In dieser schwierigen Situation gebührt der OGBL-Präsidentin Lob und Anerkennung, da sie nicht bereit war, dieser weitgehendsten Indexmanipulation aller Zeiten zuzustimmen.
- Äddi Pier - 16. Oktober 2024.
- Rentengerechtigkeit ist Bestandteil von Verteilungsgerechtigkeit - 20. September 2024.
- Nico Wennmacher: Verkommen Wahlen zur Farce, schwindet die Lust an der Teilnahme - 20. August 2024.
Ganz gudden Artikel. LSAP huet sein S am Numm net mei verdenkt. Se solle sech schummen . Vun der DP ass naischt aaneres ze erwarden. D’Volek ass vir DP de Feind …
DP ass eng pur Staatsbeamten-Partei,
daat dommt schaffend Vollék interresséiert déi iwerhiefléch
blo Bonzen absolut guer nëtt,vun Mëttelstand keng Spur,
waat déi dooten verdég bréngen ass eng Spaltung vun der
Gesellschaft,nëmmen just no hieren Privilegien gëtt gekuckt,
aarmt reicht Luxusbuerg,alles armsélég an lamentabel.