Sommerserie / Unsere Lieblingsorte (12): Die 1.000 Gesichter des Fond-de-Gras
Im Minett-Park kann man stundenlang spazieren gehen und keiner Menschenseele begegnen – oder auf einer 50 Meter langen Strecke gleich mehrere Bekannte wiedersehen. Was man im Endeffekt dort erlebt, das hängt viel von der Tageszeit, dem Wetter oder der Veranstaltung, die gerade stattfindet, ab.
Der Minett-Park setzt sich aus dem Freiluftmuseum im Fond-de-Gras, dem Örtchen Lasauvage, der archäologischen Fundstelle „Tëtelbierg“ sowie dem Naturschutzgebiet „Giele Botter“ zusammen. Das Freilichtmuseum Fond-de-Gras ist mit dem „Train 1900“ und seinen schönen historischen Lokomotiven per Bahn oder per Auto von Niederkorn aus zu erreichen. Die historischen Gebäude, die technischen Anlagen sowie auch zahlreiche Informationsschilder geben Auskunft über die Industrieaktivitäten, die die Geschichte Luxemburgs ab Ende des 19. Jahrhunderts prägten. Das Gebiet des Fond-de-Gras ist ein kleines Tal mit zahlreichen Galerien. Zu seinen wichtigsten Elementen zählen: die Arbeiterwohnungen, der Krämerladen „Victor Binck“, die ehemalige Elektrizitätszentrale von Paul Wurth, eine beeindruckende Walzstraße, mehrere alte Stolleneingänge, ein weites Zugnetz, ein Bahnhof und mehrere Eisenbahnhallen.
In der Paul-Wurth-Halle werden immer wieder Ausstellungen organisiert. Noch bis zum 18. September können Besucher dort eine Ausstellung von Franck Miltgen besuchen. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022 stellt der luxemburgische Künstler sein Projekt „Wäiss Kaul“ aus. Das Kernstück wurde im Escher Ellergronn aufgestellt. Einen zweiten, jedoch nicht weniger interessanten Teil finden die Besucher im Fond-de-Gras.
Für Naturliebhaber, Wanderer oder Gassigeher empfehle ich einen Besuch im „Giele Botter“. Das ehemalige Tagebaugebiet wurde nach der Stilllegung in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. Auf einer Fläche von mehr als hundert Hektar kann der Besucher die einzigartige Flora und Fauna entdecken. Er findet dort eine große Anzahl an gut beschilderten Wanderwegen, die durch das historische Eisenerz-Abbaugebiet führen.
Überreste keltischer Siedlung
Wo sich einst ein Industriestandort mit einer Umladestation für Eisenerz und ein Arbeiterdorf befand, findet einmal im Jahr der traditionelle „Blues Express“ statt. Auf mehreren Bühnen treten dann bekannte oder weniger bekannte Bands aus dem In- und Ausland auf. Da das Festival auch in Lasauvage stattfindet, werden beide Festivalstandorte durch die „Minièresbunn“ miteinander verbunden, welche die Besucher 90 Meter tief in die Erde mitnimmt. Kommendes Wochenende kommen die Fans von Oldtimern und der goldenen 20er Jahre im Fonds-de-Gras voll auf ihre Kosten. Ein paar Hundert glänzende Schlitten unterschiedlicher Marken werden dann erwartet, wenn der Kiwanis Esch zu seinem traditionellen Treffen einlädt.
Wer noch weiter in die Vergangenheit zurückreisen möchte, der sollte sich unbedingt die archäologischen Funde auf dem „Tëtelbierg“ ansehen. Archäologen haben dort auf über 50 Hektar die Überreste einer keltischen Siedlung ausgegraben. Die ältesten Funde stammen um rund 50 Jahre vor Christus. Wie bewiesen werden konnte, wurden die hier befindlichen Eisenerzvorkommen schon damals in der Eisenzeit genutzt.
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Auch wenn ich in der Schweiz lebe, Fond-de-Gras war und bleibt ein Sehnsuchtsort. Unvergessen die unzähligen Spaziergänge in den 80ziger Jahren auf dem Gleis von Lamadelaine nach Fond-de-Gras, die Rast im Café und zurück über den Tittelberg.