Luftrettung / Die Air Rescue leistet Nachbarschaftshilfe per Helikopter
Am Findel herrscht außer bei Cargolux die gleiche gespenstische Stille wie überall im Land. Luxair lässt seine Flugzeuge bis 20. April am Boden, Reiseveranstalter LuxairTours hat alles bis zum 1. Mai abgesagt. Lediglich die Hubschrauber der Air Rescue sind im Einsatz. Sie leisten Nachbarschaftshilfe für Frankreich.
Wenn Air-Rescue-Chef René Closter (65) aus dem Fenster seines Büros schaut, hat er das Rollfeld im Blick. Die einzigen, die die Piste gerade nutzen und darauf herumtollen, sind Hasen, die ihren Bau daneben haben. Er macht kein Home-Office. „Wenn es so eine Krise gibt, dann gehört der Kapitän auf die Brücke“, sagt Closter. In der Verwaltung arbeiten die meisten der 29 Mitarbeiter von zu Hause aus.
„Wir können mit rund 50.000 Einsätzen aus den letzten 30 Jahren auf eine große Erfahrung sowohl in Ebola-Gebieten als auch anderen Krisengebieten zurückgreifen“, sagt Closter. Eines der sechs Flugzeuge, über die die Rettungsorganisation verfügt, wurde in der Nacht für infizierte Corona-Patienten umgerüstet und steht bereit. Abheben darf es zurzeit nicht. „Wir bekommen gerade nirgendwo Start- oder Landeerlaubnis“, sagt Air-Rescue-Chef Closter. Beim Versuch, im Auftrag einer Versicherung einen nicht-luxemburgischen Staatsbürger aus Abu Dhabi zurückzuholen, musste das Flugzeug über Zypern umkehren.
Luxemburg hilft Nachbar
Dafür sind zwei der sechs Hubschrauber, die ebenfalls zur Flugflotte des Unternehmens gehören, am Montag im Einsatz. Sie können Patienten über eine Distanz von 500 Kilometern fliegen, ohne tanken zu müssen. Die luxemburgische Regierung hat den Auftrag dazu gegeben. Es sind zwei Corona-infizierte Franzosen, die im Rahmen der Nachbarschaftshilfe nach Luxemburg geflogen und dort medizinisch betreut werden. Vier solcher Abholaktionen aus Frankreich hat die Air Rescue seit Samstagnacht bereits geleistet.
Auch das Saarland hat der Region Grand Est, zu dem Lothringen und das Elsass gehören, Hilfe angeboten. Am Sonntag sind im Saarland die ersten fünf Coronavirus-Patienten aus Grand Est angekommen, wie der Saarländische Rundfunk (SR) berichtet. Sie wurden mit Hubschraubern des Automobilclubs ADAC zur Behandlung in die Universitätsklinik in Homburg gebracht.
Notfalleinsätze wegen „Shutdown“ zurückgegangen
Die Air Rescue ist Ansprechpartner für Notfälle, schwere Unfälle, Herzinfarkte und anderes. Knapp 2.000 Einsätze hat sie im Jahr 2019 in diesem Kontext geflogen. Entsprechende Abkommen gibt es ebenfalls mit Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mit 1.000 Einsätzen entfällt die Hälfte auf die deutschen Nachbarn. Da die Straßen momentan leer sind und das wirtschaftliche und soziale Leben ruht, sind Einsätze wie diese nach Angaben der Rettungsorganisation zurückgegangen.
Trotzdem muss der Dienst vorgehalten werden für den Fall der Fälle. Dafür stehen am Findel neben den Flugzeugen vier Helikopter in Bereitschaft. Techniker, Ingenieure und Ärzte der Rettungsorganisation sind am Findel im Dienst. Allerdings musste die Air Rescue 40 der insgesamt 190 Mitarbeiter in den „Chômage partiel“ schicken.
Ein Wort des ansonsten nicht Kritik scheuenden Chefs der Rettungshilfe aus der Luft: „Wir sind hier in Luxemburg sehr gut aufgestellt, die Regierung hat hervorragend reagiert.“
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