Automobilmarkt / Die Aktivitäten laufen wieder an – aber nur langsam
Seit dem 11. Mai dürfen die Showrooms der Autoverkäufer wieder Besucher empfangen. Wir sprachen mit dem Direktor von BMW Schmitz in Mersch über die Lockerung und die Erwartungen in der Branche.
Als der Lockdown Mitte März in Kraft trat, reagierte BMW Schmitz schnell, stoppte alle Aktivitäten in den Ausstellungsräumen und hielt nur noch einen Notdienst aufrecht. Sofort wurden zudem Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um das Personal und die wenigen Kunden, die noch nach Mersch kamen, zu schützen. „Fast alle diese Maßnahmen haben auch nach der Lockerung noch Bestand“, erklärt Bernd Fuhrmann, der Direktor von BMW Schmitz. Vor der Tür wurden Markierungen angebracht, die garantieren sollen, dass jeder sich an den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von zwei Metern hält. Am Eingang und an den Service-Theken kann man seine Hände desinfizieren. Sogar Handschuhe stehen zur Verfügung. Nur eine begrenzte Zahl an Kunden wird im Empfangsraum geduldet. Ein „Guide“ dirigiert die Kunden zu den richtigen Theken.
Auch das Prinzip des separaten Ausgangs wird beibehalten. Auf diese Weise sollen unnötige Kontakte vermieden werden. Alle Besucher müssen zudem eine Maske tragen und einen Sicherheitsabstand zum Arbeitsplatz des Serviceberaters einhalten. Der Kunde wartet hierfür an einer vorgelagerten Theke. Die Arbeitsplätze der Neuwagenverkäufer wurden mit einem Absperrband von den Kunden getrennt. Bei den Gebrauchtwagenhändlern und den Service-Mitarbeitern wurden hierfür Plexiglasscheiben installiert. Reinigungskräfte durchstreifen regelmäßig das Gebäude. In der Wartezone wurden die Sessel weiter auseinandergesetzt. Kaffee gibt es jetzt nur noch im Pappbecher, kalte Getränke in der Plastikflasche. „Wir mögen das nicht, haben aber im Moment keine andere Wahl“, so Fuhrmann. Die Kunden zeigen Verständnis. „Ja, es ist nicht unbedingt umweltfreundlich, aber die Gesundheit geht nun mal vor“, verteidigt Adrien (52) aus Walferdingen das Vorgehen des Autohauses.
Im Showroom sind sämtliche Fahrzeuge abgeschlossen. Der Innenraum ist nur auf Anfrage zugänglich. Der Kunde bekommt dann Handschuhe ausgehändigt. Das Tragen einer Maske ist auch im Ausstellungsraum Pflicht. Die Kunden scheint es nicht zu stören. „Wir müssen eh überall mit Maske rumlaufen und es sind sowieso nie so viele Besucher im Showroom, als dass man sich Gedanken machen müsste“, so Clara (35) aus Lintgen.
Die Autoteile werden gebracht
In den Werkstätten bleibt alles beim Alten. Dort sei der Sicherheitsabstand kein Problem, unterstreicht der Direktor. Einzige Änderung: Die Mechaniker müssen jetzt nicht mehr die Autoteile selbst im Lager abholen. Diese werden jetzt jeden Morgen in einer Kiste ins Atelier gebracht. Alle Fahrzeuge werden nach einer Reparatur gereinigt. Das Lenkrad, die Handbremse, der Schaltknauf und alle Knöpfe werden vor der Rückgabe an die Besitzer desinfiziert.
Inzwischen sind alle Aktivitäten wieder angelaufen. Bei der „après-vente“ sei man wieder bei etwa 80 Prozent des Normalbetriebs angekommen. „Wir kümmern uns aber auch um den Unterhalt von vielen Dienstwagen. Durch das Home-Office sind die Leute weniger unterwegs. Der Verschleiß ist niedriger, der Servicebedarf dadurch geringer. Wir werden sehen, inwiefern das unsere Arbeit beeinflusst“, so der Chef des Autohauses. Der Neuwagenverkauf laufe nur schleppend an, auch wenn es Kunden gibt, die anstatt einer Flugreise jetzt einen Neuwagen bestellen würden. Momentan liege man nur bei rund 20 Prozent des Vorjahres, sagt der Geschäftsführer. Durch Werbeaktionen bzw. Sonderangebote wie vier Jahre Garantie bei Premium Selection (junge Gebrauchte) oder ein 2er Gran-Coupé-Sondermodell für Leasingkunden versuche man den Markt wieder anzukurbeln.
Auf der anderen Seite kommt der Gebrauchtwagenhandel schneller wieder in die Gänge. Hier habe man in Mersch bereits das Niveau von 2019 wieder erreicht, freut sich der Direktor. Man habe im Augenblick noch etwa 60 Neuwagen sowie 120 Gebrauchte und Dienstwagen, die schnell an den Mann/Frau gebracht werden könnten. Der Verkauf sei nicht nur wichtig für das Unternehmen, betont Fuhrmann. Er stellt auch einen Großteil des Einkommens der zehn Verkäufer des Autohauses dar. Für jeden Wagen, der jetzt verkauft wird, bekommt der Verkäufer erst bei der Lieferung im Herbst seine Kommission. Deshalb hofft man, dass sich der Markt schnell wieder normalisiert. Hilfe bekommen die Autoverkäufer ausgerechnet von Corona. Es gibt Kunden, die die Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln befürchten und aus dem Grund ein gebrauchtes oder neues Auto kaufen. Hier gehe die Tendenz zu umweltfreundlichen Alternativen, seien es Benziner, Diesel oder Hybridfahrzeuge, sagt Fuhrmann.
Mehr Auslieferungen im Sommer
Bei den Auslieferungen der beim Autofestival gekauften Fahrzeuge komme es jedoch teilweise zu Verzögerungen. Das habe zur Folge, dass im Juli und August wahrscheinlich mehr Wagen ausgeliefert würden als sonst. Seit dem „Confinement“ sei die Lage auf dem Automobilmarkt aber eher lau. Jetzt hofft man bei BMW Schmitz in Mersch auf ein gutes Jahresendgeschäft.
Während der Einschränkungen konnte man seinen Wagen online zusammenstellen und bestellen. Auch die Funktionsweise konnte via Internet erklärt werden. Das ist immer noch möglich. Da ein Autokauf aber eine höchst emotionale Angelegenheit sei, würden die meisten Kunden immer noch ein Besuch im Autohaus vorziehen, so Fuhrmann abschließend.
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Wer braucht schon ein neues Auto um daheim zu bleiben?