Luxemburg / Die Anzahl wächst: Letzte Winteraktion verzeichnet 2.218 Wohnungslose

Die Ausgabe 2023/2024 der Winteraktion startete am 15. November 2023 und ging – mit Verlängerung – bis zum 28. April 2024
Insgesamt 2.218 Menschen ohne feste Unterkunft nutzten das Angebot der Winteraktion in Findel während der kälteren Monate Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024. Das zeigen die aktuellen Zahlen, die das Ministerium für Familie, Solidarität, Zusammenleben und Unterbringung von Flüchtlingen am Montag auf seiner Webseite veröffentlicht hat.
Wohnungslosen während der kalten Jahreszeit einen Platz zum Schlafen und eine warme Mahlzeit zu bieten – das ist das Ziel der „Wanteraktioun“ (WAK), die jedes Jahr während der kalten Monate in Findel stattfindet. Während die aktuelle Aktion läuft, hat das „Ministère de la famille, des solidarités, du vivre ensemble et de l’accueil“ (MFSVA) am Montag auf seiner Webseite die Bilanz der letzten Saison veröffentlicht. Insgesamt 2.218 Menschen nutzten zwischen dem 15. November 2023 und dem 28. April 2024 die Tages- und Nachtstruktur. Verwaltet werden diese von der „Dräieck asbl.“, die eine Konvention mit dem Ministerium hat.

Die Zahlen zum „Foyer de nuit“ zeigen einen erneuten Anstieg an Übernachtungen: Im üblichen Öffnungszeitraum zwischen Mitte November und Mitte April schliefen 1.831 Menschen in Findel – im Vorjahr waren es 1.310. Hinzu kommen 2024 insgesamt 199 weitere Personen, die während einer verlängerten Öffnungszeit aufgrund des Wetters dort übernachteten. „Bei der 23. Ausgabe wurde ein erheblicher Anstieg der Anzahl an Begünstigten verzeichnet, was eine Erhöhung der Aufnahmekapazität erforderte. Die Bettenanzahl wurde von 250 auf 300 erhöht“, heißt es in dem Bericht der seit 2001 stattfindenden Aktion.
Ein beheiztes Außenzelt mit 24 Plätzen wurde aufgestellt. Außerdem wurden in einer Notfallprozedur Nutzerinnen und Nutzer zum Teil an andere Strukturen weitergeleitet, wie etwa das „Centre Ulysse“, das „Abrigado“ oder auch den Dienst „Premier Appel“. Die meisten Menschen kamen dem 21 Seiten langen Bericht zufolge in den kältesten Monaten Dezember und Januar in Findel vorbei – das bei einer Durchschnittstemperatur von 4,5 Grad beziehungsweise 1,4 Grad. Insgesamt gab es 37.402 Übernachtungen. Die meisten Betten, nämlich 300, waren am 26. Februar 2024 belegt.
Für alle da
Diese Entwicklung ist laut dem Bericht „auf den stetigen und progressiven Anstieg des Publikums der Winteraktion zurückzuführen, aber auch auf die Notunterbringung von Personen, die internationalen Schutz beantragt haben und auf Wartelisten für einen Platz in Erstnahmeeinrichtungen stehen“. Insgesamt 251 „demandeurs de protection internationale“ (DPI) und 28 „bénéficiaires de la protection temporaire“ (BPT) besuchten 2023/2024 die Winteraktion. Ihre Anzahl sank immer dann, wenn das „Office national de l’accueil“ (ONA) Plätze in Heimen bewilligte. Im Bericht wird betont, dass die WAK sich „an volljährige, obdachlose Personen“ richtet – unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Religion.
Im „Foyer de jour“ in Findel nahmen 1.533 Personen eine warme Mahlzeit zu sich. Mittagessen wurden 20.736 verteilt. In der Tagesstruktur werden aber auch Aktivitäten oder Hilfe bei der Suche nach Arbeit sowie einer Wohnung angeboten. Insgesamt 1.987 Mal wurden Menschen so unterstützt: 420 Begünstigte wurden dem Bericht zufolge an Partnerorganisationen, wie zum Beispiel „Médecins du monde“, weitergeleitet. Darüber hinaus erhielten 232 Unterstützung bei administrativen Prozessen, 83 hinsichtlich ihrer Wohnsituation und 45 bei der Arbeitssuche. Außerdem wurden 1.040 Kleidungsstücke verteilt.
Wie schon in den vergangenen Jahren nutzen vor allem Männer die Winteraktion: Sie machen 92 Prozent der Tagesbesuche und 91 Prozent der Übernachtungen aus. Die Mehrheit der Personen in der Tagesstätte waren Personen aus Drittstaaten (56,28 Prozent). Insgesamt 35,08 Prozent waren Staatsangehörige der Europäischen Union und 8,64 Prozent Menschen mit luxemburgischer Staatsangehörigkeit. Die Mehrheit der Gäste in der Nachtunterkunft waren Personen aus Drittländern (53,58 Prozent). Der Bilanz zufolge stammten 38,40 Prozent der Begünstigten aus der Europäischen Union und 8,02 Prozent aus Luxemburg.
Unterstützung von Freiwilligen
Bereits eine im Juni 2024 veröffentliche Studie von „Inter-Actions“ und dem Ministerium hatte gezeigt, dass sich am Abend des 14. Dezember 2023 überwiegend Menschen aus Drittstaaten in der WAK aufhielten: nämlich 55 Prozent der 228 Nutzerinnen und Nutzer an diesem Abend. Allerdings gaben 71 Prozent an, das ganze Jahr über in Luxemburg zu leben. Zu den übrigen 29 Prozent heißt es in dem Dokument: „Dieses Ergebnis ist mit Vorsicht zu interpretieren, da es sich dabei größtenteils um Personen handelt, die erst vor kurzem in das Land gekommen sind.“
Ein Beispiel in dem Bericht zeigte nämlich, dass viele in Luxemburg bleiben wollen und eben nicht als Sozialtouristinnen beziehungsweise Sozialtouristen in das Großherzogtum kommen – wie Minister Max Hahn (DP) es bei der Eröffnung der neuen Saison in der Winteraktion im November darstellte. In der Studie wurde das Beispiel von Nicht-EU-Bürger Léo erwähnt, der eine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich hatte, aber nach Luxemburg ziehen wollte, da seine Familie in dem Land wohnt. Da die meisten seiner Angehörigen die Luxemburger Nationalität besitzen, wollte auch Léo im Großherzogtum Fuß fassen.
Neben Menschen wie Léo kommen in Findel auch immer wieder Menschen unter, die einen Arbeitsvertrag haben: 59 waren es bei dieser Ausgabe. Trotz Arbeit können sie sich offenbar kein Dach über dem Kopf leisten. Die am stärksten vertretene Altersgruppe in der Tagesstruktur war bei der Ausgabe von 2023/2024 übrigens die von 26 bis 45 Jahre. Insgesamt 48,70 Prozent der Personen, die dort zu Mittag aßen, war in diesem Alter. Bei den Übernachtungen waren die meisten ebenfalls zwischen 26 und 45 Jahre alt (48,09 Prozent). Vor Ort kümmerten sich 21 Angestellte und 110 Freiwillige um die Gäste der WAK. Insgesamt 5.986 Stunden an Freiwilligenarbeit wurden geleistet.
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