Editorial / Die Art und Weise, wie die FLNS ihren Trainern gekündigt hat, ist ein Trauerspiel
Im Sport sind Trainerentlassungen an der Tagesordnung. Manchmal sind sie sogar überfällig, andere Male nachvollziehbar, manche sind umstritten oder gar unverständlich. Und dann gibt es noch die, die sich zum wahren Trauerspiel entwickeln. So wie die Entlassungen von Schwimmnationaltrainer Ingolf Bender und Jugendtrainer Miloslav Rolko im vergangenen Dezember, unmittelbar vor Weihnachten. Dabei geht es nicht um die Gründe der Entlassungen, denn dazu hat sich der Verband immer noch nicht geäußert, sondern vielmehr um die Art und Weise. Zum einen wurde die Kündigung unmittelbar vor Weihnachten ausgestellt, dann auch noch auf Französisch, wohlwissend, dass Bender der französischen Sprache nicht mächtig ist – und dann wurde sie ihm auch noch nach Darmstadt geschickt, wo seine Frau sie in Empfang nahm, da er in Luxemburg seiner Arbeit nachging.
Das größte Problem bei der ganzen Angelegenheit ist aber das Verhalten der Verbandsspitze, die sich seit Bekanntwerden der Kündigung in Schweigen hüllt. Eine Diskussion, ob die Entlassungen nachvollziehbar, bestreitbar oder völlig unverständlich sind, kann gar nicht erst geführt werden. Weder öffentlich noch intern, denn nicht einmal die Athleten wurden über die Gründe der Kündigung informiert. Man sei dabei, sich nun für die Zukunft aufzustellen, und wolle voraussichtlich im Mai ausführlich Stellung beziehen. Dabei hätte sich FLNS-Präsident Marco Stacchiotti der Brisanz dieser Entlassungen bewusst sein müssen. Immerhin hat sein Sohn Raphaël bereits vor einigen Jahren die Zusammenarbeit mit Bender beendet und wird seitdem vom Franzosen Christophe Audot betreut, der aufgrund der Entlassung von Bender Stacchiotti nun zu den Olympischen Spielen nach Tokio begleiten könnte.
Schließlich ist er dann der einzig verbleibende hauptamtliche Trainer der FLNS. In den vergangenen Jahren haben sich verbandsintern zwei Gruppen gebildet. Auf der einen Seite die Sportler, die von Bender betreut werden, auf der anderen die, die zu Audot gewechselt sind. Sogar wenn die FLNS gute Gründe für die Kündigung von Bender hat, machen sich Präsident Marco Stacchiotti und sein Vorstand durch die fehlende Kommunikation angreifbar.
Alles in allem ist dieses Trauerspiel eines nationalen Sportverbandes nicht würdig. Der FLNS-Vorstand vergisst hier einen wesentlichen Punkt: Die Daseinsberechtigung des Verbands sind seine Sportler und die wurden hier im Regen stehen gelassen. Ihnen ist der Vorstand Rechenschaft schuldig. Sie bis Mai im Unklaren zu lassen, zeugt von mangelndem Respekt gegenüber den eigenen Sportlern. Sollte die FLNS-Spitze darauf hoffen, dass bis Mai Gras über die Sache gewachsen ist, verfolgt sie zudem eine recht gefährliche Strategie. Dadurch, dass Bender eine Anwältin eingeschaltet hat, ist davon jedenfalls nicht auszugehen. Den möglichen Schaden, den diese Affäre für die FLNS verursachen wird, hat am Ende einzig und allein der Vorstand zu verantworten.
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Da hatte der FLNS Präsident und ehemaliger Schwimmstar Stacchiotti wohl noch einige Rechnungen mit den beiden Trainern offen. Rache ist Blutwurst. Nicht die Spur von sportlicher Fairness und offenem Umgang miteinander. Im Fussball heisst das“ den Mann und nicht den Ball spielen“.
Art und Weise ist alles andere als typisch luxemburgisch. Vielleicht ist es die neo luxemburgische, von Beraterklitschen beeinflusste, Umgangsweise. Traurig.