Editorial / Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft
Die beiden US-amerikanischen Journalisten Kayla und Micah Green singen im Tageblatt-Interview einen Lobgesang auf den Lokaljournalismus. Sie üben einen Job aus, der in den USA immer seltener wird. Das stellt eine Gefahr für die Demokratie dar – und eine Tendenz, die sich so langsam auch in Europa breitmacht.
Zugegeben: In den Vereinigten Staaten steht es besonders schlecht um den Lokaljournalismus. Etwa 3.000 Lokalzeitungen mussten dort in den vergangenen 20 Jahren schließen – und 43.000 Lokaljournalisten weniger berichten seitdem über die Alltagsprobleme der US-Amerikaner. Nun könnte man sagen: Das ist weit weg, das betrifft uns nicht. Doch das gleiche Phänomen greift auch schon eine Weile in Deutschland um sich. Wie Jan Böhmermann in seiner Sendung „Magazin Royale“ vor Kurzem berichtete, verschwinden in Ostdeutschland immer mehr lokale Medien und werden durch Werbeblätter mit rechtspopulistischen Besitzern ersetzt. In diesen Tageszeitungen haben die kleinen, positiven Geschichten von nebenan keinen Platz mehr. Im Gegenteil: Angst und Hass werden instrumentalisiert, um die Gesellschaft zu spalten.
Dabei steht das in direktem Widerspruch zu dem, was der Lokaljournalismus bewirken kann – und soll. „Es ist […] unsere Aufgabe, das Leben in den jeweiligen Gemeinschaften zu beleuchten, zu pflegen und zu feiern“, sagt US-Lokaljournalistin Kayla Green. Dazu gehört auch die Berichterstattung über das „Dëppefest“ von nebenan. Diese Art des Journalismus wird zwar oft müde belächelt, aber bei solchen Festen sind wichtige Geschichten zu finden. Geschichten von Menschen, die sich für ihre Gemeinschaft einsetzen und ihre Freizeit opfern, um schöne Momente für andere zu organisieren.
So auch bei der LAN-Party der „Eppelduerfer a.s.b.l.“ am vergangenen Wochenende. Diese Freiwilligen haben viel Zeit und Energie in eine Veranstaltung für Gleichgesinnte investiert. Die Berichterstattung über dieses Event hebt dabei nicht nur deren Einsatz hervor, sondern beleuchtet auch einen Teil der Gesellschaft, der für verschiedene Leser mit falschen Vorurteilen behaftet ist. Lokaljournalismus kann durch das Erzählen von kleinen Geschichten Verständnis fördern, versteckte Schicksale beleuchten und Menschen zusammenbringen.
Natürlich ist es auch wichtig, dass Lokaljournalisten den Gemeindepolitikern auf die Finger schauen und die Leser über die Arbeit der Bürgervertreter aufklären. Denn dort, wo das nicht der Fall ist, finden Korruption und Missinformation fruchtbaren Boden. Doch Lokaljournalismus soll auch das Alltägliche feiern, das kleine Mühsal beleuchten und das Menschliche hervorheben. Etwas, das unsere Gesellschaft im Bejubeln des Grandiosen und Verteufeln der Mittelmäßigkeit immer weniger zu schätzen weiß. So eigenartig wie das auch klingen mag, der Artikel über das „Dëppefest“ von nebenan kann diesem Trend entgegenwirken. Oder, in den Worten von Kayla Green: „Mir ist klar geworden, dass einige der wichtigsten Themen von ganz normalen Menschen handeln können, die ganz normale Dinge tun.“
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