„Eechternoach lieft“ / Die Braderie macht Mut nach der Flut
Eine Flut nie gewesenen Ausmaßes hat Echternach am 15. Juli dieses Jahres heimgesucht. Mit der „Gruss Braderie“ bis morgen Abend will die Stadt nun zeigen, dass sie lebt, funktioniert. Einfach ist das alles nicht. Unterstützung ist nötig. Es wird noch Monate dauern, bis alle Schäden behoben sind. Einen Besuch wert ist die Abteistadt allemal.
Falls Echternach weinen sollte, dann im Verborgenen. Offiziell heißt es: „Eechternoach lieft!“ So lautet auch der Titel einer kleinen Broschüre, die von der Gemeindeverwaltung gemeinsam mit den Geschäftsleuten der Abteistadt herausgegeben wurde. Anlass ist die „Gruss Braderie“, die seit Freitag und noch bis einschließlich morgen Sonntag stattfindet.
„Echternach lebt noch!“, wäre als Titel der Informationsbroschüre durchaus auch angebracht gewesen. Als nämlich am 15. Juli eine Flut nie dagewesenen Ausmaßes in die Stadt eindrang und ein Bild der Verwüstung hinterließ, herrschte Weltuntergangsstimmung. Wohl niemand dachte in der Situation an Verkaufsstände in den Straßen, an Musik und sonstige Animation, an Terrassenfeeling und Durch-die-Altstadt-flanieren.
„Jetzt erst recht“
Doch bereits eine Woche später sagte Silke Müller vom örtlichen Geschäftsverband, dass an der Braderie festgehalten werde. „Gemeinsam haben wir das Wasser gemeistert, gemeinsam werden wir die Braderie gestalten.“ Das klang mutig und auch nach „Jetzt erst recht“.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, heißt es. Den Willen haben die Echternacher ohne Zweifel und den Weg haben sie gefunden, allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Die Mühe hat sich gelohnt. Am Freitagmorgen zeigt sich die Touristenstadt von ihrer schönsten Seite. Sogar die Sonne ist solidarisch. Touristen wie Einheimische tummeln sich in den Gassen. Heute und morgen werden es noch mehr sein.
Was vor allem auffällt, ist die Kreativität der Echternacher Geschäftsleute. Terrassen wurden vergrößert, wem das Wasser das Erdgeschoss zerstört hat, der zog ein Stockwerk höher oder einige Meter weiter in ein leerstehendes Geschäftslokal. „Steh auf, wenn Du am Boden bist“, steht in der Broschüre. Das tun die Echternacher und recken dabei noch den Kopf in die Höhe.
„Wir sind noch da“
Einfach ist das alles nicht. Die Schäden, die das Wasser hinterlassen hat, sind eine schwere Last. Das merkt man Silke Müller an. Die Verantwortliche des Geschäftsverbandes nennt die Situation auf der einen Seite immer noch schwierig, auf der anderen aber auch positiv: „weil einfach zu sehen ist, wie lebendig die Stadt ist, wie aus der Not heraus neue Ideen entwickelt wurden, manchmal vielleicht etwas provisorisch, aber immer mit der Absicht, zu zeigen, wir sind noch da.“
Was die Schadensabwicklung anbelangt, kann man Silke Müller so verstehen, dass da noch nicht allzu viel passiert sei. Der Geschäftsverband habe aber seine Hilfe angeboten, vor allem beim Beantragen der staatlichen Hilfen.
Auch ansonsten gebe es Erklärungsbedarf. Vor allem Touristen gegenüber, die nichts oder wenig vom Hochwasser am 15. Juli mitbekommen haben und sich nun wundern, warum das eine oder andere Lokal geschlossen hat.
600 Tonnen Sperrmüll
Trotz eitel Sonnenschein verhehlt auch der Bürgermeister von Echternach den Ernst der Lage nicht. Wohl seien, so Yves Wengler, die Spuren der Flut vom 15. Juli weggeräumt, dank auch einer enormen Anzahl an Helfern. „Wir haben um die 600 Tonnen Sperrmüll zur Deponie gefahren.“ Im Innern verschiedener Geschäfts- und Wohnhäuser sei aber noch immer nicht alles in Ordnung. „Die Feuchtigkeit steckt noch in den Mauern. Zu schaffen macht vor allem der Mix aus Wasser und Heizöl. Dieses Gemisch lässt den Gips faulen. Der ist nicht mehr zu gebrauchen und muss komplett bis auf die Ziegel abgetragen werden. Eine aufwendige und zeitintensive Renovation drängt sich auf“, so der Bürgermeister.
Davon betroffene Geschäfte haben deshalb auch noch nicht wiedereröffnet. Einige hätten sogar angekündigt, nicht vor Ende des Jahres wieder aufzumachen. Und in verschiedene Privathäuser konnten die Bewohner auch noch nicht wieder einziehen. Bürgermeister Wengler spricht von einem halben Dutzend Familien, die von der Gemeinde bisher untergebracht werden. Daneben gebe es aber noch einige, die bei Familie oder Freunden untergekommen seien. Es bleibt also noch einiges zu tun? – „Ja, der nicht sichtbare Schaden ist groß und das wird uns noch Monate beschäftigen.“
In der Broschüre zur Braderie vergessen die Verantwortlichen nicht, jenen zu danken, die mitgeholfen haben, die Festtage in der Abteistadt zu ermöglichen: „Die Solidarität der Menschen aus dem ganzen Land war überwältigend … wir machen weiter, wir blicken nach vorne – Eechternoach lieft!“ Überzeugen Sie sich davon am besten selbst.
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