Studie / Die Covid-19-Krise legt soziale Ungerechtigkeiten offen
Nicht jeder ist gleich vor Covid-19. Wer mehr verdient, jünger ist, läuft ein geringeres Risiko, sich zu infizieren und schwer zu erkranken. Eine wissenschaftliche Studie bestätigt auch für Luxemburg den Zusammenhang zwischen der soziodemografischen und ökonomischen Lage von Personengruppen und ihrem Infektionsrisiko.
Man hatte es schon länger festgestellt: je älter eine Person, umso größer das Risiko eines schweren Covid-19-Krankheitsverlaufs und eines letalen Ausgangs. Gewusst war ebenfalls, dass einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt ist, wer ein niedriges Einkommen hat. Wer die Büroräume nach Arbeitsende reinigen muss, riskiert eher zu erkranken als derjenige, der seine Arbeit öfter zuhause am Bildschirm verrichten kann.
Eine von Statec und Liser in Zusammenarbeit mit der Sozialversicherung und dem Gesundheitsministerium durchgeführte Studie bestätigt nun die Korrelation zwischen sozioökonomischen und demografischen Faktoren einerseits und andererseits Covid-Infektion, Hospitalisierung und tödlichem Ausgang sowie Impfbereitschaft einzelner Personengruppen. In die Untersuchung einbezogen wurden die Variablen Alter, Geschlecht, Einkommenssituation und Herkunft der Infizierten. Nicht berücksichtigt wurden Bildungsniveau, Wohnungssituation und Berufstätigkeit.
Die Covid-19-Krise habe bestehende Ungerechtigkeiten in Sachen Gesundheit offengelegt, schlussfolgerte Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) gestern gleich zu Beginn der Vorstellung der Untersuchung.
Höhere Todesrate bei Männern
Die Studie erstreckt sich über den Zeitraum vom 1. März 2020 bis zum 27. Oktober 2021, also vor dem Auftauchen der Omikron-Variante, und erfasst die bei der Sozialversicherung gemeldeten Personen ab sechs Jahre. Die Analyse ergab, dass in der betrachteten Periode 13,81 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal mit Covid-19 infiziert worden sind, dass 0,78 Prozent wegen Sars-CoV-2 hospitalisiert werden mussten, 0,11 Prozent auf die Intensivstation mussten und 0,16 Prozent hauptsächlich an den Folgen einer Covid-19-Infektion starben. Frauen infizierten sich häufiger als Männer. Die Männer entwickelten jedoch öfters einen schweren Krankheitsverlauf und die Todesrate bei den Männern (Altersgruppe 50 +) war zweimal so hoch wie bei den Frauen.
Die meisten Ansteckungen wurden bei der Altersgruppe der 90+ festgestellt (20 Prozent) und bei den 15- bis 20-Jährigen (18 Prozent). Bei den 65- bis 74-Jährigen steckten sich 7,6 Prozent an. Die Untersuchung ergab, dass die Erkrankungsrate stark vom Herkunftsland der Betroffenen abhängt. So lag dieser Inzidenzwert bei in Deutschland geborenen Bewohnern Luxemburgs bei 8,6 Prozent, wohingegen er bei Personen aus Ländern Ex-Jugoslawiens 25,7 Prozent betrug. Bei in Luxemburg zur Welt gekommenen Bürgern lag der Inzidenzwert bei 12,8 Prozent. Da letztere aber knapp 55 Prozent der Bevölkerung stellen, entfiel der Großteil der Infektionen auf sie.
Einkommen und Infektionsrisiko
Besonders stark betroffen waren in Portugal geborene Einwohner, doch sie entwickelten wegen der hohen Impfrate einen weniger schweren Krankheitsverlauf. Anders hingegen Personen aus Ex-Jugoslawien, die im Verhältnis zu ihrer Zahl in Luxemburg weit häufiger mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die schwache Durchimpfung erkläre diesen Umstand nur zum Teil, heißt es in der Studie. Dieser Personenkreis sei bereits vor Beginn der Impfkampagne häufiger infiziert worden als andere Bevölkerungsgruppen. Mögliche Erklärungen für Unterschiede im Infektionsgeschehen allgemein könnten Unterschiede bei der Einhaltung von Schutzmaßnahmen, eine stärkere Risikobelastung und höhere BMI-Werte sein, deutete Studienautorin Ioana Cristina Salagean (Statec) an.
Aufschlussreich ist die Studie über den Zusammenhang Einkommen und Infektionsrisiko. So liefen Haushalte mit einem zur Verfügung stehenden Jahreseinkommen von unter 25.000 Euro 1,5 Mal häufiger Gefahr, sich anzustecken, als Haushalte mit einem Jahreseinkommen von über 60.000 Euro. Zusätzlich stellten die Studienautoren diesbezüglich fest, dass es während des totalen Lockdowns quasi keinen Unterschied beim Ansteckungsniveau gab. Anders jedoch im Zeitraum September 2020 bis Mai 2021.
Nicht gleichmäßig getroffen
Wesentlich höher war bei Niedriglohnbeschäftigten ebenfalls das Risiko eines schweren Verlaufs der Covid-Krankheit. Die Gefahr, im Krankenhaus und auf der Intensivstation zu landen, war bei Haushalten mit einem verfügbaren Jahreseinkommen unter 25.000 Euro 1,6 Mal höher als bei Besserverdienern mit einem verfügbaren Jahreseinkommen über 60.000 Euro. Auch bei der Impfbereitschaft spiegelten sich im beobachteten Zeitraum das Lebensniveau der Haushalte, ihre Herkunft und ihre Beschäftigung wider. Die Impfrate bei besser gestellten Personen war 1,4 Mal höher als bei Geringverdienern.
In ihrer Schlussfolgerung schreiben die Studienautoren, dass den vorliegenden Untersuchungsergebnissen zufolge das Covid-19-Virus die Bevölkerung nicht gleichmäßig getroffen hat. Unterschiede wurden sowohl bei der Ansteckungs- als auch bei Hospitalisierungs-, Todes- und Impfrate festgestellt. Je schwächer die sozioökonomische Lage der Personen vor der Pandemie war, umso stärker waren sie von Covid-19 betroffen.
Eine Behörde, die soziale Ungerechtigkeiten in Sachen Gesundheit bekämpfen möchte, müsse sich weiterhin bemühen, diese Unterschiede zu verstehen sowie Gesundheitserziehung, Information und Sensibilisierung dieser Zielgruppen zu fördern, heißt es weiter in der Studie.
Man werde die entsprechenden Kampagnen anpassen, so Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Insbesondere sollten Feinanalysen die Ursachen ermitteln, warum sich Personen nicht impfen möchten.
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Menschen mit einem Einkommen von unter 25000€ arbeiten bestimmt nicht von zu hause am Computer, die müssen ihr Leben riskieren.
des sozial Ongerechtegkeeten sin greisstendeels vun engem onfähegen an inkohärenten Krisenmanagement vun Seiten eiser Politik geschaafen gin.D’Vollek veronsechert durch regelmeisseg contradictoire an komplizeiert Mossnahmen souwei s’Spleckung vun eiser Gesellschaft durch Zweeklassesystem wéi geimpft an ongeimpft.Elo kennt nach déi Frechheet derbei,ze soen,dass dei sozial schwaach méi ufälleg sin.Wouzu eis Politiker jo bei Weitem net derzou geheieren bei engem Akommes vun mindestens 18.000 Euro de Mount.