/ „Die DTM ist mein Ziel!“: Der Luxemburger Pilot Dylan Pereira zum Porsche-Supercup
Dylan Pereira ist zurzeit wohl Luxemburgs bekanntester Vertreter im internationalen Motorsport. Wie bereits in den drei Jahren zuvor bestreitet er den hart umkämpften Porsche- Supercup, der im Vorprogramm zur Formel 1 stattfindet.
Von Norbert Nickels
Neben der internationalen Porsche-Top-Serie, dem Supercup, tritt Dylan aber auch noch im Carrera-Cup an. Somit wird er 2019 nicht weniger als 28 Rennen in einem Porsche 911 bestreiten, und dies in dem wohl erfolgreichsten Team dieser Meisterschaften: der österreichischen Mannschaft von Walter Lechner. Dieses Team ist im Supercup mehr oder weniger vergleichbar mit Ferrari und Mercedes in der Formel 1. Vor dem ersten Porsche-Supercup-Rennen, im Rahmen des ersten europäischen Formel-1-GP in Barcelona am kommenden Wochenende, erklärte der aufstrebende Luxemburger Rennfahrer, welche Ziele er in dieser Saison verfolgt. Zum Auftakt des Porsche Carrera Cup gab es an diesem Wochenende bereits einen 17. und einen 8. Platz am Hockenheimring.
Sie bestreiten Ihre vierte und möglicherweise für die Rennzukunft sehr entscheidende Saison im internationalen Porsche-Supercup. Wie haben Sie sich vorbereitet?
Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren: viel Mental- und Fitnesstraining, natürlich auch Tests im Auto selbst. In den letzten Wochen haben wir fünf Tage in Barcelona, in Most und in Hockenheim getestet. Seit Ende April habe ich zu Hause einen statischen Rennsimulator installiert. Diesen kann ich genau auf das Rennauto einstellen, mit dem ich die Rennen bestreite, also meinen Porsche 911. Das hilft, um genau auszutesten, wie ich mich auf der Strecke verhalte.
2017 waren Sie dreimal auf dem Siegerpodest gelandet, 2018 lediglich zweimal. War 2017 die bessere Saison?
Nein, das kann man wirklich nicht so sagen. Das Niveau des Supercups steigt jedes Jahr: 2018 war das Level höher als 2017 und 2019 wird es noch höher sein. 2017 hatte ich vielleicht eine Podiumsplatzierung mehr, doch insgesamt war ich 2018 viel konstanter. Ich bin letztes Jahr zweimal ausgefallen. Wenn ich das Ziel gesehen habe, war ich meistens unter den Top 5. 2017 war dies oft mit etwas Glück verbunden, wohingegen ich letztes Jahr wirklich bei jedem Rennen den nötigen Speed hatte, um um Podiumsplätze zu kämpfen. Die zwei erwähnten Ausfälle haben mich natürlich in der Endabrechnung zurückgeworfen, sodass es am Schluss nur zu Platz 7 reichte.
Sie bezeichnen sich als „Professional Racing Driver“. Verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt mittlerweile ausschließlich mit dem Motorsport?
Ich bin immer noch als Elitesportler bei der Luxemburger Armee, aber ich sehe das Rennfahren als meinen Beruf an. Ich bin von der Armee für das Rennfahren freigestellt und werde auch von der Armee bezahlt.
Sie haben 2016 sofort im internationalen Supercup begonnen und erst letztes Jahr neben dem Supercup auch den deutschen Carrera-Cup bestritten, um mehr Kilometer und mehr Erfahrung zu bekommen. Wäre es im Nachhinein nicht besser gewesen, zuerst in einem nationalen Cup zu beginnen?
Dies mag schon sein, doch wenn wir nur national begonnen hätten, wäre es noch schwieriger gewesen, Sponsoren zu finden. Sponsoren finanzieren natürlich lieber ein Auto, das im Rahmenrennen der Formel 1 fährt, als eines nur für nationale Veranstaltungen.
Man kann trotzdem davon ausgehen, dass es weiterhin schwierig bleibt, luxemburgische Sponsoren zu finden?
Ja, aber es wird mit der Zeit immer besser. Da ich nach und nach bekannter werde und ich somit immer öfter in der Presse auftauche, wird es natürlich auch leichter, was Sponsoren betrifft. So konnte ich schon letztes Jahr viel mehr Geld auftreiben als im Vorjahr. Mir hilft aber, dass ich so unheimlich viele (Red. kleine) luxemburgische Sponsoren habe, was mir inzwischen den Spitznamen „Stickerman“ eingebracht hat.
Wie viel muss man eigentlich dem Team Lechner zahlen, um eine Saison zu bestreiten?
Es sind nicht die Teamsponsoren, die dafür aufkommen. Für den Supercup sind dies 350.000 Euro und für den deutschen Carrera-Cup sind es weitere 300.000 Euro. (Hinzu kommen ja noch die Reise- und Hotelkosten, d.Red.). Ich bin froh und dankbar, dass die „Pereira Family & Friends“ (die vielen kleinen Aufkleber) mich tatkräftig finanziell unterstützen.
Im Lechner-Team haben Sie starke Teamkollegen, u.a. Michael Ammermüller, amtierender Doppelchampion, Julien Andlauer, der die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, oder Tio Ellinas, den englischen Carrera-Champion. Allein diese Teamkollegen zu schlagen, wird nicht einfach werden …
Ja, das stimmt. Die ersten Gegner, die es zu schlagen gilt, sind immer die Teamkollegen. Ich bin zuversichtlich, denn ich habe die volle Unterstützung meines Teamchefs, der auf die Jugend und auf die Zukunft setzt und der mich in den letzten zwei Jahren richtig gut aufgebaut hat. Mein Ziel dieses Jahr ist ganz klar, in die Top drei zu fahren, Rennen zu gewinnen und, wenn es sehr gut läuft, vielleicht sogar die Meisterschaft. Die Gesamtwertung ist für mich sehr wichtig, denn dafür muss man beständig sein und clever fahren. Um einen Rennsieg zu erzielen, musst du oft volles Risiko fahren. Um Champion zu werden, musst du hingegen konstant sein und dich auch mal mit einem zweiten oder dritten Platz zufriedengeben.
Sie fahren als luxemburgischer Autosportler regelmäßig im Vorprogramm der Formel 1. Allerdings sind Sie in Ihrer Kart-Zeit gegen einige der Piloten gefahren, die derzeit in der Formel 1 starten …
Der Bekannteste ist wohl Max Verstappen, mit dem ich in Belgien mit dem Kartingsport begonnen habe. Ich war nur unbedeutend langsamer als er. Ich bin auch gegen Esteban Ocon, Pierre Gasly und Lance Stroll gefahren. Letzteren habe ich übrigens immer geschlagen …
Er hatte es wohl viel leichter, da sein Vater einfach ein Formel-1-Team gekauft hat.
Bereits in der Kart-Zeit haben die finanziellen Möglichkeiten immer bedeutend mitgespielt. Verstappen und Co. hatten immer die besten Werksmotoren, die vor jedem Rennen getauscht wurden. Wir hatten natürlich bei weitem nicht diese Möglichkeiten.
Bis jetzt war Ihre Familie bei fast allen Rennen immer ganz nah mit dabei. Empfinden Sie dies als gute Unterstützung oder es ist eine Belastung und Ablenkung?
Wir werden das in diesem Jahr anders machen. Meine Familie wird nur bei bestimmten Rennen dabei sein, besonders bei denen, wo auch viele Sponsoren anwesend sind. Mein Vater wird sich um die Sponsoren kümmern, sodass ich weniger abgelenkt sein werde. Auch werde ich immer in einem anderen Hotel schlafen als meine Familie und mich auch mit meinem eigenen Auto am Rennwochenende bewegen. Porsche legt großen Wert darauf, dass die Fahrer eigenständig und unabhängig sind.
Elektro-Rennen tauchen jetzt fast in allen Sparten auf, sei es Formel-E, Rallyecross oder Tourenwagen. Ihr Arbeitgeber, Porsche, wird ab diesem Herbst auch werksseitig in der Formel-E an den Start gehen. Was denken Sie allgemein darüber?
Ich bin der Meinung, dass Elektroautos über die nächsten Jahre ein Hype sein werden. Ob es jedoch immer so weitergehen wird, bezweifle ich. In puncto Elektro-Racing bin ich natürlich für alles offen. Sollte sich zukünftig eine Möglichkeit in diese Richtung ergeben, dann bin ich natürlich mit dabei. Momentan aber bevorzuge ich es noch, wenn es etwas lauter ist.
Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren?
Ich hoffe, dass 2019 mein richtiger Durchbruch im deutschen Porsche-Cup und im Supercup kommen wird und dass ich dann einen Test und vielleicht sogar einen Platz in der DTM bekommen kann. Das ist schon mein Ziel, zumal diese Sprintrennen mir sehr gut liegen. Ich wäre natürlich auch sehr glücklich, in Zukunft bei Rennen wie den 24 Stunden von Spa oder bei den 24 Stunden von Le Mans ein gutes Endresultat einzufahren.
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