Feierlichkeiten / Die Düdelinger Bibliothek blickt auf 100 Jahre Geschichte(n) zurück
In den 1920er-Jahren hat die heutige „Bibliothèque régionale“ ganz klein angefangen. Im Zweiten Weltkrieg musste sie für Propagandazwecke herhalten. Als inklusiver Begegnungsort feiert sie in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen.
„Eine Bibliothek ist eine lokale Tür und Zugang zum Wissen“, sagt Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Düdelinger regionale Bibliothek wurde wahrscheinlich 1921 offiziell eingeweiht. Damals befand sich die „Forge du Sud“, die 1907 den Stadt-Titel erhielt, mitten im Industrialisierungsprozess. Die damalige „Volksbibliothek“ hatte den klaren Auftrag, den Arbeitern Bildung zu ermöglichen. Nach 100 Jahren hat die „Bibliothèque régionale“ immer noch diese Mission, hinzugekommen sind pädagogische und soziale Aspekte, sodass die Räumlichkeiten heute zu einem Treffpunkt geworden sind.
Die Bibliothek ist in all den Jahren mehrmals umgezogen. 1932 fand ihre Einweihung im Rathaus statt. „Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie, wie alle anderen Bibliotheken des Landes, von den deutschen Besatzern zu Propagandazwecken missbraucht“, berichtet die Leiterin der Bibliothek, Friederike Migneco. Zur Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Stadtbibliothek hat sie das Buch „La Bibliothèque publique régionale de Dudelange: le Centenaire (1921-2021)“ verfasst. Herausgeber ist die Stadt Düdelingen. Nach dem Krieg musste der damalige Gemeinderat die Bibliothek neu erschaffen, so Migneco weiter, die 1998 in Düdelingen angefangen hat. Der alte Bestand war eliminiert worden, sodass wieder alles von Grund auf neu aufgebaut werden musste.
Ebenfalls im Jahr 1998 wurde die Bibliothek in dem Gebäude gegenüber vom Rathaus untergebracht, in dem sich heute die Büros der Gesundheitskasse CNS befinden. 2003 ist sie an ihre Adresse in der rue du Commerce gezogen und erstreckt sich auf über 600 Quadratmeter. Sieben Mitarbeiter kümmern sich um die Leser und den Bestand. Heute sind über 35.000 Titel erhältlich und mehr als 143.000 E-Books abrufbar. Die Düdelinger Stadtbibliothek ist auch Mitglied des „Réseau des bibliothèques luxembourgeoises“.
„Die Bibliothek hat auch das Ziel, eine mögliche Angst vor dem Buch zu nehmen“, so der Ressortschöffe Loris Spina (LSAP). Zu diesem Zweck finden in den Räumlichkeiten seit über 20 Jahren Leseateliers und Workshops statt. „Es geht darum, zu sensibilisieren und Kinder an das Lesen heranzubringen.“ So wird ein positiver Zugang zum Buch geschaffen, etwa durch Lesungen, an denen zu normalen Zeiten Schüler oder Kinder aus den „Crèches“ und „Maison relais“ teilnehmen. Während der Pandemie muss dies in einem strengeren Rahmen stattfinden.
Auf diesem Weg lernten die Kinder, ihre intellektuellen Fähigkeiten zu entwickeln. Den Erwachsenen diene die Bibliothek als Informationsquelle, so der Schöffe weiter. Lesen bedeute aber auch, abschalten zu können und das Entfliehen in eine andere Welt. „Nicht nur – doch auch während der Pandemie ist das den Menschen zugutegekommen“, findet Spina.
Die Feierlichkeiten laufen bis Dezember
In den nächsten Monaten stehen Lesungen und Theatervorstellungen im Rahmen des „Centenaire“ auf dem Programm. Aufgrund der aktuellen Situation werden sie größtenteils im regionalen Kulturzentrum Opderschmelz stattfinden. Luxemburger Schriftsteller wie Roland Meyers und Francis Kirps wie auch internationale Autoren, darunter Wladimir Kaminer, finden den Weg nach Düdelingen. Der bekannte Tatort-Schauspieler Miroslav Nemec wird im Juni für das Melodrama „Alexis Sorbas“ auf der Bühne stehen. Im Oktober erzählen dann die Schauspielerinnen Gesine Cukrowski, Ann-Kathrin Kramer und Barbara Auer das Leben der drei Schriftstellerinnen Bettina von Arnim, Else Lasker-Schüler und Erika Mann.
Weitere Veranstaltungen sind eigens für Kinder und Jugendliche entstanden. Isabelle Bolliri, Mitarbeiterin der Düdelinger Stadtbibliothek, hält selbst Lesungen für Kinder im Freien. Geplant ist außerdem ein Spaziergang durch Düdelingen mit der Geschichtenerzählerin Betsy Dentzer und die vielseitige Künstlerin Luisa Bevilacqua nimmt die Kinder mit auf eine spannende Zeitreise.
Für Dezember ist die Ausstellung „Die Düdelinger Stadtbibliothek – 100 Jahre Geschichte“ geplant. An Tafeln wird die Geschichte der Bibliothek erst chronologisch und dann thematisch aufgearbeitet. Am 14. Dezember werden die Feierlichkeiten mit einem offiziellen Festakt abgeschlossen.
Net mei‘ unruffen, Sie wellen keng geschenkten Bicher !