Landwirtschaft / „Die Dürre wird sich weiter verschärfen“: Die Hitzeblase erreicht am Montag Luxemburg
Es ist heiß im Großherzogtum – und trocken. Eine Besserung ist laut Meteorologe Philippe Ernzer demnächst eher unwahrscheinlich. Sollte im Juli weiterhin so wenig Regen fallen, dann wäre das laut ASTA-Direktor Marc Weyland „eine Katastrophe“ für die Landwirte.
„Diese Woche ist eigentlich noch normales Sommerwetter – von Montag an kommen wir unter eine Hitzeblase, die über Südwesteuropa liegt“, sagt Philippe Ernzer, Betreiber der Wetterseite „Météo Boulaide“. Doch: So schlimm wie Spanien wird uns die Hitze nicht erwischen. Dort mussten die Menschen mit bis zu 44 Grad im Schatten kämpfen. Laut Ernzer soll das Thermometer am Dienstag in Luxemburg bis knapp 37 Grad klettern. Auch wenn diese glühende Hitze für das Großherzogtum nicht der Norm entspricht, ist es nicht die Sonne, die das größte Problem darstellt, sondern viel mehr die Abwesenheit von Regen.
Auch wenn vereinzelte Regenschauer möglich sind, „bringt das nichts“, sagt der Meteorologe. Am Dienstagabend bestehe laut amerikanischem Modell die Möglichkeit, dass ein paar Regentropfen oder ein Unwetter den Weg nach Luxemburg finden. „Ein großes Regenevent ist nicht in Sicht“, meint Ernzer. Heißt: Bis Ende Juli, Anfang August herrsche je nach Region ein Regendefizit. „Die Dürre wird sich weiter verschärfen.“ Es sei mittlerweile auch nachweislich bewiesen, dass diese Dürre- und Hitzewellen durch den Klimawandel bedingt zunehmen.
Momentan sei es wichtig, auf den eigenen Wasserverbrauch zu achten. Die Luxemburger Regierung hat am Mittwoch gemeinsam mit der Wasserwirtschaftsverwaltung dazu aufgerufen, sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Das erhöhte Brandrisiko ist laut Ernzer allerdings noch markanter als die hohen Temperaturen. „Ein Funken reicht aus“, sagt der Meteorologe. Ein Umstand, der unter anderem in Italien, Spanien und Frankreich Probleme verursacht. In den südeuropäischen Urlaubsländern brechen immer mehr Brände in den ausgetrockneten Wäldern aus.
CGDIS warnt vor Waldbränden
Das Risiko für Waldbrände steigt aufgrund ausbleibender Regenfälle auch in Luxemburg. Der Luxemburger Rettungsdienst CGDIS weist in einer Pressemitteilung auf Maßnahmen hin, keine Zigarettenstummel in die freie Natur zu werfen und kein Feuer im Freien zu machen. Besonders für Grillfans gilt: Nur an den dafür vorgesehenen Orten grillen und immer ein Löschmittel in der Nähe bereitstellen.
Auch soll vermieden werden, mit dem Auto durch Felder oder Wälder zu fahren und Flaschen oder Glasscheiben in die Natur zu werfen. Feld- oder Waldwege sollen freigehalten werden, falls das CGDIS doch eingreifen muss. Optimalerweise sollte jeder Kraftfahrzeughalter einen Feuerlöscher im Fahrzeug haben. Zudem sollen in der Landwirtschaft eingesetzte Maschinen auf mögliche Defekte überprüft und unbenutzte Tanks vorsorglich mit Wasser gefüllt werden, um die Feuerwehr im Notfall zu unterstützen. Auch sollen Landwirte bei der Arbeit auf dem Feld stets einen Pflug mitführen, um im Falle eines Brandes die Ausbreitung des Feuers durch Furchen begrenzen zu können.
„Viele Menschen sehen nur warm, warm, warm – doch Dürre hat nichts mit Hitze zu tun“, sagt Ernzer. Man könne wochenlang nur 20 Grad messen, wenn keine Regen falle, dann müsse man trotzdem mit den Folgen einer Dürre kämpfen. Der vergangene Winter sei auch schon relativ trocken gewesen, sodass der Boden nicht genügend Wasser speichern konnte. Die Konsequenz: „Wir sind früher am Punkt angekommen, dass die Trockenheit zu einer markanten Situation führen kann“, sagt der Meteorologe.
Trockener Juli könnte „eine Katastrophe“ sein
Auch die Luxemburger Landwirtschaft leidet unter langen Dürrephasen. Sollte diesen Monat kein oder fast kein Regen fallen, dann wäre das „eine Katastrophe“ – vor allem für die Kulturen, die jetzt noch kommen. Das sagt Marc Weyland, Direktor der „Administration des services techniques de l’agriculture“ (ASTA), gegenüber dem Tageblatt. Der Mais gehöre zu den Pflanzen, die jetzt unter einer Dürre leiden könnten. Die Maispflanze sei momentan in ihrer Blütephase und bilde Pollen – wenn es zu warm wird, sei die Pflanze entweder steril oder die Befruchtung funktioniere nicht richtig.
Wir würden uns jedenfalls in einer kritischen Phase befinden. Die Wiesen und Weiden würden jetzt auch nicht wachsen – „das ist kritisch“, so Weyland. Und: Beim Luxemburger Gemüse und Obst müsse bewässert werden, was wiederum während einer Trockenphase schwierig sei. „Entweder es ist Wasser da, dann wird es teuer, oder es ist kein Wasser da, dann wird es kritisch“, sagt Weyland.
Verschiedene Kulturen, wie etwa Gerste, seien von der Dürre allerdings nicht betroffen, weil die schon zum Teil geerntet wurden. Im Süden des Landes habe die Weizenernte angefangen – die Hauptgetreideart in Luxemburg –, die sei von dieser Hitzewelle ebenfalls nicht betroffen.
Erste Bilanz nach Ernte
Für den Einkauf im Supermarkt würde eine Dürre jetzt sofort noch nichts bedeuten. Sowieso müsse man die Ernte auch regional analysieren. „In Frankreich sind beispielsweise Pfirsiche und Aprikosen ‚en masse‘ da, habe ich mir sagen lassen“, so Weyland. Doch: In Kombination mit Covid-19 und dem Ukraine-Krieg könnten verschiedene Produkte in eine „angespannte Situation“ kommen – wie etwa das Getreide. Trotzdem sei es immer schwierig, eine Prognose zu machen.
„Die Situation ist besorgniserregend – aber wir haben das schon so oft mitgemacht, wir müssen nach der Ernte Bilanz ziehen“, sagt Weyland. Die Luxemburger Kulturpflanzen seien wesentlich resistenter, als wir glauben – „die haben schon sehr viel überstanden“, sagt der ASTA-Direktor. Und: „Das sind Situationen, auf die wir uns in Zukunft einstellen müssen.“ Man könne auch resistentere Kulturen in Luxemburg anpflanzen – „obwohl es natürlich nie so gut ist, wenn man sich mit anderen Arten anpassen muss, die vielleicht trotzdem weniger Ertrag bringen“, meint Weyland. So könnten Sonnenblumen, Sorghum und Soja die momentanen Wetterbedingungen besser überleben.
„Wir wissen noch nicht, wie markant diese Trockenphase sein wird, aber in den nächsten Jahren wird es sicherlich zu noch schwierigeren Situationen kommen“, gibt auch Philippe Ernzer zu bedenken. Deswegen müssten wir unsere Vorgehensweise für die nächste Zeit anpassen.
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