/ Die Erfahrung macht’s: Ein Blick auf die Organisation des Damen-Wettbewerbs Fed Cup
Am Mittwoch kommt es im Escher „Centre national de tennis“ (CNT) zu einer Premiere. Luxemburg wird zum allerersten Mal Ausrichter einer Fed-Cup-Kampagne sein. Für die Organisatoren war es sicherlich von Vorteil, dass sie auf die nötige Erfahrung und Routine in puncto Organisation zurückgreifen konnten.
Es ist noch gar nicht so lange her: Vor knapp drei Monaten bekam der luxemburgische Tennisverband FLT den Zuschlag, den Fed Cup der Europa-/Afrikazone, Gruppe II austragen zu dürfen. Die gute Infrastruktur und das nötige Organisationstalent gaben letztendlich wohl den Ausschlag, dass das Großherzogtum am Ende das Rennen machte. „Ich bin richtig froh darüber, dass wir diese Top-Veranstaltung an Land gezogen haben“, zeigt sich FLT-Präsident Claude Lamberty zufrieden.
Heute ist es dann so weit: Das Programm für vier spannende Spieltage steht. Die letzten Vorkehrungen wurden noch kurz vor der Veranstaltung abgeschlossen. „Seit gut zehn Tagen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Neben den vielen Schildern und Plakaten mussten auch Werbebanden installiert werden“, erzählt Lamberty. „Außerdem musste das ‚Village‘, wo den Gästen etwas zum Essen und Trinken angeboten wird, auf den Trainingsfeldern des TC Esch aufgebaut werden. Dafür mussten insgesamt drei Plätze abmontiert und vollständig mit Teppich und Plastikfolien bedeckt werden. Die diversen Logos und Banner der ITF mussten ebenfalls angebracht werden.“
Während am Centre-Court – abgesehen von den Werbebanden und einigen kleinen technischen Details – nur wenige Änderungen notwendig waren, musste auf Court 1 so einiges an Arbeit verrichtet werden. Tribünen wurden aufgebaut und ein riesiger schwarzer Vorhang wurde aufgehängt, um den Spielerinnen ideale Wettbewerbsbedingungen zu bieten. Ein hoher Standard muss den Sportlern auf diesem Niveau nämlich gewährleistet sein. Zum Vergleich: Beim Junioren-Turnier Nature Element Luxembourg Indoor Junior Open werden diese Vorkehrungen auf Court 1 nicht getroffen. Hier trennt nur ein Netz den Zuschauer- vom Spielerbereich.
Know-how und Erfahrung
Bei der Organisation kam der FLT aber vor allem die Erfahrung zugute, die sie über die letzten Jahren mit der Austragung von Turnieren gesammelt hat. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass im Escher Tenniszentrum ein internationales Event ausgetragen wird. Neben den vielen Davis-Cup-Turnieren haben bereits mehrere Juniorenwettkämpfe im CNT stattgefunden.
„Ohne das bei früheren Veranstaltungen erlangte Know-how wäre es sehr schwierig geworden, diesen Fed Cup zu organisieren. Denn wir als Verband bekamen erst relativ spät die Zusage der ITF (International Tennis Federation, Anm. d. Red.), dieses Event hier ausrichten zu dürfen“, verrät das FLT-Oberhaupt. „Die gesamte Struktur, die wir vorher für den Davis Cup entwickelt haben, konnten wir auch diesmal wieder einbauen. Wir mussten sie lediglich ein wenig weiterentwickeln, schließlich sind beim Fed Cup sieben Nationen (normalerweise acht, aber Moldawien hat abgesagt, Anm. d. Red.) statt nur zweier wie beim Davis Cup am Start.“
Doch die Anzahl der Teilnehmer hat ebenfalls Auswirkungen auf den Transport, denn beim Fed Cup müssen mehrere Delegationen nach Esch gebracht werden. Zahlreiche Kleinbusse mussten somit bereitgestellt werden.
Um ein solches Event organisatorisch stemmen zu können, darf es nicht an der nötigen Manpower fehlen. Jede helfende Hand wird gebraucht. Insgesamt greifen mehr als 100 Freiwillige dem Organisationsteam unter die Arme. „Da ist keiner zu viel. Es müssen nämlich so viele Bereiche wie Transport, Organisation, Presse, Catering, VIP, Linienrichter usw. abgedeckt werden. Viele dieser ‚bénévoles‘ sind auch im Vorstand des Verbands aktiv“, gibt Lamberty zu verstehen.
ITF-Anforderungen
Die Organisatoren selbst müssen vor allem darauf achten, den vielen Anforderungen der ITF gerecht zu werden. Festgehalten sind diese im sogenannten „cahier des charges“. Dort steht bis ins kleinste Detail erklärt, auf welche Punkte geachtet werden muss. Dazu gehören Aspekte wie das Aufrichten der Werbebanden und die Tatsache, dass zwei professionelle Schlägerbespanner vor Ort sein müssen. „Dieses Heft ist quasi so dick wie die Bibel“, schmunzelt Lamberty.
Bei Nichteinhalten dieser Regeln würde die ITF eingreifen. Der Oberschiedsrichter behält deshalb alles genau im Auge. Aus diesem Grund fand auch am Morgen vor der Veranstaltung noch ein Treffen mit allen Kapitänen statt. Hier werden den jeweiligen Teamchefs noch einmal die wichtigsten Regeln und Abläufe erklärt, wie sie sich auf und neben dem Platz zu benehmen haben.
Der Kostenpunkt für die gesamte Veranstaltung beträgt rund 200.000 Euro. Der Großteil floss in die Infrastruktur. Die Beleuchtung und der Belag der Spielplätze mussten erneuert werden. Dank der Hilfe des Sportministeriums, der Gemeinde Esch und diverser Sponsoren kann diese Veranstaltung finanziell gestemmt werden. Für das Gros der Ausrüstung oder die Anfertigung der Werbebanner muss die FLT selbst aufkommen. Die ITF hingegen hat nur wenige Banner mitgeliefert.
Der FLT-Präsident weist darauf hin, dass sich dieses Event aus wirtschaftlicher Sicht nie und nimmer lohnen wird. „Wir sind uns bewusst, dass wir mit dieser Veranstaltung rote Zahlen schreiben werden. Sogar wenn jeder Tag ausverkauft wäre und die Zuschauer viel konsumieren würden, wäre es aus wirtschaftlicher Sicht nicht auszugleichen. Aber das ist es uns wert. Wir wollten unseren Spielerinnen diese einmalige Angelegenheit bieten, zum ersten Mal vor heimischem Publikum antreten zu können.“ Nun bleibt zu hoffen, dass sich dieser finanzielle Aufwand aus sportlicher Sicht auch lohnen wird.
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