Gastronomie / Die Erfolgsgeschichte „Chiche!“ auf Expansionskurs
Die Escher mussten länger auf ihr „Chiche!“ warten als geplant. Doch das Warten hat sich gelohnt. Restaurantleiterin Marianne Donven ist nach anderthalb Monaten in der Alzettestraße mehr als zufrieden. Das Konzept, Flüchtlingen Arbeit und Kunden leckeres Essen zu bieten, geht auch im Süden auf.
Eigentlich hatte sich Marianne Donven zum Ziel gesetzt, das libanesische Restaurant in der Alzettestraße 125 im März zu eröffnen. Doch dann kam der Lockdown. Alles lag erst mal auf Eis, niemand wusste, wie es weitergeht. Als die Restaurants Ende Mai wieder öffnen durften, musste sich das Team des „Chiche!“ erst einmal sammeln. „Die Hygienemaßnahmen umzusetzen, war gar nicht so einfach. Deshalb haben wir uns noch zwei weitere Wochen Zeit gelassen“, sagt Donven, die seit kurzem sowohl das „Chiche!“ in Esch als auch dessen „große Schwester“ auf Limpertsberg alleine leitet.
„Endlich!“, sagen die Escher Gäste, als das neue Lokal am 15. Juni seine Türen öffnet. In den ersten beiden Wochen habe es einen regelrechten Rush gegeben, sagt die 54-Jährige. „An den Wochenenden waren wir komplett ausgebucht. Wir haben richtig gemerkt, dass die Menschen uns erwartet haben!“ Seitdem hat das Restaurant von montags bis freitags immer von 10.00 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Dass sie eigentlich auch samstagmittags aufhaben müssten, weil dann viele Passanten durch die Alzettestraße schlendern, weiß Donven. Das sei bisher jedoch logistisch nicht möglich.
Eine andere Welt
Weil die Küche in Esch nämlich viel kleiner ist als die auf Limpertsberg werden einige Vorspeisen in der Hauptstadt vorbereitet und nach Esch geliefert. Die Karte ist unterdessen reduziert, libanesische Klassiker wie Falafel und Schawarma, ein Fleischgericht aus der arabischen Küche, dürfen jedoch nicht fehlen.
Zubereitet werden die Leckereien in Esch dann entweder von Hussin oder Mahmoode. Die beiden Köche wechseln sich mittags und abends ab. Dabei ist Hussin der Verantwortliche der Küche in Esch. Er wurde eigens vom Chefkoch Chadi, der die Küche in der Hauptstadt leitet, eingewiesen. Dem 32-jährigen Afghanen gefällt die Arbeit am neuen Standort gut. Zuvor hat er knapp anderthalb Jahre im Team in Hollerich und anschließend auf Limpertsberg gearbeitet – eine andere Welt als im kleineren Restaurant in Esch. Denn hier ist er für alles Verantwortlich und nicht mehr nur ein Glied einer Kette.
Hussin ist zudem der einzige im Team, der eine professionelle Ausbildung als Koch hinter sich hat. 2017 hat er diese im „Lycée technique de Bonnevoie“ abgeschlossen. „Hussin hatte es deshalb nicht immer einfach“, schmunzelt Marianne Donven. Er musste den anderen immer und immer wieder erklären, wie sie die Dinge richtig machen. „Inzwischen haben sie es verstanden“, sagt Hussin erleichtert.
2009 ist er in Luxemburg angekommen. Geflüchtet vorm Krieg. In seiner Heimat war er Teppichverkäufer. Weil er diesen Beruf im Großherzogtum nicht fortführen kann, beschließt er, Koch zu werden. „In der Küche habe ich mich schon immer wohlgefühlt“, sagt er. In Luxemburg fühlt er sich auch wohl, besitzt inzwischen sogar die doppelte Nationalität. „Gromperekichelcher“ und „Bouneschlupp“ sind für ihn keine Herausforderung mehr. Dass er als Koch immer hinzulerne, immer andere Richtungen ergründen kann, gefalle ihm am besten. Zum „Chiche!“ ist er gekommen, weil er Chefkoch Chadi beim interkulturellen Projekt „Cuisines du monde“ kennengelernt hat. Die beiden werden Freunde, später auch Arbeitskollegen.
Strich durch die Rechnung
Das Team in Esch besteht aktuell aus acht Personen, Marianne Donven einbezogen. Die meisten von ihnen haben davor auf Limpertsberg gearbeitet. „Mein Ziel war es eigentlich, sechs bis acht weiteren Flüchtlingen hier die Chance auf einen Job zu ermöglichen“, sagt sie. Die Krise habe ihr dabei jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass sie bisher erst eine Frau aus Eritrea neu einstellen konnte.
Bisher hat Marianne Donven sich in Esch selbst um den Kundenempfang und die Reservierungen gekümmert. Weil sie inzwischen jedoch die Leitung beider Restaurants übernommen hat, plant sie zeitnah, sowohl in Esch als auch auf Limpertsberg eine „sous-gérante“ einzuarbeiten.
Seit knapp zwei Wochen sei die Auswirkung der Krise in der Hauptstadt wieder vermehrt spürbar. Donven führt dies auf die Angst der Menschen durch steigende Infektionszahlen zurück. „Mittags hatten wir sonst um die 120 Gäste, aktuell sind es 25 bis 40“, sagt sie. Home-Office sei ein weiterer Grund für die wenigen Besuche in der Mittagspause. Deshalb sei beschlossen worden, das „Chiche!“ in der Hauptstadt im August mittags geschlossen zu lassen.
Freundlicher Süden
In Esch bleiben die Öffnungszeiten derweil, wie sie sind. „Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen“, sagt die 54-Jährige. In der Alzettestraße sei die Kundschaft eine ganz andere, außerdem gebe es viel mehr Passanten, die auch mal nachmittags auf der Terrasse Platz nehmen, um etwas zu trinken. Sie beschreibt die Kunden im Süden zudem als entspannter und freundlicher. „Sie haben Freude daran, essen zu kommen und nehmen sich Zeit“, sagt sie. Das sei auf Limpertsberg leider nicht immer so.
Angesichts einer zweiten Welle will das „Chiche!“ in Esch bald verstärkt auf Takeaway setzen. „Bald sind wir auf allen gängigen Bestell-Plattformen zu finden. Und eine Telefonnummer kriegen wir auch demnächst“, verspricht sie. Bisher kann eine Reservierung nur online getätigt werden. Die Escher würden allerdings täglich nach einer Telefonnummer fragen.
Zukunftsmusik
Marianne Donven hat in den kommenden Monaten und Jahren noch einiges vor. Derzeit arbeite sie mit der Leudelinger Gemeinde an einem eventuellen Projekt in einem Wohnhaus. Falls es klappt, will sie dort eine andere Art Küche anbieten. In trockenen Tüchern ist allerdings noch nichts. „Ein viertes Restaurant würde ich auch noch schaffen“, lacht sie. An der Mosel, schwebt ihr vor. Es sei einmal ein junger Mann zu ihr gekommen und habe von einem Haus direkt gegenüber der Mosel gesprochen, das noch drei Jahre leer steht und in dem ein solches Projekt möglich wäre. „Leider hat er sich nie wieder gemeldet. Ich wäre sofort dabei!“, sagt Donven motiviert. Der junge Mann von der Mosel solle sich doch bitte melden.
Auch wenn ihre Partner am Anfang nicht überzeugt von der Idee waren, ein „Chiche!“ in Esch aufzumachen, Marianne Donven konnte sie eines Besseren belehren. „Es war zu 100 Prozent die richtige Entscheidung!“, ist sie sich ganz sicher.
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Mär wuaren de Freiden am Chiche zu Esch. Mega lecker an ganz léiwe Service. Flotten Dekor. Der Mad. Donven an hirem Team wënsche mär vill Erfolleg. Respekt Madam fir dat wat där fir d’Flüchtlinge macht. Mär komme gären erëm😋👍☺️
Ech war och e Freideg do a kann nëmmen bestätigen, einfach Top wat do geleescht gëtt