Gastronomie / Die Escher Kultkneipe „Pitcher“ hat wieder geöffnet – sogar mit Terrasse
Zweieinhalb Monate lang war es still auf dem kleinen Platz an der Escher Grand-rue, wo sich sonst die Gäste der Kultkneipe Pitcher an der frischen Luft versammeln. Die Stammkunden mussten sich noch das lange Pfingstwochenende über gedulden, bis sie am Dienstag endlich wieder „e Mini“ oder „e Cola-Wäin“ in ihrem liebsten Café der Stadt genießen konnten – und diesmal sogar im Sitzen statt im Stehen.
Fünf Tische stehen am frühen Dienstagabend auf dem kleinen Platz vor dem Pitcher. Sie alle sind besetzt. In den kommenden Tagen sollen vielleicht noch welche dazukommen. Jemp und J-C, die beiden Betreiber der Kultkneipe, hatten sich die Erlaubnis für eine Terrasse kurzfristig bei der Gemeinde eingeholt. Eigentlich ist in ihrem Laden nämlich Stehen angesagt – das gehört sozusagen zum Flair dazu.
Claude, der andere Claude, Milena und Sabrina finden die neue Situation gar nicht mal so übel. „Es hat schon was, hier draußen zu sitzen“, findet Milena. Ob sie Stammkundin ist? „Nö, ich war jetzt über zwei Monate nicht hier“, spaßt sie. Aber im Ernst, alle vier hätten sie es vermisst, den Feierabend im Pitcher zu verbringen.
Es sei okay, wieder zu arbeiten, sagt Jemp: „Es ist eine neue Situation und wir müssen sehen, wie es sich entwickelt.“ Wenn zu viele Menschen kommen würden, müsse er sie wieder wegschicken. Um zu garantieren, dass jeder Gast sich an die Auflagen hält, wird nur bedient, wer an einem Tisch sitzt. Pro Tisch sind nur vier Personen erlaubt. Ist kein Tisch mehr frei, muss derjenige warten – oder gehen. Glücklich sieht Jemp dabei nicht aus. Generell wirkt der Barbesitzer angespannt. Das ist ihm sogar mit Stoffmaske auf Nase und Mund anzusehen.
Gut für die Kunden
Das Getränkelager ist trotz anfänglicher Sorgen von J-C inzwischen gut gefüllt. „Um das zu garantieren, haben wir ja erst ein paar Tage später aufgemacht“, sagt Jemp. Ob es sich überhaupt lohnt, den Laden zu öffnen? „Es ist besser, als ganz geschlossen zu bleiben“, sagt Jemp, und fügt etwas leiser hinzu: „Zumindest für die Kunden.“ Um 18.20 Uhr muss er die ersten Gäste wegschicken. Für Yannick und seine beiden Freunde ist kein Tisch mehr frei. Der Laden ist voll – wenn auch lange nicht so voll wie an einem Sommerabend vor Corona.
Yannick verlässt das Café wieder. Draußen angekommen, zieht er seine Maske aus – und teilt seinen Kumpels die traurige Botschaft mit: kein Platz mehr. Wütend darüber ist er nicht. „Ich kann das gut verstehen. So sind die Regeln, mit denen spielen wir jetzt“, sagt er und denkt auch an die Betreiber. Für sie sei es bestimmt nicht cool, Kunden wegschicken zu müssen. Ob die drei Jungs warten, bis ein Tisch frei wird? Eher nicht. „Diejenigen, die ins Pitcher kommen, bleiben meist eine Weile“, meint Yannick mit einem Lachen. Das Trio macht sich auf die Suche nach einem anderen Plätzchen für ein Feierabendbier.
Fast nur Stammkunden
Luc und sein Vater Robby waren etwas früher dran und hatten demnach Glück: Ganz entspannt sitzen sie mit einem Mini drinnen, in der hinteren Ecke des Cafés. Beide haben sie das Pitcher vermisst. Komisch, unter gegebenen Umständen wieder hier zu sein, finden sie es nicht. Bis auf den Umstand, dass niemand an der Bar stehen – oder sitzen – darf, ist die Atmosphäre im Innern des Cafés eigentlich wie immer. „Ich glaube, heute ist niemand zum ersten Mal hier“, vermutet Robby, dem noch kein unbekanntes Gesicht aufgefallen ist.
Als J-C mit einer eigens für ihn angefertigten Maske in seinen Laden kommt, hält er einigen Gästen die Faust hin. „Solche Pitcher-Masken könnte er verkaufen“, findet Robby. J-C selbst freut sich, dass das Pitcher wieder geöffnet hat. Es sind die Stammkunden, die gekommen sind, um auf die Wiedereröffnung ihrer liebsten Escher Kneipe anzustoßen. „Ça fait plaisir“, murmelt J-C unter seiner Maske hervor und eilt gleich zum nächsten Kunden, der gerade „e Mini“ bestellt.
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