/ Die „fast“ perfekte Etzella-Saison – Ein Rückblick auf die Basketball-Spielzeit
Die Basketballsaison ist seit Samstagabend beendet. Es war eine Spielzeit, die von der Etzella Ettelbrück dominiert wurde, die das Double feierte und in der gesamten Saison nur zwei Begegnungen verlor. Das Tageblatt wirf einen Blick zurück auf die vergangenen sieben Monate.
Profi-Spieler der Saison
Billy McNutt: „Wenn wir den Ausfall eines Spielers nicht kompensieren können, dann ist es der von Billy“, hatte der Ettelbrücker Jairo Delgado bereits in der Qualifikation erklärt. Wie wichtig der Kanadier für die kollektiv starken Ettelbrücker ist, unterstrich er nicht zuletzt in entscheidenden Spielen, in denen er in der letzten Saison noch Nerven zeigte. Auch wenn er nicht so spektakulär agiert wie beispielsweise sein Teamkollege Tim Coleman, stellt sich der 34-Jährige ganz in den Dienst der Mannschaft und macht die „Drecksarbeit“, die unter dem Korb nun einmal nötig ist.
Im der ersten Finalpartie zeigte McNutt dann auch eine seine besten Saisonleistungen und kam auf eine erstaunliche Statistik von 33 Rebounds, dies in einem Spiel, in dem der Gegner T71 gemeinsam auf gerade einmal 35 kam. Als McNutt im letzten Finalspiel während acht Minuten am Knie behandelt werden musste, wurde klar, was Delgado meinte. Ohne ihren Center-Spieler konnte Düdelingen im Rebound frei agieren. Mit einem Schnitt von 22,8 Punkten und 13 Rebounds pro Partie ist McNutt der Spieler der Saison.
Zuschauerschnitt, Finalserie:
Saison 2018/19 (best of five):
Ettelbrück – T71 Düdelingen
Spiel 1: 769
Spiel 2: 962
Spiel 3: 965
Spiel 4: 1.300
Schnitt: 999Saison 2017/18 (best of five):
Steinsel – Ettelbrück
Spiel 1: 725
Spiel 2: 713
Spiel 3: 600
Schnitt: 679Saison 2016/17 (best of three):
Steinsel – Musel Pikes
Spiel 1: 1.335
Spiel 2: 900
Spiel 3: 1.425
Schnitt: 1.220Saison 2015/16 (best of three)
Steinsel – Musel Pikes
Spiel 1: 1.123
Spiel 2: 870
Schnitt: 997Saison 2014/15 (best of three)
Steinsel – Düdelingen
Spiel 1: 1.276
Spiel 2: 1.800
Spiel 3: 1.425
Schnitt: 1.500
Luxemburgische Spieler der Saison
Fränk Muller: Auf Muller, der erst im Laufe der letzten Saison aufs luxemburgische Basketballparkett zurückkehrte, kam in dieser Spielzeit ein großes Stück mehr Verantwortung zu. Da man beim T71 Düdelingen mit Miles Jackson-Cartwright einen Profispieler engagierte, der auf der Spielmacherposition eingesetzt wurde, war Muller unter dem Korb gefordert. Hier bekam es der 31-Jährige vor allem mit Profi-Spielern zu tun und er bewies einmal mehr, warum er noch immer zu den besten luxemburgischen Akteuren in der Total League gehört. Denn mit einem Schnitt von 17,2 Punkten und vor allem 10,4 Rebounds war Muller ein entscheidender Faktor, warum der T71 den Sprung bis ins Finale schaffte.
Jairo Delgado: Der 33-Jährige ist der Spieler, der die Ettelbrücker Mannschaft zusammenhält. Wenn es nötig ist, übernimmt Delgado Verantwortung, so wie im dritten Finalspiel, als die Etzella gegen Düdelingen wackelte und er sein Team mit wichtigen Drei-Punkte-Körben auf die Siegerstraße zurückbrachte. Einmal mehr unterstrich der Routinier in dieser Saison zudem, warum er der beste luxemburgische Defensivspieler der Liga ist. Ob Bobby Melcher oder Tom Schumacher, Jairo Delgado schafft es immer wieder, die Schlüsselspieler des Gegners aus der Partie zu nehmen.
Trainer der Saison
Kresimir Basic: In einer Saison, in der Ettelbrück 32 von 34 Begegnungen gewonnen hat, kann der Trainer der Saison nur Kresimir Basic heißen. Der Kroate schaffte es, jedem Spieler im Team genau seine Rolle zu vermitteln. Auch wenn die Etzella den tiefsten Kader der Total League besitzt und Spieler nicht immer auf die von ihnen erhoffte Einsatzzeit kamen, kam zu keinem Zeitpunkt Unruhe auf. Der Kroate weiß es wie kein anderer Trainer seine Spieler zu motivieren, unter ihm ist auch Billy McNutt, dem kaum noch einer eine große Karriere in Luxemburg zugetraut hatte, zur Höchstform aufgelaufen.
Überraschungen der Saison
Racing Luxemburg: Die zweite Saison nach dem Aufstieg ist bekanntlich die schwierigste. Nachdem die Hauptstädter den Klassenerhalt im letzten Jahr souverän meisterten, waren sie vor der Saison 2018/19 das große Fragezeichen. Angeführt von einem immer besser werdenden Scott Morton – der Profi-Spieler, der inzwischen am längsten im Land ist –, trumpfte der Racing groß auf und startete mit einer Serie von fünf Siegen in die Saison. Der kleine Kader harmonierte sichtlich und so sicherte man sich den Einzug in die Top sechs frühzeitig. Schluss war dann im Viertelfinale, in dem man Titelverteidiger Steinsel allerdings alles abverlangte.
Enttäuschung der Saison
Bobby Melcher: Genie und Wahnsinn liegen oft sehr nah beienander, ähnlich kann man auch die Saison von Melcher beschreiben. Der 24-Jährige gehört ohne Zweifel zu den besten Spielern des Landes, was er in der letzten Saison eindrucksvoll unterstrich, in der er zum MVP („Most Valuable Player“) avancierte. Doch nach den vielen Veränderungen, die Steinsel nach der erfolgreichen Double-Saison 2017/18 erlebte, wirkte Melcher phasenweise lustlos. Auf richtig gute Partien folgten katastrophale. Es bleibt zu hoffen, dass Melcher, der eine Pause einlegen möchte, neue Energie tanken und wieder in Höchstform zurückkehren wird.
Résidence Walferdingen: Nichts ging mehr beim Traditionsverein. Zu sehr haderte man im Laufe der Saison mit den Profi-Spielern, zu keinem Zeitpunkt fand das Team seinen Tritt und stieg ohne richtige Gegenwehr ab. Nachdem Walferdingen vor vier Jahren in die Total League zurückkehrte, hatte man u.a. mit Kevin Moura und Oliver Vujakovic große Talente aus dem eigenen Nachwuchs im Kader. Man hoffte, endlich wieder oben mitmischen zu können, doch gelang nicht einmal der Einzug in die Titelgruppe. Nun muss man in der Nationale 2 einen weiteren Neustart einleiten.
Reaktion der Saison
Basket Esch: Lange auf Finalkurs, scheiterten die Escher im entscheidenden Spiel der Best-of-five-Halbfinalserie am T71 Düdelingen. Eine kleine Überraschung, denn das Team von Trainer Sylvain Lautié hatte sich zuvor auf dem zweiten Rang festgesetzt und in der Serie gegen Düdelingen den Finaleinzug gleich zweimal selbst in der Hand. Doch trotz der Enttäuschung zeigten die Escher nach dem bitteren Ausscheiden eine erstklassige Reaktion. Die Spieler um Joé Biever suchten keine Ausreden, machten nicht die Schiedsrichter verantwortlich, sondern gestanden sich ein, dass sie einfach nicht bereit und von der großartigen Kulisse in der heimischen Halle zu sehr beeindruckt waren. Nach Spielende blieben sie in der „Buvette“ und beglückwünschten den Gegner. Genau so sieht Fair Play aus.
Drama der Saison
Damenfinale: Das Spiel der Saison fand zweifelsohne am Freitag in Düdelingen statt. Die entscheidende Partie einer hochklassigen Best-of-three-Serie um die Damenmeisterschaft war an Dramatik nicht zu überbieten. Ein Drama in mehreren Akten, in dem zuerst der T71, dann Hostert und schließlich wieder Düdelingen wie der sichere Sieger aussahen. Am Ende ging der Meistertitel durch einen spektakulären Drei-Punkte-Korb von Alexandra Louin an den Gréngewald. Eine bessere Werbung für den Damenbasketball gibt es nicht.
Zahl der Saison
43: In dieser Saison setzten die Vereine aus der Total League der Herren nicht weniger als 43 Spieler aus Nordamerika ein. 23 Wechsel wurden in den letzten sieben Monaten auf den Profipositionen vorgenommen. In Bartringen, Fels und Walferdingen wurde gleich viermal gewechselt. Das einzige Team, das die gesamte Saison mit dem beiden Profis bestritt, mit denen man in die Spielzeit gestartet war, war der Basket Esch, der nicht einmal auf einen Back-up-Ami zurückgriff, als Jordan Hicks oder Clancy Rugg verletzt waren.
Diskussion der Saison
Spielmodus: Viel diskutiert wurde ein weiteres Mal der Spielmodus. Seit der Saison 2017/18 gibt es eine Viertelfinalserie, das Halbfinale und Finale werden seitdem nach dem Modus „best of five“ ausgetragen. Im letzten Jahr blieben in den entscheidenden Spielen die Zuschauer weg. Dem Finale zwischen Steinsel und Ettelbrück wohnten so gerade einmal durchschnittlich 679 Zuschauer bei. In dieser Saison ergab sich mit einem Schnitt von 999 Zuschauern ein anders Bild. Feststellen kann man trotzdem, dass die ersten Begegnungen der Best-of-five-Serie weiterhin weniger gut besucht waren als die der Best-of-three-Serie (siehe Kasten).
Die Diskussionen um den Spielmodus werden wohl so schnell nicht abnehmen, auch der Terminkalender dürfte weiterhin ein Thema bleiben. Die englischen Wochen, mit Spielen am Mittwoch und Samstag, forderten am Ende vor allem beim T71 Düdelingen ihren Tribut.
- Erste Teams können am Wochenende wieder an der Meisterschaft teilnehmen - 22. November 2024.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos