Basketball / Die FLBB-Herren haben in der zweiten Qualifikationsrunde für die WM 2023 nichts zu verlieren
Am Freitagabend geht es los: Erstmals stehen die luxemburgischen Basketball-Herren in der zweiten Runde einer WM-Vorqualifikation. Eine Belohnung für die kontinuierliche Arbeit und Leistungssteigerung der vergangenen Jahre, die jedoch plötzlich und ziemlich unerwartet kam. Dennoch wollen Alex Laurent und Co. zeigen, dass sie auch auf einem höheren Level mithalten können.
Der Nachrücker: Der Frust war groß im Februar 2021: Nach der bisher stärksten Qualifikationskampagne, mit Siegen gegen die Slowakei und den Kosovo, verpassten die FLBB-Herren den Einzug in die zweite Runde der Vorqualifikation für die WM 2023 im entscheidenden Spiel gegen Island in allerletzter Sekunde mit 84:86. Es war der Isländer Elvar Fridriksson, der dem Team aus dem hohen Norden mit einem spektakulären „Buzzer-Beater“ von der Drei-Punkte-Linie den Sieg sicherte und gleichzeitig alle Träume der Luxemburger auf fast schon dramatische Art und Weise zerstörte. Doch nachdem die bitteren Tränen von Kapitän Alex Laurent schon längst wieder getrocknet waren, kam Mitte Juni plötzlich die überraschende Nachricht. Österreich hatte für die zweite Qualifikationsphase zurückgezogen und als bester Gruppendritter bekam die FLBB-Auswahl die Möglichkeit, nachzurücken. Auch wenn die Sommerpläne von vielen Spielern komplett über den Haufen geworfen werden mussten, und dies ausgerechnet nach einer komplizierten Corona-Saison, die in Luxemburg erst Mitte Juni endete, entschieden sich Spieler und Trainer mit großer Begeisterung dafür, diese einmalige Chance wahrzunehmen.
Es ist auch die Belohnung für die kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre. Unter Nationaltrainer Ken Diederich, der die FLBB-Herren seit 2016 als Head-Coach betreut, hatte man in der Vorqualifikation für die WM 2023, die von Februar 2020 bis Februar 2021 dauerte, die Siege Nummer vier und fünf eingefahren. Es war ohne Zweifel die beste Qualifikationskampagne, die die Luxemburger Basketball-Herren bisher gespielt hatten, denn in jeder der insgesamt sechs Partien gegen den Kosovo, die Slowakei und Island hatte man die Chance, auch als Sieger vom Platz zu gehen. Nun wollen Thomas Grün und seine Teamkollegen zeigen, dass sie auch auf einem höheren Level durchaus bestehen können. Zu verlieren hat man jedenfalls nichts. Schlimmstenfalls sind die Begegnungen in Portugal eine gute Vorbereitungsmöglichkeit für die kommende Vorqualifikation, die im November beginnen wird.
Die „Bubble“: Der internationale Basketballverband FIBA will auch im Sommer 2021 weiterhin kein Risiko eingehen, weshalb die Spiele der zweiten Qualifikationsrunde aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie erneut in einer sogenannten „Bubble“ ausgetragen werden. Dieses Mal finden sämtliche Begegnungen – alle drei Teams (Luxemburg, Portugal und Schweden) treffen in einem Hin- und Rückrundenspiel aufeinander – binnen einer Woche im portugiesischen Matosinhos statt. Das letzte richtige Heimspiel, das die FLBB-Herren im heimischen Gymnase in der Coque bestreiten durften, war im Februar 2020 und liegt somit bereits anderthalb Jahre zurück. Dennoch ist die „Bubble“ ein Konzept, das den Spielern um die beiden Co-Kapitäne Laurent und Grün durchaus zu liegen scheint. Denn die FLBB-Herren haben in den beiden bisherigen Turnieren in der Blase, im November in Bratislava und im Februar in Pristina, jeweils das Team des Gastgebers besiegt: die Slowakei mit 77:73 und den Kosovo mit 99:89 – vielleicht ja ein gutes Omen für das Turnier in Portugal, denn aller guten Dinge sind bekanntlich drei.
Die Gegner: Hießen die Gegner in den letzten Jahren Kosovo, Großbritannien, Island, Zypern oder Slowakei, so warten in der zweiten Qualifikationsphase mit Portugal und Schweden nun zwei Gegner eines anderen Kalibers. Dabei sind die Portugiesen für das Team von Trainer Ken Diederich alles andere als unbekannt. Bereits im November 2017 und Sommer 2018 trafen beide in einer Vorqualifikation aufeinander. Vor allem die erste Partie in Portugal dürfte bei so manchem FLBB-Akteur noch in Erinnerung sein. Denn die FLBB-Herren, die lange führten, dies sogar mit einem Vorsprung von bis zu 27 Zählern, verpassten damals eine Sensation erst in der Verlängerung und unterlagen noch mit 85:91. Doch auch in Portugal ist seither viel passiert. Durch eine konsequente Jugendarbeit hat sich das Team von Nationalcoach Mario Gomes inzwischen einen Namen gemacht, mehrere jüngere Talente sind ins Nationalteam vorgestoßen und die Mannschaft hat seither einen deutlichen Verjüngerungskurs hinter sich. Favorit der Gruppe C dürfte allerdings Schweden sein, das sich 2013 ein letztes Mal für die Endrunde einer EM qualifiziert hat und im letzten Jahr noch einen Sieg gegen die Türkei feiern konnte.
Der Gruppensieger sowie auch der Zweitplatzierte qualifizieren sich übrigens für die reguläre WM-Qualifikation, in der insgesamt 32 Teams antreten werden.
Der Kader: Ken Diederich kann auf alle luxemburgischen Profis zurückgreifen, die im Ausland unter Vertrag stehen. Dabei konnte Co-Kapitän Thomas Grün jedoch nicht bei allen Trainingseinheiten dabei sein, da er zwischen der Saisonvorbereitung seines Klubs Galdiators Trier und der Vorbereitung der Nationalmannschaft hin und her wechselte. Alex Laurent konnte hingegen endlich wieder eine komplette Vorbereitung mit den FLBB-Herren absolvieren, nachdem er aufgrund der Corona-Lage im November und Februar direkt aus Österreich zum Team hinzustieß. Ein Fragezeichen steht hingegen noch hinter Clancy Rugg. Der Schlüsselspieler der ersten Qualifikationsphase verletzte sich bei einer Trainingseinheit am Fuß und musste es seither langsamer angehen lassen. Dabei ist der gebürtige US-Amerikaner, der in Luxemburg eine zweite Heimat gefunden hat, aus dem FLBB-Kader kaum noch wegzudenken. So schloss Rugg die erste Runde der Vorqualifikation etwa als bester Rebounder aller Mannschaften ab, dies mit einem Schnitt von 12,2, und auch in der Offensive ist er einer der Topscorer des luxemburgischen Teams und schafft es immer wieder, seinen Mitspielern wertvolle Freiräume zu verschaffen. Doch wenn die FLBB-Herren in der letzten Kampagne etwas unter Beweis stellten, dann, dass man durch den großen Zusammenhalt innerhalb des Teams Ausfälle wie etwa den von Thomas Grün im Februar kompensieren kann. Damals kam man sogar noch aus einer viermonatigen Corona-Zwangspause in Luxemburg. So dürfte auch die kurze Vorbereitung kein zu großes Problem für die Luxemburger darstellen.
Die Newcomer: Mit Jonathan Diederich hat Trainer Ken Diederich einen Spieler nominiert, den man im luxemburgischen Basketball in den vergangenen Jahren nicht häufig zu Gesicht bekam. Das 18-jährige Nachwuchstalent spielt in der Akademie des deutschen Klubs Ehingen Urspring, wo er in der letzten Saison erstmals auch in der zweiten Bundesliga eingesetzt wurde. Den gleichen Weg hatte ürigens Thomas Grün in seiner Jugend gewählt. Für den Nationaltrainer sind die Begegnungen in Portugal die perfekte Gelegenheit, sich ein genaueres Bild des jungen Spielers zu machen, auf den er in Zukunft wohl häufiger bauen dürfte. Erstmals bei offiziellen Qualifikationsspielen sind auch Mathis Wolff und Tom Konen mit dabei. Wolff ersetzt seinen Bruder Yann, der in der Schlussphase der abgelaufenen Saison angeschlagen war und auf einen Einsatz verzichtet. Der Bartringer, der in der Vergangenheit oftmals von Verletzungen ausgebremst wurde, hat eine starke Spielzeit hinter sich und dürfte beweisen wollen, dass er zu den wichtigsten Talenten auf den großen Positionen gehört. Konen, der mit Walferdingen bis ins Meisterschaftshalbfinale kam, hat durch seine Leistungen während der letzten Saison ebenfalls auf sich aufmerksam gemacht.
Im Überblick
Der Luxemburger Kader: Ivan Delgado (UMF Sindri Hofn/ISL), Jonathan Diederich (Ehingen Urspring/D), Thomas Grün (Gladiators Trier/D), Philippe Gutenkauf (Etzella Ettelbrück), Joé Kalmes (T71 Düdelingen), Tom Konen, Bobby Melcher (beide Amicale Steinsel), Ben Kovac (Den Helder Suns/NL), Alex Laurent (Kortrijk Spurs/B), Clancy Rugg (Basket Esch), Yannick Verbeelen, Mathis Wolff (beide Sparta Bartringen), Oliver Vujakovic (Swarco Raiders Tirol/AUT); Coach: Ken Diederich, Assistant-Coach: Denis Toroman, Pit Rodenbourg
Programm:
Vorqualifikation WM 2023, zweite Runde:
Gruppe C (in der „Bubble“ in Matosinhos/P):
Donnerstag, 12. August:
Schweden – Portugal xx:xx
Freitag, 13. August:
19.00: Portugal – Luxemburg
Samstag, 14. August:
19.00: Luxemburg – Schweden
Montag, 16. August:
19.00: Portugal – Schweden
Dienstag, 17. August:
19.00: Luxemburg – Portugal
Mittwoch, 18. August:
19.00: Schweden – Luxemburg
Die Tabelle: 1. xxx 1 Spiel/2 Punkte, 2. xxxx 1/1, 3. Luxemburg 0/0
- Erste Teams können am Wochenende wieder an der Meisterschaft teilnehmen - 22. November 2024.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos