Relevant (2): Apotheker / Die Frage nach der blauen Pille
Sich durch Auszeiten oder Heimarbeit vor der Gefahr einer Corona-Infektion schützen, das geht nicht in jedem Beruf. Wir haben uns in der Serie „Relevant“ mit einigen „Helden des Alltags“ unterhalten, die immer auf Posten sein müssen – oft, ohne dass der Öffentlichkeit das richtig bewusst ist. Marc Hansen, 53, ist seit 1993 Apotheker. Seit 2016 arbeitet er in Rambruch. Mehr als Rezepte entgegennehmen sei sein Beruf schon, sagt er im Tageblatt-Gespräch.
Tageblatt: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Den Spruch kennen wir aus der Werbung. Wie lautet denn die Ihnen am häufigsten gestellte Frage in der Apotheke?
Marc Hansen: Da gibt es viele. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass dem Apotheker viele Fragen gestellt werden. Hauptsächlich natürlich zu Medikamenten. Ein Beispiel: Ist Paracetamol besser gegen Fieber als Ibuprofen?
Gibt’s keine etwas merkwürdigeren Fragen?
Na ja, es gibt Leute, die zu uns kommen und sagen, dass ihnen zu Hause die blaue Pille fehlt. Blaue Pillen gibt es aber mehrere, da müssen wir dann etwas forschen, um herauszufinden, was die Leute denn genau gerne hätten.
Sie arbeiten ja jetzt bereits seit rund 28 Jahren als Apotheker. Gibt es da eine besonders schöne Erinnerung aus Ihrem Berufsleben?
Da fällt mir jetzt spontan nichts ein, vielleicht auch, weil es viele schöne Erinnerungen gibt. Schön ist besonders der alltägliche Kontakt zu den Menschen, der Austausch mit ihnen und wenn man ihnen helfen kann. Besonders dann, wenn die Situation etwas verzwickter ist, sie nicht weiterwissen, aber eine hohe Erwartungshaltung haben. Die Freude der Menschen, wenn man ihnen aus der Not heraushelfen kann, macht den Apotheker froh.
Das ist ja sicherlich auch beim Nachtdienst der Apotheke der Fall?
Ja absolut, das sind ja die richtigen Notfälle. Oft rufen die Menschen hier in der Apotheke an, weil sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Wir versuchen dann, sie zu orientieren.
Wie beginnt denn ein normaler Arbeitstag des Apothekers Marc Hansen?
Der Tag beginnt in Käerjeng, dann folgt die etwas längere Anfahrt bis zur Apotheke hier in Rambruch. Alles in allem ist das aber ein sehr gemütlicher und schöner Weg durch den ländlichen Raum. Wenn ich dann ankomme, bin ich sehr entspannt und nicht unter Stress wie nach einer Autofahrt in die Hauptstadt. In der Apotheke nehme ich dann die Organisation in Angriff, schaue, was anfällt im Laufe des Tages und was erledigt werden muss, damit der Betrieb ordentlich funktioniert.
Was ist das Beste an dem Beruf?
Das ist wie gesagt der Kontakt zu den Menschen. Daran geknüpft ist auch das Bestreben, alles so zu organisieren, dass der Patient oder Kunde die Apotheke zufrieden verlässt. Nicht nur mit Medikamenten oder sonstigen Produkten, die wir verkaufen, sondern auch, weil er spürt, dass wir als Apotheke Teil des Gesundheitssystems sind und für die Menschen da sind. Wenn sie zufrieden sind, dann sind wir es auch.
An Arbeit fehlt es dem Apotheker also nicht, auch wenn er nicht hinterm Verkaufstisch steht?
Die meiste Arbeit findet hinter den Kulissen statt. Zum einen geht es um die Verwaltung der Bestände aller Medikamente und Produkte. Was geht raus, was muss nachbestellt werden? Zum anderen legen wir großen Wert auf Information. Wir telefonieren viel, schreiben Mails und versuchen bestmöglich für unsere Kunden da zu sein.
Was ist das Schwierigste?
Ja, eben die Organisation im Griff zu behalten und zu wissen, was die Leute brauchen und wollen, dann aber auch die Einsicht, dass man beim besten Willen nicht immer vollumfänglich helfen und jeden zufriedenstellen kann.
Was wissen viele Menschen nicht über Ihren Beruf?
Sie kommen mit einem Rezept in die Apotheke, wir geben ihnen das Medikament und sagen ihnen, wie oder wann sie es nehmen sollen. Was sie vielleicht nicht sehen, ist alles, was damit verbunden ist. Zum Beispiel, dass wir uns Gedanken darüber machen, ob ein bestimmtes Medikament für den Patienten wirklich das Beste ist, ob es nicht vielleicht unerwünschte Reaktionen zeigt auf ein anderes Medikament. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Menschen aus dem Krankenhaus kommen mit einer langen Liste an Medikamenten, die aber nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind, mit dem, was ihr Hausarzt normalerweise verschreibt. In dem Fall reden wir mit dem Hausarzt und suchen gemeinsam nach einer Lösung
Sie würden jungen Menschen den Beruf empfehlen?
Ja. Das Studium der Pharmazeutik auf jeden Fall. Man muss auch wissen, dass dieses Fach nicht unbedingt dazu führen muss, dass man Apotheker wird. Es gibt die Forschung, die Pharmaindustrie, die Arbeit in einem Laboratorium und vieles mehr. Wer neben dem Interesse an der breitgefächerten Pharmazeutik dann auch noch Interesse am direkten Kontakt mit Menschen hat, der findet in einer Apotheke sicherlich eine große Herausforderung und Zufriedenheit.
Wie hat die Krise Ihre Arbeit beeinflusst?
Sehr. Zu Beginn der Pandemie ging es hauptsächlich darum zu verstehen und zu erklären, was dieses Virus eigentlich ist. Dann ging es darum, wie wir uns schützen können. Als Beschäftigter in der Apotheke und im Kontakt mit unseren Kunden. Recht schnell haben wir uns angepasst. Mit Plexiglaswänden, Masken und Desinfektionsmitteln. Problematisch war zu Beginn der Krise auch, dass viele Arztpraxen nicht mehr normal funktionierten, gar schließen mussten. So wurden wir als Apotheke zu einer Anlaufstelle für Informationen und Erklärungen zu den Publikationen in den Medien oder vom Gesundheitsministerium. Um den Fragen unserer Kunden gerecht zu werden, haben wir uns auch über Veröffentlichungen in der wissenschaftlichen Presse informiert. Beispielsweise über fundierte Studien der Forschung und darüber, was sinnvoll ist oder nicht.
Was war nicht sinnvoll?
Zum Beispiel verschiedene Medikamente, die anfangs der Krise von verschiedenen als vorbeugend gepriesen wurden, die sich in Studien dann aber als nicht gut oder nicht wirksam herausgestellt haben. Darüber haben wir unsere Kunden informiert, auch mit dem Anspruch, sie und ihre Gesundheit zu schützen.
Wirkt die Krise weiter?
Relevant – die Serie
Das Coronavirus hatte Auswirkungen auf fast jeden Beruf in unserer Gesellschaft. Einige dieser Jobs standen weniger im Fokus der Öffentlichkeit. Und trotzdem waren auch sie auf eine gewisse Weise „relevant“. Was macht diese Berufe aus – und die Menschen, die sie ausüben? Für unsere Serie „Relevant“ haben wir uns mit ihnen unterhalten.
Ja. Sie sehen ja heute, wie wir hier arbeiten. Plexiglastrennwände haben wir immer noch. Masken tragen wir immer noch. Was die Medikamentenvorräte angeht, sind wir eigentlich wieder im normalen Bereich. Krisenbedingt haben wir allerdings neue Aktivitäten eingeführt, die wir einstweilen auch beibehalten, wie zum Beispiel die Antigen-Tests. Und dann ist und bleibt es auch so, dass wir uns weiterhin über aktuelle Entwicklungen informieren, um unsere Kunden ins Bild zu setzen, beispielsweise, wenn sie verreisen. Und sollte jemand keinen Internetzugang haben, um sich einen Impf- oder Testtermin zu organisieren, dann helfen wir auch da – gerne.
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Eine nicht gestellt Frage zu „Was war nicht sinnvoll.“
Was haben Sie mit Medikamenten gemacht die Sie seit Jahrzehnten vertreiben, die vielen tausenden von Menschen weltweit geholfen haben, und jetzt urplötzlich von Politiker ès Corona , als sehr gefährlich befunden aus dem Markt gezogen wurden ? Sie als diplomierter Spezialist und Kenner der Artikel die sie ihren Kunden verkaufen , haben Sie sich darüber Gedanken gemacht ?