Editorial / Die Fußballnationalmannschaft als Vorbild in Sachen Integration
Für die Fußballnationalmannschaft beginnt am Donnerstag in Trnava ein neues Kapitel. Es ist der Start der Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Luxemburg trifft in der Gruppe J auf Portugal, die Slowakei, Bosnien-Herzegowina, Island und Liechtenstein. Es könnten historische Monate werden.
Ein Blick auf zwei Auswahlmannschaften des nationalen Fußballverbandes genügt, um zu sehen, welch enormes Potenzial noch im heimischen Fußball steckt. Während Nationaltrainer Luc Holtz am Mittwoch mit 21 Auslandsprofis zum ersten Auswärtsspiel in die Slowakei reist, tritt die U19-Auswahl in der Eliterunde in Spanien mit 16 Spielern an, die in ausländischen Leistungszentren ausgebildet werden. Das ist eine noch nie da gewesene Konstellation für den luxemburgischen Fußball und verspricht so einiges für die Zukunft.
Die Gruppe J der EM-Qualifikation lädt jedoch bereits jetzt zum Träumen ein. In dieser gibt es nur einen Favoriten, und der heißt Portugal. In den Duellen zwischen der Slowakei, Bosnien-Herzegowina, Island und Luxemburg wird es sehr oft auf die Tagesform ankommen. Es sind sogenannte 50:50-Spiele, aus denen jede Mannschaft als Sieger hervorgehen kann. Es wäre vermessen, Platz zwei in dieser Qualifikationsgruppe einzufordern. Man sollte aber den Mut haben, zumindest daran zu glauben, dass eben dieser zweite Platz, der direkt zur EM 2024 führen würde, nicht unmöglich ist.
Sollte Luxemburg die Gruppe J als Dritter oder Vierter abschließen, wäre dies noch immer eine herausragende Leistung gegen Nationen, die eigentlich ein deutlich größeres Reservoir als wir hierzulande haben. Sollte es nicht für Platz zwei reichen, dann kann man sich auch mit dem Satz „the best is yet to come“ vertrösten. Es ist nämlich davon auszugehen, dass die künftigen Spielergenerationen, zusammengemischt mit den teilweise noch jungen Leistungsträgern der aktuellen A-Nationalmannschaft, eine sehr starke Nationalmannschaft bilden werden.
Wie Sie aus diesen Zeilen herauslesen können, ist es schon lange keine Utopie mehr, dass Luxemburg irgendwann an einer EM- oder WM-Endrunde teilnehmen wird. Die Frage ist eigentlich nur, wann dies geschehen wird.
Es gibt so einige Gründe, warum der Weg des luxemburgischen Fußballs in den vergangenen Jahren steil nach oben geführt hat. Eine Ursache ragt aber besonders heraus und sollte immer wieder erwähnt werden. Die FLF-Auswahl konnte nur erfolgreich werden, weil der Fußball hierzulande ein hervorragendes Beispiel für gelungene Integration ist. Kinder von Luxemburgern, Portugiesen, Kapverdiern oder Serben bilden auf und neben dem Platz eine perfekte Symbiose. Während es in vielen anderen Ländern noch viele Ressentiments gegen Einwanderer und deren Kinder gibt, hat Luxemburg diese Zweiklassengesellschaft schon länger hinter sich gelassen.
Würde sich Luxemburg eines Tages für eine WM- oder EM-Endrunde qualifizieren, dann wäre das nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein menschlicher Erfolg. Denn nur wer sich in seiner Haut und seinem Land wohlfühlt, kann auch Leistungen auf dem Platz bringen.
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