Freizeittiere / Die geheimnisvolle Sprache der Pferde verstehen
Pferde verständigen sich weitgehend mittels Körpersprache. Aus diesem Grund kann es für Reiter*innen äußerst nützlich sein, die Körpersignale ihrer Pferde richtig zu interpretieren. Wie man die einmalige Natur der Reittiere versteht und somit ihr Vertrauen gewinnt, verrät uns Pferdetrainerin Deborah Brüchle.
Tageblatt: Welche Sinne haben Pferde im Laufe der Zeit entwickelt?
Deborah Brüchle: Um in der Herde zu überleben, haben Pferde sehr feine Sinne entwickelt. Die Tasthaare am Maul und um die Augen können Informationen an das Gehirn weiterleiten. Beim Putzen zeigt ein Pferd durch seine Mimik, an welchen Stellen festes Striegeln guttut und wo es eher sanft berührt werden möchte. Des Weiteren wird die gegenseitige Fellpflege mit festen Bissen am Mähnenkamm und Widerrist durchgeführt, wenn Pferde beispielsweise eine Fliege auf ihrer Haut spüren. Mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn können die Tiere außerdem durch eine größere Oberfläche des Riechepithels Pheromone wahrnehmen und so die Gefühle des Reiters erkennen. Beim Analysieren eines Geruchs flehmt das Pferd mit der Oberlippe. Zudem kann seine Zunge süße, saure, bittere oder salzige Geschmacksrichtungen schmecken. Beim Grasen sowie bei Futtersorten sind die Reittiere oft wählerisch, da jedes Pferd seinen ganz eigenen Geschmack hat. Darüber hinaus können sie um sich herum Geräusche hören, da ihre Ohren sich drehen können. Es gibt sogar hohe Töne, die ein Pferd hören kann, welche Menschen nicht vernehmen. Dafür können Reiter aber einige tiefere Töne wahrnehmen, die Pferde nicht hören können.
Was sieht das Pferd eigentlich genau?
Pferde sehen vor allem Bewegungen und nehmen Farben ganz anders wahr als Menschen. Durch die am Kopf seitlich angesetzten Augen hat ein Pferd beinahe eine 360-Grad-Rundumsicht. Allerdings kann es nur vor sich, wo sich die Sichtfelder beider Augen überschneiden, dreidimensional sehen. Außerdem hat es vor dem Nasenrücken, unterhalb des Körpers und hinter der Kruppe sogenannte tote Winkel. Aus diesem Grund ist es nicht ratsam, hinter einem Pferd zu stehen. Wegen der toten Winkel kann es bei den letzten Schritten vor einem Hindernis nicht sehen. Daher muss das Pferd vor einem Sprung geradegerichtet sein und den Kopf heben können, damit es mit beiden Augen den Sprung taxieren und die Distanz zum Hindernis einschätzen kann.
Was zeichnet die Sprache der Pferde aus?
Pferde können nicht wie Menschen sprechen, daher kommunizieren sie untereinander und mit den Reitern mithilfe ihrer Körpersprache. Ein Pferd drückt seine Gefühle und Bedürfnisse über die Mimik, Haltung und Bewegungen aus. Pferde nutzen auch ihr Stimmorgan, indem sie wiehern, schnauben oder quietschen, um die Signale ihrer Körpersprache zu unterstreichen. Menschen, die sich mit der Sprache der Pferde auseinandergesetzt haben, können diese Signale richtig deuten und so genau erkennen, was das Pferd vermitteln möchte.
Wie erkennt man die Stimmungen des Pferdes?
Die Körpersprache der Pferde verrät dem Reiter ihre Stimmung. Ein Pferd, das mit großen prustenden Nüstern in einem energischen Schritt über den Hof stolziert, den Schweif hebt und die Rücken- sowie Halsmuskulatur anspannt, sendet ein ganz anderes Signal als ein Tier, das mit gesenktem Kopf, entspannter Hals- und Rückenmuskulatur sowie einem locker pendelnden Schweif in einem entspannten Schritt von der Weide zurück in seine Box geht.
Welche sind die Körpersignale der Pferde?
Wenn es aufgeregt ist, kann das Pferd herumwirbeln oder losgaloppieren. Es hebt den Kopf, spannt den Hals an und bewegt Augen sowie Ohren hin und her. Es kann quietschen, prusten und die Nüstern blähen. Sein Körper ist dann leicht gespannt und es trägt seinen Schweif hoch. Wenn es ängstlich ist, wird sich das Pferd vom Angstauslöser wegbewegen. Es hebt den Kopf sowie den Hals und spitzt die Ohren in Richtung Geräusch. Es atmet schnell und wiehert. Es zittert, schwitzt und klemmt den Schweif ein. Wenn es erschreckt, bleibt es stehen oder bewegt sich seitwärts. Es hält Kopf und Hals tief. Es schaut nach vorne und legt Ohren zurück. Es hält den Atem an, verkrampft die Muskeln und klemmt den Schweif ein. Wenn es wütend ist, scharrt es. Es hebt den Kopf sowie den Hals, es schaut nach vorne und legt die Ohren zurück. Es zeigt die Zähne und schnaubt, seine Muskeln verkrampfen sich und der Schweif klemmt sich ein. Ein selbstsicheres Pferd bewegt sich dahingegen entschlossen und unerschütterlich. Es hebt den Kopf etwas an und hat einen gelassenen Hals. Es spitzt die Ohren nach vorne oder zur Seite und entspannt Maul sowie Muskulatur. Es atmet regelmäßig und trägt den Schweif normal. Pferde, die sich wohlfühlen und ausruhen möchten, liegen oftmals mit Körper und Kopf flach auf dem Boden. Aus dieser Position braucht das Pferd nämlich am längsten, um wegzulaufen, daher nimmt es sie nur in einer sicheren Umgebung ein.
Wie lernt man, die Körpersprache der Pferde richtig zu deuten?
Auf den ersten Blick erscheint es schwierig, diese Fähigkeit zu erlangen. Dies liegt daran, dass Menschen die verbale Sprache bevorzugen. Um die Sprache der Pferde richtig zu erlernen und ihre Körpersignale richtig zu deuten, muss man Kopf-, Hals-, Ohren-, Augen-, Nüstern-, Maul-, Schweif- und Beinbewegungen sowie An- oder Abspannung der verschiedenen Muskeln des Körpers genau beobachten und ihre Verhaltensweise in der Herde unter die Lupe nehmen. Zudem kann man einen „Übersetzer“ zur Hilfe ziehen, der verschiedene Situationen erläutert, das kann ein Buch oder ein Trainer sein. Je mehr man sich mit der Sprache der Pferde auskennt, desto besser kann man sich mit dem eigenen Pferd auseinandersetzen. Auf diese Weise können Reiter feststellen, ob der eingeschlagene Trainingsweg der richtige oder eher unpassend ist. Jeder Reiter sollte durch sorgfältige Beobachtung herausfinden können, ob sein Pferd in einer bestimmten Situation aufnahmefähig ist, oder was ihm nicht guttut.
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