Ausstellung / Die Geschichte der Verschwörungstheorien
Frauen, die einen Pakt mit dem Teufel schlossen und als Hexen verbrannt wurden, die große jüdische Weltverschwörung oder die CIA, die für das Attentat am 11. September 2001 verantwortlich ist: Immer geht es um eine kleine Minderheit, die sich im Geheimen gegen die Mehrheit verschworen hat, um ihr zu schaden. Verschwörungstheorien sind keine Erfindung der Gegenwart, doch die Corona-Pandemie hat ihnen zu neuer Intensität verholfen. Heute öffnet im Lëtzebuerg City Museum eine Ausstellung zu dem Thema.
„Achtung! Wichtig! Fakten über Corona, die ihnen Staat und Mainstreampresse nicht mitteilen“ ist ein Flyer überschrieben, der in diesen Tagen in etlichen Briefkästen landete. Bei den Fakten, die die „Lügenpresse“ Ihnen „selbstverständlich“ vorenthält, handelt es sich um Halbwahrheiten und Lügen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie: über die Nutzlosigkeit von PCR-Testen und Masken und die „angebliche“ Gefährlichkeit des Virus selbst. Die Kirsche auf dem Kuchen ist die Behauptung, es gebe keine Ansteckung von Viren von außerhalb des Körpers.
In schwierigen Zeiten wie diesen suchen viele Menschen nach einfachen Antworten. Doch Antworten auf Fragen bezüglich neuer Krankheiten sind nicht einfach. Es ist daher bequemer anzunehmen, ein Ereignis sei auf eine Verschwörung zurückzuführen, mysteriöse Gestalten im Dunkeln hätten alles geplant, um uns zu schaden.
Es ist ein Phänomen, das schon seit Jahrhunderten existiert, man denke bloß an die Hexenverfolgungen im Mittelalter. Das Lëtzebuerg City Museum zeigt nun in der Ausstellung „Gleef dat net …! Verschwörungstheorien, früher und heute“ die Geschichte dieses Phänomens anhand von bekannten Beispielen wie den Theorien rund um die Mondlandung, den Chemtrails, der großen jüdischen Weltverschwörung, welche die Nazis benutzten, um damit den Holocaust zu rechtfertigen, der dann wiederum von Verschwörungstheoretikern als Lüge propagiert wurde.
Hochkonjunktur haben solche Theorien immer in schwierigen Zeiten und sind gepaart mit einem Vertrauensverlust in Regierungen. Verschwörungstheorien haben alle eines gemeinsam, nämlich dass eine kleine Elite uns irgendwie manipuliert, um uns zu schaden und um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.
Die Ausstellung ist eine Leihgabe der deutschen Stiftung Kloster Dalheim und wurde durch Beispiele aus Luxemburg ergänzt. Sie war schon vor einem Jahr geplant, doch Corona machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Durch die Pandemie hat die Ausstellung inzwischen eine ganz neue Dimension bekommen, denn seit ihrem Ausbruch kursieren solche Theorien in einer seit langem nicht mehr dagewesenen Häufigkeit, vor allem in den sozialen Medien.
Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, gab es schon immer. Viele von ihnen glauben, dass die Pharmaindustrie uns vergiften oder abhängig machen will. Die Pandemie hat den Zweiflern nun enorm viel Zulauf gebracht. Eine andere Verschwörungstheorie, die aus Amerika stammt, stellt Bill Gates als Urheber der Pandemie dar.
Die neue Ausstellung im Lëtzebuerg City Museum geht aber auch auf Beispiele aus Luxemburg ein: Während der Besetzung durch deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg war es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem damaligen Staatsminister Paul Eyschen und der Großherzogin gekommen. Nach einem Streit über die Besetzung eines Staatspostens stirbt er am 11. Oktober 1915. Gerüchte, dass er nicht an einem Herzinfarkt gestorben sei, sondern aus politischen Gründen Selbstmord begannen habe, machten bald die Runde. Beweise gab es dafür keine.
„Gleef dat net …! Verschwörungstheorien, früher und heute“, Lëtzebuerg City Museum, 26.3.2021-16.1.2022
Ist Luxemburg nur eine Erfindung?
Im Juni 2018 wagte Matthieu Peltier, Philosophieprofessor an der belgischen Hochschule ICHEC, ein Experiment. In einem Vortrag zum Thema „Le Luxembourg existe-t-il vraiment?“ legte er mit überzeugenden Argumenten dar, dass unser Land lediglich eine Erfindung einer kleinen Elite sei, die ihr Vermögen verwalten wolle. Wie der Professor anschließend Journalisten erklärte, sei es ihm darum gegangen, zu zeigen, wie man mit guten Argumenten fast alles behaupten könne. „Eine gute Verschwörungstheorie vermischt immer richtige Informationen mit falschen Elementen“, sagte Peltier. Einige anwesende Studenten gaben zu, dass, obwohl ihnen das Ganze abstrus erschien, einzelne Argumente sie doch hätten zweifeln lassen.
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