/ Die Gesellschaft in Bildern – Der Fotograf Patrick Galbats und das Luxemburger „Eldorado“ im Saarland
Immer mehr Luxemburger zieht es ins nahe Ausland. Hohe Wohnungspreise und die Hoffnung auf mehr Lebensqualität spielen bei dieser Entscheidung eine äußerst wichtige Rolle. Im Rahmen seines jüngsten Projekts beschäftigt sich der langjährige Fotojournalist Patrick Galbats nun mit dieser Thematik.
Von Luc van den Bossche
Gepflegte Vorgärten, saubere Fassaden, großzügige Einfamilienhäuser – und das alles zu erschwinglichen Preisen: Genau das bewegt viele Luxemburger dazu, ins Ausland zu ziehen. Das Saarland ist momentan mitunter sehr beliebt bei den Auswanderern. Dorthin hat es auch die Schwester und die Eltern von Fotojournalist Patrick Galbats verschlagen. Immer wieder hört er von ihnen, dass jetzt wieder ein alter Schulfreund oder ehemaliger Nachbar ins Saarland gezogen ist.
Auf den ersten Blick mag das neue Projekt nicht viel mit der letzten Arbeit von Galbats über das nationalistische Ungarn gemein haben. Bei näherer Betrachtung fügt es sich jedoch in die Logik seines bisherigen Schaffens ein. Seine Lebensaufgabe als Künstler ist es, seine Wurzeln aufzuarbeiten. Und genau das tut Galbats hier – genau wie damals, als er sich mit Ungarn, dem Geburtsland seines ihm nie bekannten Großvaters, auseinandergesetzt hat.
Bahnhofsviertel, Rumänien, Saarland
Galbats selbst sieht zwischen verschiedenen Projekten keine fundamentalen Unterschiede. Ob Drogenabhängige im Bahnhofsviertel, Minderheiten in Rumänien oder eben Luxemburger im Saarland – er widmet sich konkret der Gesellschaft, einem Thema, das für ihn untrennbar mit der Kunst verbunden ist. Den „Themenwechsel“, sprich die Differenzen zwischen den verschiedenen Projekten, sieht er insgesamt eher positiv. „Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass die ernste Seite etwas wegfällt“, so Galbats. Er habe genug von Schockbildern. Davon gebe es zu viele. Und überhaupt seien die Themen an und für sich eher nebensächlich, wie ein Vorwand zum künstlerischen Schaffen.
Galbats selbst lebt zwischen Brüssel und Luxemburg. Von der Entscheidung seiner Angehörigen, ins Ausland zu ziehen, fühlt er sich nur am Rande betroffen. Nachvollziehen kann er das aber auf jeden Fall. Im Gespräch zieht der Fotograf zudem Parallelen zwischen seinem Projekt „Rurbanité“ von 2010 und den „cités“ in Junglinster. Die Bilder seien durchaus ähnlich, den Menschen gehe es um das Gleiche – den gleichen Traum, die gleiche Suche nach der „heilen Welt“. Und von der, so meint er, habe er bislang größtenteils die Vorgärten auf Film gebannt. Er hofft, bald tiefer in die Lebenswelt dieser Menschen einzutauchen, um ihr Leben noch eingehender festhalten zu können – und vor allem ihre Wohnzimmer. Denn dem Label „Künstler“ gegenüber hat er einige Vorbehalte. Er sieht sich selbst eher als „documentary photographer“. Als Zeuge, der das Leben auf Fotopapier bringt. Und dennoch tut er genau damit auch das, was Künstler auch tun: Er erzählt eine Geschichte – und zwar seine Geschichte.
Zur Person
Patrick Galbats wurde 1978 in Luxemburg geboren und lebt seit 2018 zwischen Luxemburg und Brüssel. Nach seinem Studium an der Brüsseler „Ecole supérieure des arts de l’image“ (auch bekannt unter dem Namen „Le 75“) wird er 2002 Pressefotograf. Von 2010 bis 2016 arbeitet er als Fotojournalist für die Wochenzeitschrift Lëtzebuerger Land. Seit 2004 sind seine Arbeiten in zahlreichen Fotoausstellungen zu sehen gewesen. Sein letztes großes Projekt trägt den Titel „Hit Me One More Time“ und befasst sich mit dem nationalistischen Ungarn.
Nebenbei setzt sich Galbats momentan mit dem Handwerk des Buchbindens auseinander. Eine Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Brüssel lebenden Luxemburger Dichter Tom Nisse ist bereits in Planung.
Einzelausstellungen
- 2018: Hit Me One More Time, Centre national de l’audiovisuel, Dudelange
- 2014: De Cadence, Centres d’art, Dudelange
- 2013: La grande braderie des terres, Gare centrale, Luxemburg
- 2012: Peuple européen, peuple étranger – Le Luxembourg et les Roms, Musée national de la résistance, Esch/Alzette
- 2010: Rurbanité, Junglinster
- 2009: Le bonheur est dans le prêt, Centre culturel Régional Neumünster, Luxemburg
- 2006: PED – Pôle européen de développement, Banque IKB, Luxemburg
- 2004: Un autre regard sur Häiti, Kulturfabrik, Esch/
Alzette - 2004: Doïna, Galerie Gaasch, Dudelange
- US-Präsident Trump will erneut das Pariser Klimaschutzabkommen kündigen - 20. Januar 2025.
- Brand bei Goodyear: 23 Mitarbeiter evakuiert – Elf davon im Krankenhaus - 20. Januar 2025.
- Elf Millionen Menschen könnten betroffen sein - 20. Januar 2025.
Die inszenierte Kleingärtner-Idylle jener Bilder verklärt eine sehr unangenehme Wahrheit, die man eigentlich laut hinausschreien müsste. Nämlich die skandalöse Tatsache, dass selbst Luxemburger mit durchaus anständigem Einkommen sich im eigenen Land kein Haus mehr leisten können.
Unter diesen Luxemburgern im Ausland sind bestimmt auch welche die hier in Luxemburg für viel Geld verkauft haben um im nahen Ausland günstig zu wohnen!
Ich bin schon vor Jahren ins Saarland gezogen. Ein Bungalow zum Preis eines Studios kann kein Fehler sein. Alle meine Nachbarn sprechen eine Sprache die ich auch verstehe. In 45 Minuten bin ich auf dem Glacis, obwohl mich nichts mehr dahin zieht. Hier darf ich auf der Landstrasse 100 kmh fahren und auf der Autobahn 200.
JEDERZEIT WIEDER !!!