Colmar-Berg / „Die größte und teuerste Playstation Luxemburgs“: Goodyear nimmt Fahrsimulator in Betrieb
Am Dienstagmorgen hatte Goodyear Luxemburg zur offiziellen Inbetriebnahme des Simcenter an der Teststrecke in Colmar-Berg eingeladen. Hier „fährt“ seit kurzem ein Testwagen Tausende Kilometer, ohne dass er das Gebäude verlässt. In Anwesenheit von unter anderem Wirtschaftsminister Lex Delles, Bürgermeisterin Mandy Arendt und Schöffin Jacqueline Majeres wurde der neue Fahrsimulator vorgestellt.
„Eine erste Planungsphase für die Entwicklung dieses Simulators hat uns einige Jahre in Anspruch genommen und schlug mit rund 5 Millionen Euro zu Buche“, erklärt Romain Hansen, Vizepräsident des Bereichs Produktentwicklung für die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika, im Gespräch mit dem Tageblatt. „Dazu kam der Bau des neuen Simcenter an unserer Teststrecke, der den neuen Fahrsimulator beherbergt, was die Gesamtinvestition auf etwa 12 bis 13 Millionen hochschraubt.“
Kennt man diese Zahlen, versteht man auch gleich die Anmerkungen sowohl von Romain Hansen als auch von Minister Lex Delles, die den Simulator schmunzelnd als „größte und teuerste Playstation Luxemburgs“ betitelten.
Doch Spaß beiseite. Die vier Hauptpfeiler des Reifenherstellers in Luxemburg sind die Produktion von Lkw-Reifen (in Colmar-Berg und Düdelingen), die Anfertigung von Mulden für die Reifenherstellung, das Montieren und Testen von Reifen sowie der Forschungsbereich mit seinen rund 1.000 Beschäftigten, die 45 verschiedenen Nationalitäten angehören.
Im „Centre de recherche“ von Goodyear in Colmar-Berg wird für die Herstellung von Motorrad-, Auto- und Lastwagenreifen geforscht. Aufgrund der dort gewonnenen Ergebnisse werden Prototypen von Reifen gebaut, die anschließend sowohl auf dem Prüfstand als auch auf der Teststrecke und auf Landstraßen auf Herz und Nieren geprüft werden. Solche Prototypen werden auch zu den einzelnen Fahrzeugherstellern transportiert, um dort ebenfalls getestet zu werden. „Dieser Vorgang bedingt, dass viele solcher Prototypen bei uns produziert und anschließend durch die halbe Welt transportiert werden müssen, um im Endeffekt weggeworfen zu werden“, erklärt Hansen.
Mit dem am Dienstag vorgestellten Simulator könne man, auf eine Testreihe hochgerechnet, auf die Herstellung von etwa 2.400 Prototypen verzichten und gleichzeitig rund 18.300 Testkilometer auf der Straße einsparen. Die Funktionsweise des neuen Simulators ist sehr komplex, lässt sich aber vereinfacht so erklären: Die Kontrollzentrale und der in einem separaten Raum errichteten Simulator werden einerseits mit den vom Fahrzeughersteller zur Verfügung gestellten Daten – unter anderem Gewicht, Federung, Beschleunigung, Bremsstärke und -verhalten – gespeist und andererseits werden dem „Testwagen“ virtuelle Reifen aufgezogen, die den Berechnungen des Goodyear-Forschungsteams Rechnung tragen. „So können auch Reifentests für Fahrzeuge gemacht werden, die erst in der Planung sind“, sagt Hansen.
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