Steigende Pegel / Die Hochwasser-Lage in Luxemburg – „Abwarten und hoffen“
Durch die heftigen Regenfälle in den vergangenen Tagen schossen die Pegel der Flüsse quer durch Luxemburg kräftig in die Höhe. Besonders rasant stiegen am Dienstag die Pegel der Alzette, wo es bereits an mehreren Stellen zu kleineren Überflutungen kam.
Der Wetterdienst Meteolux stufte die Hochwasser-Gefahrenlage im Laufe des Dienstags von Orange auf Rot hoch. Das nicht ohne Grund: So stieg der Pegel der Alzette in Liwingen am Dienstagnachmittag zwischen 14.45 und 16.30 Uhr laut den Daten von inondations.lu nämlich um stolze 16 Zentimeter. In Hesperingen stieg der Pegel während des gleichen Zeitraums um 13 Zentimeter. Die „cote d’alerte“ wurde dort nach Mitternacht überschritten. In der Hauptstadt mussten im Laufe des Dienstags mehrere Straßen wegen der Wassermassen gesperrt werden. Auch einige Lokale im Grund verbarrikadierten die Ein- und Ausgänge vorsichtshalber mit Sandsäcken.
Auch in Ettelbrück, wo die Alzette, die Wark und die Sauer zusammenfließen, kam es am Dienstag bereits zu ersten Überschwemmungen. Im Laufe des Nachmittags teilte die Gemeinde Ettelbrück dann auch mit, dass der Parkplatz Deich sowie das Untergeschoss des angrenzenden Parkhauses wegen des Hochwassers geschlossen wurden.
Und auch entlang der Sauer bereiteten sich die Menschen auf die Ankunft der Fluten vor. In Born in der Nähe des Campingplatzes begegneten wir einem älteren Anwohner. „Ich habe schon mehrere Hochwasser miterlebt, doch man gewöhnt sich nie an diese Vorstellung. Auch wenn bislang noch niemand verletzt wurde, hatten wir bislang jedes Mal mit den finanziellen Nachwirkungen des Hochwassers sowie Unmengen an Dreck zu kämpfen. Doch dieses Mal sind wir besser vorbereitet. Zu Hause habe ich schon die Gefriertruhe, die Waschmaschine und mein gesamtes Werkzeug in Sicherheit gebracht. Mehr kann ich jetzt nicht mehr tun. Jetzt heißt es abwarten und hoffen, dass das Hochwasser nicht zu heftig wird“, so der Mann, bevor er einen letzten Blick auf die Sauer warf und im Regen verschwand.
1.200 Sandsäcke
Besonders die Gemeinden Echternach und Rosport-Mompach wurden im Sommer 2021 von den Hochwassermassen in Mitleidenschaft gezogen „Wir haben zwei Regenüberlaufbecken, die bei Bedarf anspringen werden. Das Regenüberlaufbecken auf dem Campus Gare ist noch ganz neu und wird aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt zum ersten Mal in Betrieb genommen. Zusätzlich haben wir dennoch beschlossen, die Wasserpumpen entlang der Sauer aufzustellen und die Deiche an der Promenade zu schließen“, erklärte Carole Hartmann, die Bürgermeisterin der Abteistadt.
Ein Regenüberlaufbecken hat die Aufgabe, durch eine Zwischenspeicherung das Kanalnetz und die Kläranlage hydraulisch zu entlasten. Auf der anderen Seite soll zudem vermieden werden, dass zu viel Schmutz in die Gewässer gelangt. „Ein drittes Regenüberlaufbecken ist bereits in Planung. Es soll in der rue du Pont errichtet werden“, fügte Hartmann hinzu. Sollte es zu Überschwemmungen kommen, dann sind die Rettungskräfte ebenfalls gut vorbereitet. Das CGDIS von Echternach zum Beispiel kann bei Bedarf rund 1.200 Sandsäcke an die Opfer der Flut verteilen. Die Sandsäcke werden allerdings nicht präventiv verteilt, sondern kommen dort zum Einsatz, wo sie gebraucht werden. Wie das CGDIS mitteilte, musste man am Dienstag bereits fünf Mal wegen des Hochwassers ausrücken.
Entlang der Alzette wird derzeit mit einem Hochwasser einer 10- bis 20-jährlichen Wiederkehrzeit gerechnet. An der Sauer stellt man sich derzeit auf ein zwei- bis fünf-jährliches Hochwasser ein.
(Noch) keine Krisenzelle
Eine Krisenzelle ist am Dienstag nicht einberufen worden, wie Luc Feller, Hochkommissar für nationale Sicherheit, am Abend gegenüber dem Tageblatt erklärte. Das „Haut-Commissariat à la protection nationale“ habe sich am Dienstag mit CGDIS, Wasserwirtschaftsamt und Meteolux regelmäßig abgestimmt. „Wir haben noch nicht einen Fall für eine Krisenzelle im Moment“, sagt Feller. „Ich betone: im Moment noch nicht.“ Spätestens am Mittwochmorgen werde die Lage weiter evaluiert.
Die entsprechend tätigen Parteien seien sogar bereits seit rund zwei Tagen in enger Kommunikation, hat der Leiter der Wasserwirtschaftsverwaltung, Jean-Paul Lickes, in einem Gespräch mit RTL versichert – und während man aus den Ereignissen von 2021 auf jeden Fall Lehren gezogen habe, sei man von einem entsprechenden Szenario derzeit doch „weit entfernt“.
An der Mosel zeigt sich die Lage deutlich entspannter. Am Dienstag wird, zumindest für die kommenden Tage, nicht mit Überschwemmungen gerechnet.
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