Wirtschaft / Die „Indépendants“ leiden am meisten unter den Auswirkungen der Corona-Krise
Keine Aufträge, kein Einkommen und laufende Kosten: Selbstständige, die als Betreiber auf sich allein gestellt sind, spüren die Maßnahmen der Corona-Krise am härtesten. Wie die Facebook-Gruppe „Rescue Independents & Startups“ zeigt, sind viele davon betroffen, obwohl Hilfsmaßnahmen gerade im Parlament verabschiedet wurden. Sandra Schleimer (43) und Giovanni Patri (45) gehören ebenfalls dazu.
Sandra Schleimer, eine ehemalige Lehrerin, hat sich 2016 mit ihrer Idee, Erholung in einer Salzgrotte anzubieten, selbstständig gemacht. Zwölf Tonnen verbautes Salz und eine Kristallisierungspumpe schaffen Meeresklima in einem speziell dafür ausgestatteten Raum. Die erste Grotte hat sie mit Spezialfirmen in einer Halle in Roost aus eigenen Mitteln aufgebaut. 900 Kunden stehen auf ihrer Liste.
Ein Aufenthalt in dem 30 Quadratmeter großen Raum dauert 45 Minuten und befreit von Dauerschnupfen, regeneriert Atemwege und hilft bei Hautproblemen. „Im Vordergrund steht aber die Entspannung“, sagt sie. Als nebenan ein Fitnesstudio einzieht, muss sie sich einen anderen Standort suchen. Das war Anfang 2019. Es gibt Parkplatzprobleme für ihre Kunden. Ein Hotelier in Mersch bietet ihr einen Raum an.
Die totale KriseSelbstständige
In dem Anbau seines Hotels gibt es Platz. Das war vor fast genau einem Jahr, Anfang 2019. Schleimer schließt einen Mietvertrag über zehn Jahre ab. Als die Bauarbeiten sich verzögern, verzögert sich ihr Einzug. Sie eröffnet erst sechs Monate später als geplant im Oktober 2019. Das Geschäft läuft gut wieder an. 15-20 Kunden hat sie nach eigenen Angaben pro Tag, darunter viele Gruppen. Dann kommt Corona. Nach knapp sechs Monaten Betrieb muss sie am 16. März 2020 schließen. „Die totale Krise“, sagt sie. „Ich habe momentan keinen Umsatz, aber meine Kosten laufen weiter.“ Das sind Betriebskosten inklusive Miete, die Sozialabgaben für sie, Kreditzahlungen für den Bau der neuen Grotte und Steuern. Mit rund 5.000 Euro beziffert sie den monatlichen Betrag ohne einen eigenen Lohn. Er fällt an, ob sie Umsätze hat oder nicht.
Firma sollte größer werden
Ähnlich ergeht es Giovanni Patri, einem ehemaligen leitenden Angestellten in der Fonds-Industrie, der dort auf Geldwäsche spezialisiert war. Vor fünf Jahren hat er sich mit seinem Start-up „Phoenici“ im Bereich Identitäts- und Datenschutz selbstständig gemacht. Im Januar dieses Jahres war er noch auf einem Kongress in den USA, um sein Angebot vorzustellen.
Mehrere Regierungen auf dem amerikanischen Kontinent hatten Interesse an seinen Leistungen bekundet. 2020 sollte ein gutes Jahr werden, das Jahr mit dem „Peak“, wo die Firma richtig durchstartet, Mitarbeiter hinzukommen und eine Kapitalerhöhung stattfindet. Patri hatte die Zusage eines Investors über eine Million Euro. Ein zweites Büro ist angemietet, die Mietkosten laufen. Das ist nun hinfällig.
„Ich habe keine Aufträge“, sagt er. „Gar keine.“ Seine Kosten laufen genau wie bei Schleimer weiter – und es kommt kein Geld herein. Am 15. März gründet er die Facebook-Gruppe „Rescue Independants & Startups“. „Anfangs dachte ich, da kommen vielleicht 200 oder 300 Mitglieder zusammen“, so Patri. Er täuscht sich gewaltig. Die Gruppe boomt. Innerhalb kürzester Zeit haben sich über 6.000 Betroffene als Mitglieder angemeldet. Alle haben die gleichen Sorgen: kein Umsatz und laufende Kosten.
Maßnahmen unzureichend
Die Gruppe der „Indépendants“ wurde bei den Rettungspaketen, die die Regierungen im Zuge von Corona geschnürt haben, lange vergessen. Das ist umso paradoxer, als das luxemburgische Wirtschaftsministerium in den vergangenen Jahren keine Gelegenheit ausgelassen hat, zur Selbstständigkeit zu ermuntern. Diversität ist das Motto. Wie viele „Indépendants“ es in Luxemburg gibt, kann das Ministerium für kleine und mittlere Unternehmen nicht sagen. Allein im Jahr 2019 haben aber laut der gleichen Quelle 2.525 Selbstständige eine Niederlassungsgenehmigung erhalten.
Zwischenzeitlich hat die Regierung reagiert. Eine der angekündigten Maßnahmen ist eine Soforthilfe von 5.000 Euro für Selbstständige. Um davon profitieren zu können, müssen die kleinen Unternehmen weniger als zehn Angestellte haben, pro Jahr einen Umsatz von mindestens 15.000 Euro erwirtschaften und mit dem Erlass vom 18. März ihre Arbeit eingestellt haben.
Patri ist einer von denen, bei dem die Hilfe nicht ankommt. Er darf weiterarbeiten, hat aber nichts zu tun. „Fälle wie diese wurden nicht bedacht“, sagt Patri, der nach eigenen Angaben noch knappe zwei Monate durchhalten kann, bevor er aufgeben muss. Sandra Schleimer hat die Sofortspritze beantragt, doch selbst wenn sie kommt, hält sie das nur kurz über Wasser. „Einen Monat“, sagt sie.
Drohende Konkurse
Am Dienstag hat das Parlament zusätzlich einen Sofortkredit in Höhe von 500.000 Euro pro Betrieb bewilligt, für dessen Beantragung der Nachweis verlangt wird, dass die Betriebe wegen Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Personal- und Mietkosten fließen in die Berechnung ein, wobei die Mietkosten bei 10.000 Euro gedeckelt sind. Maximal 50 Prozent der entstandenen Kosten werden übernommen, die frühestens 12 Monate nach der ersten Hilfszahlung zurückbezahlt werden müssen. Ein Sanierungsplan wird von den Betrieben ebenfalls verlangt (siehe auch Tageblatt vom 1. April).
Das klingt gut, doch Patri hat Bedenken prinzipieller Art: „Die meisten Selbstständigen haben schon Schulden und nun sollen sie noch mehr aufnehmen.“ In diesem Fall betätige der Staat sich als „Bank“ und lasse die Beteiligten trotzdem in der Unsicherheit, ob sie dann, wenn die Rückzahlungen notwendig werden, überhaupt in der Lage dazu sind, die Schulden zu begleichen. Das setze voraus, dass viele den Umsatzausfall nach der Krise aufholen könnten. Betriebe mit bleibenden Umsatzverlusten können das aber nicht. Ein Punkt, den auch die Vertreter der Opposition in der Diskussion um das Gesetz angebracht hatten. „Wir haben Angst vor morgen“, sagt Patri.
Ein zweiter Punkt, den der Facebook-Aktivist moniert, ist die Tatsache, dass nur 50 Prozent der realen Kosten übernommen werden und der Mietpreis bei 10.000 Euro gedeckelt ist. „Wer die Mietpreise in Luxemburg kennt, weiß, dass das zu wenig ist“, sagt er. Die Unsicherheit über die Zukunft treibt die Mitglieder der Gruppe um. Zehn davon haben schon angekündigt, dass sie Konkurs anmelden müssen. Sie haben Beschäftigte. Das weiß Patri aus telefonischen Rückmeldungen. Die Befürchtung, dass es mehr werden könnten, steht im Raum.
- Kurzarbeit:
https://guichet.public.lu/de/entreprises/sauvegarde-cessation-activite/sauvegarde-emploi/chomage-partiel-technique/chomage-partiel-coronavirus.html - Sozialversicherungsbeiträge:
https://guichet.public.lu/de/actualites/2020/mars/26-mesures-cotisations-sociales-independants.html - Soforthilfe in Höhe von 5.000 Euro:
https://guichet.public.lu/fr/entreprises/financement-aides/coronavirus/fonds-urgence-petites-entreprises-independants.html - Weitere Kredite:
https://guichet.public.lu/fr/support/coronavirus/corona-virus-pme.html - Start-ups: Für Start-up-Unternehmen kündigte Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) im Anschluss an die Debatte spezielle Maßnahmen an. Bis zu 70 Prozent der Funktionskosten solch neuer Unternehmen kann der Staat künftig übernehmen.
Wer gilt als „Indépendant“?
Als Selbstständiger oder Einzelunternehmen werden sämtliche Unternehmer bezeichnet, die eine Tätigkeit in eigenem Namen ausüben, d.h. Personen, die für eigene Rechnung und in eigenem Namen eine berufliche Tätigkeit ausüben, die in den Zuständigkeitsbereich einer der folgenden Kammern fällt: Handwerkskammer („Chambre des métiers“, Handwerker); Handelskammer („Chambre de commerce“, Kaufmann und Industrieller); Landwirtschaftskammer („Chambre d’agriculture“, Landwirt); oder Personen, die Erbringer von Dienstleistungen intellektueller Art sind, zu denen folgende Berufe zählen: freie Berufe, deren Ausübung einer Niederlassungsgenehmigung bedarf (Ingenieur, Architekt, Steuer- und Wirtschaftsberater usw.); freie Berufe, die sonstigen Gesetzen unterliegen (Arzt, Wirtschaftsprüfer usw.); sonstige Berufe, die speziellen Eintragungen oder Zulassungen bedürfen. Diese Angaben macht das dafür zuständige Ministerium auf Anfrage des Tageblatt.
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Kein Einkommen, laufende Kosten, einen BMW
X6 vor der Tür stehen trotz Garage und Familienfeten im Garten. Und bitte auf französisch „Bonjour“ sagen.
Den Porsche Cabrio auf Kredit kaufen war dann doch nicht so eine gute Idee, sehe ich an meinem Nachbarn.
Ich nehme an, die Bank kommt ihn bald abholen.
Dat ass eben de Risiko vun „Independant“.
Et kann en zwar net mat allem rechnen,
mee wann een e besse Grips huet a weiderdenkt,
dan huet en vir esou oder ähnlech Situatiounen virgesuergt..
Wann e wees, dass een z.B. 3000€ de Mount brauch,
da muss en och mol,
befir een sech selbststänneg mecht,
am Beschten 12×3000€ op de Spuerkont leeën
vir dann mol een Joer ze iwwerbrécken!
Dat sinn sou domm Spréch vu Leit déi keng Ahnung hunn. Den Indépendant war hei zu Lëtzeburg nach ëmmer schlecht ofgeséchert : kee Chomage, kee Krankegeld ausser et schléisst een eng extra Versécherung of, trotzdem héich sozial Laaschten, keng 40 Stonne-Woch, kee bezuelte Congé etc. etc… An dobäi kënnt nach en héije Risiko wann de Betriib net leeft.
Et ass absolut kee Wonner datt vill Lëtzeburger sech dat net wëllen undoen an eng sécher Plaz beim Staat oder an enger Gemeng ustriewen.
All dei Leit wou sou domm Kommentairen schréiwen sin awer um Enn vum Mount frou wann hieren Patron hinnen hieren Salaire iwerweist fir kennen hiert Haus hier Vakanz an hieren Auto op Kia Peugeot Audi oder Porsche ze bezuelen.
Wann ären Patron keen Geld mei huet geet ett Iech Salariés och gleich e Strapp ze seier ……
Déi die esou kommentare hei vum Stappel lossen. Ech mengen dier sidd dei Sippschaft dei beim staat schaffen 5000 € verdingen an nach net zedridden sidd.
Gidd emol als indépendan schaffen, maacht äre betriib op an dann gesin mier weider. Deck teinen kann ipfereen …..
PS. Vergiesst net independanten droen zum Reichtum vum Land bei, an och dei bezuelen är paye mat. Och wann den Porsche virun der Dier steet.
An wou gidd Dir all Aer Saachen kaffen ? Richteg bei den Indepandant !!!!!
Di 3 eicht Kommentaren mussen jo just vun Leit kommen di voller Naïd sin, di guer net wëssen wat en Independant mat mëcht an engem Daag vun 12 bis 16 Stonnen op 7 Deeg op 7, den Misaire an alles wat dozou geheiert, mee dass di Independanten 260.000 Lait mat 23.000 kleng an Mettelbetrieber am Land beschäfftegen, an Majoriteit vun eiser Wirtschaft hei zu Letzebuerg dreit, dorunner denken se net. Schummt iech an merci fir dei Solidariteit, an wann mier eng Keier nët mei do sin, brauch eist Land iech och nët mei. Iwerleet emol en bessi anstatt esou domm Kommentarer hei of ze ginn. Merci. Scheinen Owend fier iech, well mier Indepedanten schaffen an probeieren eis ze retten, wann dir an den Bësch spazeieren gidd wei wann dir Vakanz hätt oder den Owend mat ären XXXX um Kanape setzt.
@Klugscheisser hei, dir könnt gären een Mount mat mir wiesselen an kommt meng Firma vir een Mount geréieren.
Ech gin dann an ärer Plaatz um 16:00 „frecktgeschafft“ heem bei meng 29 Porschen déi an menger Luxusvilla stin vun mengem Independant‘en Luxus Liewen.
Awer net no 2 Deeg schon mat Excusen wei „Burnout“ oder „et as mer alles zevill“ kommen, wann et iech dann een Strapp ze séier geet 😂
Ass wierckeleg lamentabel wat se hei blären ! EEn porsche oder een cabrio virun der dir stoen , jo den indépendant huet een do stoen , mé dofir schafft den awer am duerchnett 10-12 stonnen den daag an dat opmannst 6 deeg d woch = 60-72 stonnen d woch ! Sech salariéen fuehren GOLF GTI , BMW M 2 , Mercedes etc , ma dat sinn och autoen vun 50 000-70 000 € an dofir gin dei just 40 stonnen d’woch op d’arbecht , an 0 verantwortung an all vierdeeler , beim klengsten houscht een krankeschein , bezuehlten congés deeg, congé parental, etc ! Ween fiert dann elo propozional zu den arbeschtstonnen den deiersten Auto ?????
@Stephanie
„An wou gidd Dir all Aer Saachen kaffen ? Richteg bei den Indepandant !!!!!“
Amazon?
@Jimbo, Claude a Co, nach nie esou domm Kommentären gelies. Schwätzt net wann der keng Ahnung hut, ech fueren seit 15 Joer mat der selwechter Camionette doremmer, den eenzegen Auto am Haus an liewen an der moyenne mat 850 Euro de Mount, dier Id..ten.