Konvention / Die Krise zu Hause: Studie soll die Auswirkungen von Covid-19 auf die Gleichberechtigung untersuchen
Bedeutet die Corona-Krise auch eine Krise für die Gleichstellung? Eine Studie soll verdeutlichen, wie unterschiedlich sich das letzte Jahr auf das Leben von Frauen und Männern ausgewirkt hat.
Die Corona-Krise hat viele Bereiche des Lebens auf den Kopf gestellt. So hat das letzte Jahr die Gesellschaft zum Home-Office und Homeschooling gebracht. Viele Paare mussten sich neu zusammenfinden und entscheiden, wer die Kinderbetreuung übernimmt und wer welche Aufgaben im Haushalt. Hat sich diese neue Situation auch auf die Gleichstellung zwischen Mann und Frau niedergeschlagen? Dem ersten Anschein nach ja.
Die sozioökonomischen Konsequenzen der Krise könnten sich auf die Fortschritte in der Gleichstellungsarbeit der letzten 25 Jahre auswirken, sagte Ministerin Taina Bofferding des MEGA („ministère de l’Egalité entre les femmes et les hommes“) am Mittwoch. Die Gesellschaft drohe zu den Stereotypen der Gleichberechtigung der 50er Jahre zurückzukehren.
Um diese Vorahnung mit konkreten Zahlen und Daten belegen zu können, hat die Gleichstellungsministerin eine Konvention mit dem Liser („Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“) unterschrieben, die den Rahmen für ein Forschungsprojekt festlegt. Die Zusammenarbeit läuft erst mal über ein Jahr. Ein „Comité de pilotage“ mit Mitgliedern aus verschiedenen Ministerien wird stets über den Fortgang der Studie informiert. Dies sei eine konkrete Maßnahme des nationalen Aktionsplans zur Gleichstellung von Frauen und Männern, der im Juni 2020 von der Regierung verabschiedet wurde, erklärte Taina Bofferding weiter. Erste Ergebnisse werden für Ende des Jahres erwartet.
Wer übernahm die Hausarbeit und Home-Schooling
Aline Muller, Generaldirektorin des Liser, betonte, dass das Institut bereits seit Beginn der Krise damit begonnen habe, die Situation auf sozioökonomische Auswirkungen zu analysieren. Es gehe darum, die Gesellschaft besser zu informieren und zu begleiten. Durch die Zusammenarbeit mit dem MEGA wird der Akzent auf die Frage der Gleichstellung gelegt.
Der Fokus wird unter anderem auf den Differenzen zwischen den Geschlechtern beim Thema Gesundheit in Verbindung mit Covid-19 liegen. Die unterschiedlichen Auswirkungen der Krise auf Arbeitslosigkeit und finanzielle Ressourcen werden ebenfalls analysiert. Die Forschungsarbeit bezieht sich auch auf den Rückgriff auf Home-Office und das Zeitmanagement im Falle von Home-Schooling und Erledigung der Hausarbeit. Es wird auch untersucht, wie verschieden Mann und Frau an die Krise allgemein und an die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie herangehen, wie etwa an die sogenannten „Gestes barrières“.
Mit den so herausgefilterten Daten könnten nicht nur die Ungleichheiten unterstrichen, sondern die Gesellschaft auf lange Sicht resilienter gestaltet werden, erklärt Aline Muller.
Bereits seit 25 Jahren hat das Ministerium das Ziel, gegen diese Ungleichheiten anzugehen. Das 25-jährige Bestehen im letzten Jahr sollte eigentlich gefeiert werden. Dies war jedoch aufgrund der bekannten Situation nicht möglich. Deswegen lässt das Team des Ministeriums das letzte Vierteljahrhundert digital Revue passieren. Eine Chronologie und 3D-Ausstellung zeigen die Geschichte und politischen Errungenschaften zur Gleichstellung zwischen Mann und Frau in Luxemburg.
Die Seite www.25joermega.lu gibt auch Aufschluss über Gesetze, Kampagnen und Studien, die zu mehr Gleichberechtigung geführt haben – auch wenn dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist.
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