Gastronomie / Die „Kufa Summer Bar“ bietet eine einmalige Atmosphäre in Esch
Unter freiem Himmel, eingetauscht ins warme Licht der Lichterketten, auf zusammengewürfelten, bunten Secondhand-Möbeln genießen die Gäste der „Summer Bar“ seit dem 27. Mai die Sommerabende. Im Innenhof der Kulturfabrik herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die so nirgendwo anders in Luxemburg zu finden ist. Dabei ist das Projekt „last minute“ entstanden.
Als die Regierung ankündigte, dass Restaurants und Cafés wieder öffnen dürfen, ging in der Kulturfabrik alles ganz schnell. „Unsere ersten Gedanken waren: Wir müssen unser Café, das ,Ratelach’, wieder öffnen und wir müssen wieder Kultur anbieten“, sagt Fatima Rougi, Verantwortliche für Kommunikation bei der Kufa. Das Team brainstormt sofort erste Ideen. Schnell ist klar, dass der große Innenhof genutzt werden muss, denn draußen können die Sicherheitsmaßnahmen leichter eingehalten werden.
Für Kufa-Direktor René Penning ist die „Summer Bar“ eine Art Katalysator. Die Menschen könnten sich hier nach der langen Zeit der Isolation endlich wieder treffen. Dass alle Aktivitäten bis Ende des Jahres abgesagt wurden, sei erst mal frustrierend gewesen. „Aber wir sind ein dynamisches Team und haben schnell überlegt, was wir alternativ anbieten können“, sagt Penning.
Alle packen mit an, als es heißt, Sperrmüll sammeln, um die „Summer Bar“ einzurichten. „Einiges haben wir auf unserem Dachboden gefunden, andere Dinge haben Mitarbeiter von zu Hause mitgebracht und wieder anderes haben wir in der ‚Givebox’ am Eingang der Kufa gefunden“, sagt Fatima Rougi. An dem gemütlichen Dekor für das Outdoor-Café ist nichts neu. Gäste hätten sich bereits darüber gefreut, ihre Gegenstände neu gestrichen und umgestaltet in der „Summer Bar“ wiedergefunden zu haben.
Kultur „light“
Innerhalb von anderthalb Tagen standen neu gestrichene Stühle, ein Zelt, Tische und Deko bereit. Die ersten Gäste ließen nicht lange auf sich warten. „Wir haben nicht viel Werbung gemacht. Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat gut funktioniert“, sagt Fatima Rougi. Am Freitag nach der Eröffnung lief bereits das erste DJ-Set. „Ziel ist es, einfache Formen künstlerischer Darbietungen anzubieten, von DJ-Sets über Tanz bis hin zu Literaturabenden“, sagt René Penning. Kultur „light“ sozusagen, die ohne viel Technik auskommt. Das Feedback der Besucher war bisher sehr positiv. „Viele entdecken den Innenhof der Kufa auf eine ganz neue Art.“ Die Getränke bereitet das Team vom „Ratelach“ zu, während Snacks von der benachbarten Brasserie K116 herübergebracht werden.
Das Gefühl, das durch die „Summer Bar“ entstanden ist, will das Team beibehalten: „Die Kufa soll nicht mehr nur ein Ort sein, zu dem die Menschen kommen, um an einem Event teilzunehmen und dann wieder gehen. Es soll ein Platz zum Verweilen sein, an dem sich die Gäste wohlfühlen und bleiben wollen“, sagt Marc Scheer, Booker für Musiker bei der Kufa.
Seit diesem Montag gibt es im Innenhof neben der „Summer Bar“ noch mehr zu entdecken. Seitdem die „Autisme Luxembourg asbl“ nämlich umgezogen ist, steht deren Werkstatt, die „Keramikfabrik“, leer. Auf dem Schild an der Fassade wurde „Keramik“ durchgestrichen und durch „Squat“ ersetzt. „Die ‚Squatfabrik’ ist eine Künstlerresidenz, die wir lokalen Künstlern zur Verfügung stellen“, erklärt Fatima Rougi. Dabei entscheiden sie selbst, was sie erschaffen wollen. „Wir haben sie darum gebeten, auch Kunst zu machen, die ihren Platz später in der ‚Summer Bar’ findet“, sagt Marc Scheer.
Nationalfeiertag in der „Summer Bar“
Aktuell arbeiten drei Künstler in der Werkstatt. Sie bleiben drei Wochen lang und können den Raum so nutzen, wie sie wollen. Zum einen, um neue Kunst zu schaffen, zum anderen aber auch, um ihre bisherigen Werke auszustellen. „Wenn ihre Zeit in der ‚Squatfabrik’ vorbei ist, haben wir sie darum gebeten, mit einem ‚get-out’ abzuschließen“, sagt Rougi. Das könne eine Vernissage sein oder ein einfaches Gespräch mit den Gästen der „Summer Bar“, bei dem es um ihr Projekt geht. Der künstlerischen Freiheit sind keine Grenzen gesetzt.
Bis Ende September haben sich bereits zwölf Künstler für die Nutzung der „Squatfabrik“ angemeldet. Sie arbeiten in Teams von zwei oder drei Personen. „Wir haben Kollaborationen vorgeschlagen, um Künstler zusammenzubringen, die sich nicht unbedingt kennen. So wollen wir das Ganze spannender machen“, sagt Scheer. Durch die Synergie zwischen der Künstlerresidenz und der „Summer Bar“ erhofft sich das Kufa-Team, dass noch mehr Leben in den Innenhof einkehrt.
Durch die außergewöhnliche Situation öffnet die Kulturfabrik in diesem Jahr zum ersten Mal ihre Pforten am Vorabend des Nationalfeiertags und am Nationalfeiertag selbst. Früher sei die Konkurrenz an dem Abend zu groß gewesen, sagt Rougi. In diesem Jahr fällt die jedoch fast gänzlich weg. Bei angekündigtem Sonnenschein also die ideale Gelegenheit, den Innenhof der Kufa mit neuem Blick kennenzulernen.
Das Wochenend-Programm der „Summer Bar“
Freitag, 19. Juni, zwischen 19.00 und 22.00 Uhr: DJ-Set mit Gustavo Morales aka DJ Ghost.
Samstag, 20. Juni, ab 20.00 Uhr: Die Tänzerin und Choreografin Sayoko Onishi und der Kontrabassist und Komponist Emmanuel Fleitz sind seit knapp zwei Wochen in der Kufa-Künstlerresidenz ‚Squatfabrik’ und präsentieren ihre letzte Performance „MA2 Experience“.
Montag, 22. Juni, zwischen 19.00 und 22.00 Uhr: Am Vorabend von Nationalfeiertag DJ-Set mit Plastic Pedestrian.
Dienstag, 23. Juni, zwischen 14.00 und 22.00 Uhr: Die Kufa „Summer Bar“ wird auch am Nationalfeiertag geöffnet sein.
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