Gegen Einsamkeit in Corona-Zeiten / Die Menschen beim „Schnëss-Telefon“ haben immer ein offenes Ohr
Seit mehr als einer Woche befindet sich Luxemburg wegen der Corona-Pandemie im Krisenmodus. Die Bürger sollen ihr Zuhause nur noch wenn unbedingt notwendig verlassen. Soziale Isolation und die Vereinsamung von Menschen, die alleine wohnen, sind mögliche Folgen. Senioren sind hierbei besonders betroffen. Die Initiative „Schnëss-Telefon“ versucht dem entgegenzuwirken.
Vor allem die jüngeren Generationen greifen in diesen Tagen vorwiegend auf soziale Medien und moderne Kommunikationsmittel zurück, um weiterhin Kontakt mit Familie, Freunden und Bekannten zu halten – etwas, das nicht allen Senioren möglich ist, da sie kein Smartphone oder keinen Zugang zum Internet haben. „Als ich eine Pressekonferenz der Familienministerin hörte, wurde ich mir erst dieser Problematik bewusst. Da ich gerne mit Menschen plaudere, kam ich schnell auf die Idee mit dem ‚Schnëss-Telefon’. Meine Tochter, die Psychologie studiert, war auch sofort begeistert und bot spontan Unterstützung an. Momentan helfen neben meiner Tochter, ihrer besten Freundin und mir noch vier weitere Personen aus meinem Bekanntenkreis“, erzählt der 56-jährige Renter Daniel Rinck dem Tageblatt.
Die sieben Zuhörer des „Schnëss-Telefon“ können sich in unterschiedlichen Sprachen mit den Anrufern unterhalten. Neben den gängigen Sprachen hierzulande sind auch Gespräche auf Serbokroatisch, Italienisch und Portugiesisch möglich. „Wir sind keine ausgebildeten Experten, sondern nur ganz normale Bürger, die den Menschen in dieser schwierigen Zeit zuhören. Unser Angebot soll hauptsächlich von Senioren genutzt werden, die wegen der Coronakrise isoliert und abgeschnitten vom Rest der Welt in ihren Wohnungen festsitzen“, fügt Rinck hinzu.
Viele Sprachen und Alterskategorien
Das Alter der Freiwilligen ist genauso breit gefächert wie die Sprachen, in denen man sich verständigen kann. Das älteste Teammitglied des „Schnëss-Telefon“ ist Pepy mit 73 Jahren. Jenny ist mit 20 Jahren hingegen die Jüngste. „In der ersten Woche wurde unser Service gut angenommen. Zahlreiche Menschen haben angerufen, um mit uns zu plaudern“, berichtet Rinck. Doch es gab auch einige wenige schwarze Schafe, die bei den jungen Frauen angerufen haben, um ihre Fantasien auszuleben. Diese Nummern werden dann sofort verwarnt und dann anschliessend blockiert“, ärgert sich Rinck.
Nicht nur Privatpersonen wollen helfen und Senioren im Kampf gegen die Einsamkeit beistehen. Auch zahlreiche Gemeinden haben Hotlines für Senioren eingerichtet. In der Gemeinde Differdingen zum Beispiel werden ab sofort alle Einwohner über 80 Jahre von insgesamt 30 Gemeindemitarbeitern, Sozialarbeitern und Lehrpersonal per Telefon persönlich kontaktiert. Ziel dieser Aktion ist es, den Kontakt zu den Senioren der Gemeinde aufrechtzuerhalten. Den über 80-Jährigen soll so die Botschaft vermittelt werden, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht allein sind.
Kontakt
Jenny, 20 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Englisch (621 234 222)
Zejenepa, 21 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Serbokroatisch (691 725 959)
Nadine, 53 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Französisch (691 110 666)
Adèle, 56 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch und Englisch (621 157 322)
Daniel, 56 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Französisch (621 209 049)
Marco, 62 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Französisch (621 677 493)
Pepy, 73 Jahre, spricht Luxemburgisch, Deutsch, Französisch (691 628 837, allerdings nur von 11 bis 15 Uhr)
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Bei dem Namen haben sie wohl eher den Mund offen.