LGBTQ+ / „Die Menschen haben darauf gewartet“: Luxemburg hat nun ein Zentrum für queere Kultur
Bunte Aufkleber auf den Fenstern, eine Türmatte in Regenbogenfarben und eine ordentliche Portion Herzlichkeit: Luxemburg-Stadt hat seit Mittwoch ein Rainbow Center. Das von „Rosa Lëtzebuerg“ gegründete Zentrum für queere Kultur in der rue St-Esprit möchte ein „Safe Space“ für die LGBTQ+-Gemeinschaft sein. Warum die Schaffung eines solchen Ortes in Luxemburg absolut notwendig war, verraten die administrative Managerin Luce van den Bossche und die Direktionsbeauftragte Sandra Laborier.
Tageblatt: Das „Rainbow Center“ ist seit dem 17. Mai – dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit – offiziell eröffnet. Was ist das Ziel des Zentrums?
Sandra Laborier: Es ist ein Ort für die Gemeinschaft und soll ein sogenannter „Safe Space“ sein. Oder besser: ein „Safer Space“. Denn absolute Sicherheit gibt es leider nicht. Allgemein ist es gar nicht so einfach, überhaupt noch Orte zu finden, an denen man vor Diskriminierung geschützt ist. In Luxemburg gibt es immer weniger Cafés für Menschen aus der Community – soweit ich weiß, gibt es zum Beispiel keine lesbische Bar mehr. Zwar werden einzelne Events organisiert, aber es gibt kaum mehr physische Orte für die Gemeinschaft. Einen solchen wollen wir bieten. Und die Menschen haben darauf gewartet. „Endlich!“, haben wir häufig als Reaktion gehört.
Was erwartet die Menschen vor Ort?
S.L.: Wir werden eine gemütliche Ecke mit Zeitschriften einrichten, sodass man hier zum Beispiel warten kann, bis der nächste Bus kommt. Ein Café sind wir allerdings nicht. Es geht eher darum, dass man zusammenkommen und ein bisschen plaudern kann. Außerdem gibt es hier eine große, modulare Fläche, die für verschiedenes genutzt werden kann. Wir wollen unterschiedliche Dinge für und mit der Gemeinschaft anbieten und das Programm gemeinsam gestalten.
Das Rainbow Center wird also gleich mehrere Zwecke erfüllen. Welche werden das konkret sein?
Luce van den Bossche: Genau. Der große Vorraum kann für Aufführungen oder Ausstellungen genutzt werden. So kann man sich aktuell hier eine Ausstellung zum Thema „Safe Spaces“ ansehen – wie es in Luxemburg eben nicht viele gibt. Auch für Yoga ist hier ausreichend Platz. Außerdem können im Rainbow Center verschiedene Veranstaltungen organisiert werden. Am vergangenen Samstag haben wir ein Public Viewing des Eurovision Song Contest veranstaltet. Auch Konferenzen könnten hier stattfinden. Wir wollen außerdem ein queeres Archiv schaffen, um die Geschichte der Gemeinschaft zu dokumentieren.
Das Zentrum ist also ein Ort für die Menschen der LGBTQ+ („Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex and Queer“)-Community. Stehen die Türen ausschließlich ihnen offen?
L.v.d.B.: Angenommen, es findet hier ein Treffen der „Pink Ladies“ statt, dann werden damit ganz klar Frauen angesprochen. Für ältere Menschen gibt es in Luxemburg eigentlich kaum spezifische Angebote – auch für sie wollen wir da sein. Ebenso richten wir uns an junge Menschen. Während des Lockdowns hatten sie sehr mit der Isolation zu kämpfen.
S.L.: Zur Straße hin haben wir große Fenster und das ist eigentlich ideal. Denn: Wir wollen eine Vitrine nach außen sein. Wir richten uns auch an die breite Öffentlichkeit und wollen sensibilisieren. Unser Ziel ist es, auch Medienarbeit zu leisten und mit queer.lu eine Plattform im Internet auf die Beine zu stellen. Wir werden eigene Inhalte produzieren und wollen sogar wieder eine Zeitung veröffentlichen – wie „Rosa Lëtzebuerg“ das einst schon getan hat.
Sie sprechen die Sensibilisierungsarbeit an. Warum ist diese nötig?
L.v.d.B.: Auch Luxemburg bleibt definitiv nicht von Falschinformation verschont.
S.L.: Genau. Man merkt zum Beispiel beim Thema Geschlechteridentität, dass viele nicht aufgeklärt sind. In puncto Genderfragen gibt es viel Unwissen. Manche machen sich Sorgen, dass diese Thematiken die Gesellschaft teilen oder gar kaputt machen können. Jetzt mal ganz platt ausgedrückt: Es besteht dann die Furcht, dass junge Menschen jedes Jahr ihr Geschlecht ändern wollen. Als hätten sie nichts anderes zu tun! Um diese Themen geht es eben. In dem Bereich haben wir noch einen Haufen Arbeit vor uns.
Kann man sich denn mit Fragen an Sie wenden?
S.L.: Sehr gerne können die Menschen das machen. Was wir allerdings nicht bieten, ist psychologische Beratung. Wenn diese Unterstützung gebraucht wird, können wir aber an das Zentrum Cigale verweisen. Geöffnet sind wir in einer ersten Phase von Dienstag bis Freitag immer von 12 bis 18 Uhr, mittwochs sogar bis 20 Uhr. Am Wochenende ist das Zentrum geschlossen – außer es findet eine Veranstaltung statt. Wir werden in kommender Zeit dann schauen, wie es mit der Nachfrage aussieht.
Auf welchem Weg können sich Interessierte über das neue Zentrum und die Aktivitäten informieren?
L.v.d.B.: Da sich alles noch im Aufbau befindet, hält man sich am besten über die soziale Medien auf dem Laufenden: auf Facebook auf der Seite des Rainbow Center. Auch auf Instagram wollen wir aktiv werden. Auf der Webseite rainbowcenter.lu wird man in Zukunft ebenfalls Informationen finden – aber das befindet sich alles noch in einer Entwicklungsphase. Das Gleiche gilt für queer.lu.
Sie haben das Public Viewing beim diesjährigen ESC erwähnt. Eine kurze Frage aus Aktualitätsgründen, da Luxemburg 2024 wieder dabei sein wird: Wer wäre denn Ihr persönlicher Tipp für das kommende Jahr?
S.L.: (lacht) Beim ESC geht es viel um den Abend selbst, da sind dann alle so richtig im Fieber. Mein ganz persönlicher Favorit – und das ist jetzt kein offizielles Statement – wäre Edsun. Das würde gut passen. Man kann aber nur spekulieren, wer hingehen wird, denn das Potenzial dazu hätten viele Menschen.
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Hei gett rem een Problem bredgetreppelt wat eigenlech normal keen ass !
All dei‘ parastaatlech Associatio’unen hun nemmen hir Daseinsberechtegung fir e puer Pai’en vum Staat (Stei’erzuehler) subsidie’ert ze krei’en !