Nachgefragt / Die Menschen in Luxemburg-Stadt wünschen sich friedliche Proteste
Wieder gab es am Samstag in Luxemburg einen unangemeldeten Protest gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung. Ein Teil der Demonstranten zog dabei durch die Innenstadt und bewegte sich demnach außerhalb der zugewiesenen Protestzone. Gespräche mit Geschäftsleuten und Bürgern der Stadt zeigen: Manche haben Verständnis für die Demonstrationen, unter der Bedingung, dass diese friedlich verlaufen. Andere sind hingegen genervt oder richtig wütend.
Nur wenige Menschen sind am späten Montagmorgen in der Hauptstadt unterwegs. Erst gegen 12 Uhr füllt sich die „Groussgaass“ mit Arbeitern, Büroangestellten oder Schülern, die sich während der Mittagspause schnell etwas zu essen holen. Es ist ruhig in Luxemburg-Stadt. Am Wochenende sah das anders aus: Denn am Samstag lösten sich aus einer nicht angemeldeten Demonstration Teilnehmer und zogen außerhalb der zugewiesenen Protestzone durch das Stadtzentrum. Manche von ihnen waren vermummt, trugen Fahnen mit dem Anarchie-Zeichen und riefen immer wieder, dass man sich prügeln wolle.
Unter anderem über die place d’Armes ging es. „Sie sind vor allem auf der anderen Seite des Platzes vorbeigezogen. Natürlich hatte man Angst, wir sind so was in Luxemburg einfach nicht gewohnt“, erzählt Jean Sutera, Geschäftsinhaber des Restaurants „Le Rabelais“ auf der place d’Armes. Einer seiner Angestellten fügt hinzu: „Es waren auch Pärchen mit weinenden Kindern unterwegs, die sich vor den Böllern erschrocken hatten.“ Vor allem ältere Menschen würden normalerweise gerne zum Essen ins „Rabelais“ kommen, doch in letzter Zeit seien die Gäste aus Angst ausgeblieben, berichtet Sutera niedergeschlagen: „Eine einzige Reservation habe ich für heute Mittag.“
Am Samstag hätten auf Krawall gebürstete Demonstranten Gegenstände mit Füßen getreten, allerdings sei die Polizei laut Sutera und seinem Mitarbeiter schnell eingeschritten. „Aber die place d’Armes war von diesem Zeitpunkt an wie leergefegt“, erklärt der Geschäftsinhaber. Für 18 Uhr habe er das Restaurant dann geschlossen und das, obwohl der Samstag zu den umsatzreichsten Tagen gehöre. „Das alles muss aufhören, wir sind wirklich am Ende. Die zuständigen Behörden müssen den Mut aufbringen, die Impfpflicht durchzusetzen. Aber man muss es den Leuten gut erklären“, fordert ein wütender Jean Sutera, der sichtlich mit der Situation zu kämpfen hat.
Weniger Menschen unterwegs
In puncto Kommunikation muss sich etwas ändern, zu dem Schluss kommt auch Anne Alastalo vom Concept Store „Hels1nk1“ in der Aldringen-Straße. Obwohl der Laden in unmittelbarer Nähe zum Royal Hamilius liegt, hat die Inhaberin bisher nur wenig von den Protesten mitbekommen. „Die Polizei ist am Samstag sehr schnell hier rauf- und runtergefahren, aber die Demonstranten kommen hier nicht oft vorbei. Sie wollen ja gehört werden und diese Straße ist eher ruhiger. Ich glaube, sie gehen deshalb lieber in die Grand-rue“, mutmaßt die Geschäftsinhaberin. Angst hat sie nicht, es wurde noch nichts vor ihrem Laden beschädigt.
Anne Alastalo hat Verständnis für Proteste – solange diese friedlich ablaufen. „Sobald es aggressiv wird, verstehe ich es nicht“, sagt sie. Wie andere Geschäftsleute bereits im Gespräch mit dem Tageblatt erklärten, hat auch sie festgestellt, dass seit der aus dem Ruder gelaufenen Demonstration Anfang Dezember weniger Menschen unterwegs sind. „Das liegt zum Teil an Corona. Aber es fällt schon auf, dass seitdem gerade an den Wochenenden viel weniger Familien mit Kindern unterwegs sind.“
Auch im Kinderbekleidungsgeschäft „Jacadi Paris“ in der „Groussgaass“ hat man seit der Stürmung des Weihnachtsmarktes bemerkt, dass weniger Menschen in die Hauptstadt kommen. Laut der Mitverantwortlichen des Ladens Fabienne Nélis hatten die Demonstrationen bisher keinen Einfluss auf die Geschäftszahlen. Als die Protestler am Samstag – in Begleitung von Polizeibeamten – vorbeizogen, sei das eher ruhig abgelaufen. „Solange die Demos friedlich bleiben, bin ich damit einverstanden“, sagt sie. Trotz eines explodierenden Böllers und Geschrei habe sie am Samstag keine Angst gehabt. Allerdings seien einige Kunden von den immer wieder stattfindenden Protesten genervt.
Keine Toleranz für Aggressivität
Genervt war Bertina Lourenco Ferreira zwar nicht, als am Samstagnachmittag plötzlich Lärm vor ihrer Wohnung in der rue de la Fonderie im Bahnhofsviertel ertönte, aber neugierig. Sie ging zum Fenster und blickte auf sehr viele Polizisten und, laut ihrer Schätzung, ungefähr 150 Protestler. „Ich hatte aber keine Angst“, erklärt die ruhige Frau, die ohnehin viel Lärm in ihrer Straße gewohnt sei. In rund drei Kilometer Entfernung zu ihrem Zuhause wurde am Samstag der Verkehr behindert und kurzzeitig die Autobahnzufahrt in Merl blockiert.
„Sehr genervt“ ist allerdings Max Lamesch, der in Luxemburg-Stadt wohnt. In seinem Viertel Weimerskirch gibt es zwar keine Proteste, eine klare Meinung dazu hat er trotzdem: „Vielleicht kann ich akzeptieren, dass man nicht geimpft ist. Eventuell. Aber ich habe null Toleranz für Aggressivität bei Demonstrationen.“ Lamesch hat mehrere Jahre im Ausland gewohnt – auch in Ländern, in denen Menschen ihre Meinung nicht einfach auf der Straße frei äußern können. „Dass man hier davon spricht, in einer Diktatur zu leben, ist einfach lächerlich.“ Allgemein, findet er, müsste klarer definiert sein, was bei den Protesten erlaubt ist und was nicht.
Der junge Mann ist fest davon überzeugt, dass man einen großen Bogen um die aktuellen Demonstrationen machen sollte: „Man kann nur alle davor warnen, bei Protesten mitzumachen, bei denen sich die Bewegungen von Randalierern und Neonazis vermischen. Da muss man aufpassen.“ Er kann sich vorstellen, dass Eltern mit ihren Kindern gerade am Wochenende die Innenstadt meiden. Trotz der Proteste will sich Max Lamesch auch in Zukunft nicht davon abhalten lassen, in die Stadt zu gehen, wenn er Besorgungen zu erledigen hat. Denn einschüchtern lassen will er sich nicht.
- „Gibt noch viel zu tun“: Lydie Polfer äußert sich zur Sicherheit an Zebrastreifen - 20. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde legt Berufung ein - 18. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde will am Montag reagieren - 15. November 2024.
Wir sollten uns KEINE Proteste wünschen.Es gibt nämlich nichts zu protestieren. Fazit übers Wochenende: Fast 4000 Infizierte und 8 Tote. Noch Fragen?
Ja. – Wo stünden wir heute OHNE die Impfung und sanitäre Maßnahmen?
@Htk warscheinlech genau gleich. #imfungwierktnet