Editorial / Die mentale Gesundheit gerät während der Corona-Krise in den Hintergrund
Luxemburg ist müde. Nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Europa und in weiten Teilen der restlichen Welt sind die Ermüdungserscheinungen bemerkbar: Seit Monaten dominiert nur noch ein und dasselbe Thema. Seit Monaten muss sich jeder Einzelne auf stetig wechselnde Einschränkungen einstellen. Psychologe Claus Vögele hat im Tageblatt-Interview die momentane Situation als „kollektiven Stresstest“ bezeichnet. Das Virus wirkt belastend. Es bedrückt, dass auf so vieles verzichtet werden muss. Existenzängste und Unsicherheiten prägen den Alltag. Zum einen ist es kaum noch möglich, Routinen zu erhalten. Zum anderen kommen durch Ausgangssperren und „Physical Distancing“ die Faktoren Einsamkeit sowie Langeweile hinzu.
Vieles, was einfach war, ist kompliziert geworden: ob ins Restaurant gehen, Familienbesuche, Einkaufen oder auch Urlaubsfahrten. Veranstaltungen, Konzerte und Weihnachtsmärkte werden organisiert und gezwungenermaßen wieder abgesagt. Viele Freizeitbeschäftigungen, die einem die Energie für den Alltag geben, fallen weg oder sind ebenfalls nur noch unter bestimmten Bedingungen möglich. Der Mensch ist ein Herdentier und muss sich jetzt mit nur wenigen sozialen Kontakten zufriedengeben.
Während sich unser aller Leben verändert hat, sind unsere Emotionen auf der Strecke geblieben. In den ersten Monaten blieb kaum Zeit, sich auf all das Neue einzustellen: Zuallererst galt es, zu funktionieren, Zeit, die Situation zu reflektieren, blieb kaum. Die Psyche befindet sich in einem Ausnahmezustand: Alles ist neu, Erfahrungswerte gibt es keine.
Dennoch haben bisher viele die Zeit einigermaßen gut überstanden. Die Bevölkerung schafft es (noch), „das richtige Maß an Angst zu haben“. Diese Formulierung von Claus Vögele drückt die extreme Situation aus, in der sich die Menschheit befindet. Die Angst vor dem Virus sollte nicht so weit gehen, dass sie lähmt. Doch sie sollte tief genug sitzen, um sich in Acht zu nehmen. Solange niemand weiß, wie das Virus effektiv bekämpft werden kann, gehört diese unsichtbare Bedrohung weiterhin zum Alltag.
Und genau aufgrund dieser Ungewissheit bahnt sich die Corona-Müdigkeit ihren Weg in die Gesellschaft. Die Seniorinnen und Senioren fühlen sich nach dem ersten Lockdown auf einen Schlag gealtert. Die Solidarität der ersten Monate ist vergessen. Bewegung ist wichtig, um wieder Kraft zu tanken. In der dunklen Jahreszeit ist das schwieriger – anders als im Frühling, als viele im Garten oder beim Spaziergang nach Ablenkung gesucht haben.
Bei allen getroffenen Maßnahmen, um die Infektionen einzudämmen, gerät ein wichtiger Faktor in den Hintergrund: die mentale Gesundheit eines jeden Einzelnen. Das physische Wohlergehen hat Priorität, um die Krankenhäuser nicht vollends zu überlasten. Doch wer kümmert sich um diejenigen, die bereits vor der Krise psychisch angeschlagen waren? Die Politik muss noch verstärkter auf Prävention setzen. Das Angebot für Beratung und Sorgentelefone muss weiter ausgebaut werden. Psychiatrien und Tageskliniken benötigen unbedingt mehr Personal, um die zu erwartenden langfristigen Konsequenzen für die Psyche auffangen zu können.
Mir macht das Virus keine Angst, aber die Zukunft schon. Eine eventuelle Krankheit, welche aus Corona-Gründen nicht behandeld wird, oder, das, was die Politiker noch mit uns vor haben. Wie sagte der deutsche Politiker Schäuble: DIE NOT WIRD DIE MENSCHEN ZWINGEN SICH ZU BEUGEN.
… müsste also die mentale Gesundheit vordergründig testen , oder ?
Es sind schwierige Zeiten für uns alle🤤
Zur Zeit sehe ich Kinder und Enkelchen nicht und das ist nun bei fast jeder Familie so.
Aber man muss den Kopf über Wasser halten, nun verzichten wir und dadurch treffen wie unsere Lieben nach der ganzen Coronakrise in alter Frische.
Bleiben sie bitte alle gesund❣❣❣
@Aender: Und WAS sollen die Politiker mit uns vorhaben?
Kein Mensch leugnet die wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Kollateralschäden der Pandemiebekämpfung. Aber das Auftreten der Pandemie ist ja keine politische Entscheidung (auch wenn leicht verwirrte Zeitgenossen das gerne behaupten).
Ansonsten gilt: In einem erkrankten Körper gibt es erst recht keinen gesunden Geist.