Ettelbrück / Die „Nordstad“ bekommt eine neue Jugendherberge – für 63,4 Millionen Euro
Eine neue Jugendherberge soll auf dem Areal des Ettelbrücker Bahnhofes entstehen. Am 21. März stellte die Ministerin für Mobilität und öffentliche Arbeiten Yuriko Backes den Gesetzentwurf im zuständigen Parlamentsausschuss vor. Voraussichtliche Kosten: 63,4 Millionen Euro. Das ist eine stolze Summe, doch zum besseren Verständnis sollte man sich das Gesamtprojekt näher anschauen.
Es wird nicht die erste Jugendherberge für die Pattonstadt sein. Erinnern wir uns doch an die Zeiten, wo es „in Stackels“ eine Herberge gab, die 1946 ihre Türen öffnete, sich aber sehr schnell als zu klein erwies. Bereits im November des gleichen Jahres beschloss die Gemeindeführung den Bau einer „richtigen Jugendherberge“ am Hang der Alzette.
In der lokalen Gemeindezeitung „de Reider“, genauer in der 65. Ausgabe vom Dezember 2015, beschäftigte sich der in Ettelbrück geborene Lokalhistoriker Nico Beckerich gleich auf mehreren Seiten mit der Geschichte der früheren Jugendherberge. So liest man dort zum Beispiel Folgendes: „Ettelbrück besaß nach dem Zweiten Weltkrieg noch keine Herberge, und dies, obschon es zentral zwischen Clerf, Vianden und Neimillen lag und Carlo Hemmer, ein begeisterter Jugendherbergsfreund und späterer Präsident der Jugendherbergszentrale, hier wohnte. So war es nicht verwunderlich, dass das Zentralkomitee der Luxemburger Jugendherbergen eine Herberge in Ettelbrück plante und sich in dieser Angelegenheit an die Gemeinde wandte.“
Nach der oben erwähnten ersten Etappe „in Stackels“ erhielt der Ettelbrücker Bauunternehmer Léon Agnes 1947 den Auftrag, eine neue Jugendherberge „am Lärchen“ zu bauen. Nur ein Jahr später war das rund 644.000 Franken teure Gebäude fertiggestellt. Die sehr idyllisch gelegene Herberge wurde schnell über die Landesgrenzen hinaus bekannt und fand vor allem bei Jugendlichen einen großen Zuspruch. Aus wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Gründen wurde sie 2004 endgültig geschlossen. Sechs Jahre später beschloss der Gemeinderat, das Gebäude dem Erdboden gleichzumachen und dort die neue „Maison relais Kannernascht“ zu errichten
Die dritte Jugendherberge
In die Gesamtplanung des heute am Ettelbrücker Bahnhof im Bau befindlichen multimodalen Verkehrsknotenpunkts floss vor sechs Jahren die Idee ein, dort auf einem 1900 Quadratmeter großen Areal, das dem Staat gehört, zum einen ein mehrstöckiges Gebäude zu errichten, das als Jugendherberge dienen soll, zum anderen soll ein Verwaltungsgebäude in direkter Nachbarschaft entstehen. Die Pläne der Jugendherberge sehen 120 Betten, auf 35 Zimmer verteilt, mehrere Aufenthaltsräume, einen Gastronomiebereich und eine wohl einmalige Panoramaterrasse auf dem Dach vor.
In dem erwähnten Nachbargebäude finden gleich mehrere Büros und Räume für Verwaltungszwecke Platz. Welche Verwaltungen hier später Einzug halten werden, konnte uns Bürgermeister Bob Steichen (LSAP) am Donnerstag nicht sagen. „Dazu liegen uns zu diesem Moment noch keine Informationen vor.“ Der hohe Kostenpunkt von voraussichtlich 63,4 Millionen Euro erklärt sich zum Teil dadurch, dass das Gesamtprojekt, das über dem Busbahnhof und der dort später unterirdisch verlaufenden Nationalstraße 7 laut Ministerin Yuriko Backes „von hoher Komplexität“ ist. Hinzu kommt, dass nicht nur auf dem Dach des Bürogebäudes, sondern auch auf der zum Teil begrünten Fassade der Jugendherberge auf doch innovative Weise Fotovoltaikanlagen errichtet bzw. integriert werden sollen.
„Die Anfrage für die Baugenehmigung sowohl für die Jugendherberge als auch für das Nachbargebäude sollen noch in diesem Sommer in unserer Gemeinde eingereicht werden“, sagte Steichen am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt. Baubeginn ist für Mitte nächstes Jahr geplant, Ende 2028 soll das Gesamtprojekt fertiggestellt sein. Und er fügte hinzu: „Wir erwarten uns eine große Aufwertung unseres Bahnhofsviertels und natürlich auch einen Aufschwung in Sachen Tourismus. Die Jugendherberge liegt optimal für den Rad- und Wandertouristen, um nur dieses Beispiel zu nennen, Bus und Bahn sind gleich vor der Tür. Was ebenfalls für die später im benachbarten Verwaltungsgebäude arbeitenden Menschen wichtig ist, sind die schnellen und halbstündlichen Zugverbindungen nach Luxemburg-Stadt sowie in Richtung Norden des Landes. Das gesamte Projekt bringt eine gewisse Dynamik mit sich, von der wir in Ettelbrück, aber auch in der gesamten ‚Nordstad‘ sicherlich profitieren werden.“
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