Arbeitswelt / Die nur sehr langsame Entwicklung des Home-Office – Rückblick auf die letzten Jahre
Die Corona-Krise öffnet ein Fenster in eine alternative Gegenwart. Ein gewaltiger Anteil der Beschäftigten arbeitet von zu Hause aus. Und es funktioniert. Die Betriebe laufen weiter – die Staus auf den Straßen waren kleiner. Ein Rückblick auf die Entwicklung des Home-Office in den letzten Jahren.
Bereits vor der aktuellen Krise hatten sich viele Beschäftigte die Möglichkeit gewünscht, zumindest manchmal von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Doch 2019 konnten in Luxemburg nur 11,6 Prozent der arbeitenden Bevölkerung diese Möglichkeit nutzen. Europaweit liegt der Durchschnitt mit 5,4 Prozent noch deutlich niedriger. Spitzenreiter beim Home-Office sind Finnland und die Niederlande mit 14,1 Prozent. In Rumänien sind es hingegen nur 0,8 Prozent. Das geht aus neuen Zahlen des statistischen Instituts Eurostat hervor.
In den Eurostat-Zahlen verstecken sich zudem interessante Details. So arbeiteten 2019 in Luxemburg satte 66,9 Prozent der Beschäftigten nie von zu Hause aus. Der Anteil der Frauen im Home-Office ist leicht höher als derjenige der Männer. Nur 8,9 Prozent der Gehaltsempfänger arbeiteten 2019 für gewöhnlich im Home-Office – jedoch 37,7 Prozent der Selbstständigen.
In den letzten zehn Jahren gab es beim Anteil der Menschen, die normalerweise von zu Hause aus arbeiten, derweil kaum Bewegung. In Luxemburg, wie in ganz Europa, ist die Quote fast unverändert geblieben.
Mehr Menschen arbeiten manchmal von zu Hause
Deutlich zugelegt hat in den letzten zehn Jahren jedoch der Anteil der Menschen, die manchmal von zu Hause aus arbeiten. Lag die Quote 2009 noch bei 10,4 Prozent, so waren es letztes Jahr bereits 21,5 Prozent. Im Jahr 1992 waren es erst 2,8 Prozent. Auch europaweit ist der Anteil der Menschen, die manchmal im Home-Office sind, am Zulegen, wenn auch langsamer als in Luxemburg. Letztes Jahr lag die Quote in der Eurozone bei 8,9 Prozent. Besser als Luxemburg schneidet Schweden ab: Hier konnten letztes Jahr 31,3 Prozent der Beschäftigten manchmal Home-Office-Dienst leisten.
Luxemburg landet beim Home-Office somit, laut Eurostat, auf den vorderen Plätzen. Die Entwicklung schreitet aber nur langsam voran. Im Jahr 2014 war mit 14,1 Prozent der Beschäftigten, die im Normalfall von zu Hause aus arbeiten, ein Höchststand erreicht worden. Seitdem ging es wieder bergab.
Ob sich nun in Zukunft etwas an dieser Entwicklung ändern wird, bleibt eine offene Frage. Mehr Arbeit von zu Hause wäre zumindest ideal, um Druck von den verstopften Straßen zu nehmen. Jedoch ist Heimarbeit nicht für jeden Job möglich und auch nicht von jeder Person gewünscht. Zudem gibt es innerhalb des europäischen Binnenmarkts keine Regeln, die das grenzüberschreitende Arbeiten von zu Hause aus fördern. Dieser Aspekt betrifft Luxemburg mit seinen vielen Grenzpendlern besonders. Dass technisch viel mehr möglich ist, zeigt jedenfalls die aktuelle Krise.
Grenzüberschreitender Optimierungsbedarf
Die Unternehmen haben jedenfalls unterschiedliche Bedürfnisse. So hat die BGL BNP Paribas vor rund einem Monat erklärt, „Télétravail“ sei für die Bank nur eine Notlösung, die das Weiterlaufen der Arbeit sicherstellt. Es sei jedoch nicht ideal, um die Mission einer Bank zu erfüllen. Kundenkontakt gehöre dazu. Ein Tag Home-Office pro Woche sei allerdings vorstellbar.
Die Deutsche Bank Luxemburg, die ein anderes Geschäftsmodell hat und von Luxemburg aus vor allem große europäische Kunden betreut, sieht das Thema Home-Office anders: Langfristig würde die Bank gerne „etwas davon beibehalten“, erklärte Frank Krings, Geschäftsführer der Bank, am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Jahreszahlen. „Wir wünschen uns das – als ein Mosaikstein in unserem Werkzeugkasten.“ Gleichzeitig sieht er Home-Office auch als mögliche Ergänzung zu den „Zentren für Krisenfälle“, die Banken haben müssen.
Von den rund 300 Mitarbeitern der Deutschen Bank Luxemburg sind derzeit nur zehn Prozent der Beschäftigten physisch in den Büros vertreten, so Frank Krings weiter. „Und das funktioniert gut … eigentlich erstaunlich gut.“ Etwa zehn bis zwölf Prozent des Verkehrs in der Großregion könnten durch Home-Office eingespart werden, schätzt er. Jedoch gelte es, noch Fragen zur grenzüberschreitenden Arbeit zu regeln, so der Bankchef. Hier gebe es noch „Optimierungebedarf.“ 73 Prozent der Mitarbeiter der Bank sind Grenzgänger.
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