Editorial / Die Paralympics sind ein wichtiger Anstoß zu mehr Inklusion
Die 17. Auflage der Paralympics wurde mit der Eröffnungsfeier am Mittwoch in Paris offiziell eingeläutet. Zweieinhalb Wochen nach dem Ende der Olympischen Spiele hat damit der „Match retour“ begonnen, wie Tony Estanguet, Organisationschef von Paris 2024, die Paralympics bei der Abschlussveranstaltung Mitte August unter tosendem Applaus bezeichnet hatte.
Bei den Olympischen Spielen surfte die französische Hauptstadt auf einer Euphoriewelle; die ausgelassene Stimmung in Paris dürfte ein Punkt sein, der von diesen 33. Sommerspielen in Erinnerung bleiben wird. Ausverkaufte Sportstätten, Menschen, die bereits frühmorgens am Streckenrand standen, um Triathleten, Radsportler und Marathonläufer anzufeuern: Olympia hatte Frankreich während fast drei Wochen fest im Griff und die Franzosen nahmen das Spektakel dankend an und sorgten für eine unvergessliche Atmosphäre. Olympia sollte zu den Menschen kommen und hat das mit seinen Sportstätten im Herzen von Paris auch geschafft. Viele dieser werden nun auch für die Paralympics genutzt.
Beim Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) hofft man deshalb, dass auch die Paralympics in den Genuss einer solch einzigartigen Stimmung kommen werden. Am Tag der Eröffnungsfeier waren jedenfalls schon zwei Millionen Tickets verkauft – und dass Olympia noch einmal für einen wahren Ansturm auf Paralympics-Karten gesorgt hat, zeigt sich alleine daran, dass fast eine Million Karten seit dem 24. Juli weggingen.
Wie bisher kein anderer Ausrichter möchte Paris olympische und paralympische Spiele als Einheit feiern. So nutzt man für beide Veranstaltungen das gleiche Logo. Einziger Unterschied ist das paralympische Symbol, das anstelle der olympischen Ringe zu sehen ist. Auch das Maskottchen „Phryges“ ist das gleiche, unterscheidet sich bei den Paralympics nur durch sein Prothesenbein. In der französischen Hauptstadt sollen die bisher größten Paralympischen Spiele stattfinden. Doch werden sie auch etwas im Bewusstsein der Menschen ändern? Kann sich ein solches Event, das die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung deutlich steigert, auch langfristig auf die Inklusion im Gastgeberland auswirken? Laut ZDF wurde vor den Sommerspielen 2016 in Rio in Brasilien ein Antidiskriminierungsgesetz ausgearbeitet. Zwei Jahre später war die Zahl der Beschäftigten mit einer Behinderung um 50 Prozent höher als 2009, in dem Jahr, als Rio den Zuschlag für die Spiele erhielt.
In Paris ist das große Sorgenkind derzeit der öffentliche Transport. 125 Millionen Euro sind für die Barrierefreiheit in der französischen Hauptstadt investiert worden. Doch was das beliebteste Transportmittel, die Metro, betrifft, sieht es noch immer schlecht aus. Einzig die neu geschaffene Linie 14 ist komplett barrierefrei. Für die Olympischen Spiele steht den Besuchern mit eingeschränkter Mobilität deshalb ein eigenes Shuttlesystem zur Verfügung, in dem ein Platz jedoch zwei Tage im Vorfeld reserviert werden muss. Dennoch sollen in Paris etwa 95 Prozent der öffentlichen Gebäude bis 2025 barrierefrei sein. Mehrere Sportstätten wurden umgebaut und inklusiv gestaltet, 17 Kilometer Bürgersteige renoviert. Bis 2026 sollen zudem 99 Grund- und Mittelschulen barrierefrei gemacht werden. Vieles hat sich in den letzten Jahren bewegt, einen wesentlichen Anteil daran haben zweifelsohne die Paralympics. Sie können tatsächlich ein wichtiger Anstoß zu Verbesserungen sein, auch wenn in vielen Bereichen noch immer sehr viel zu tun bleibt.
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