Editorial / Die Philosophie der Fußballnationalmannschaft
Luc Holtz liebt es, gut auszusehen. Damit ist nicht der modische Auftritt des Fußball-Nationaltrainers gemeint, sondern seine Art, Fußball zu spielen. Was der 50-Jährige mit seiner Mannschaft geschafft hat, grenzt schon fast an ein Wunder. Die FLF-Auswahl zelebrierte das Spiel um das runde Leder in den Nations-League-Partien gegen Aserbaidschan (2:1-Sieg) und gegen Montenegro (0:1-Niederlage) wie nie zuvor.
Das einst mal kleine Luxemburg agierte wie die spanische Nationalmannschaft oder der FC Barcelona. Der Vergleich ist sicherlich ein bisschen überspitzt, die Grundphilosophie ist jedoch die gleiche: hoher Ballbesitz, schnelles und effizientes Gegenpressing nach Ballverlust. Eigentlich hätten die Gegner keine Chance haben dürfen. Hatten sie aber – weil Luxemburg ein Spieler fehlt, der die Kunst am Ball zum Abschluss bringt.
Zwei Spezies haben in Luxemburg seit Jahren Seltenheitswert: gute Torhüter und effiziente Torjäger. Das liegt zum Teil auch an der Ausbildung in der Monnericher Fußballschule. Dort werden beispielsweise junge Torhüter bevorzugt, die technisch gut veranlagt, aber kleiner sind, anstatt auf größere Jugendliche zu setzen, denen noch der Feinschliff fehlt. Es ist kein Geheimnis: Auf internationaler Ebene hat ein klein gewachsener Torwart – Talent hin oder her – quasi keine Chance, zu bestehen.
Bei den Stürmern herrscht das gleiche Problem. In Luxemburg gibt es sehr viele offensive und zentrale Mittelfeldspieler, die den Unterschied machen können. Den klassischen Mittelstürmer sucht man vergeblich. Die gute Nachricht ist, dass in den Nachwuchskategorien genügend Spieler vertreten sind, die es erlauben, ohne Zielstürmer zu spielen, und die zu Profis reifen können. Die schlechte Nachricht ist, dass ein bisschen Variation jeder Mannschaft guttut.
Der FC Barcelona verzichtet bereits seit Jahren auf einen klassischen Mittelstürmer. Ein Wagnis, das meistens aufgeht, aber bereits oft in entscheidenden Momenten an seine Grenzen stieß. Doch auch in diesem Fall – und vor allem in diesem Fall – ist es eine Frage der Philosophie.
Und genau deshalb sollte Luxemburg nicht zu sehr von seinem bisherigen Ausbildungsweg abweichen. Dieser hat nämlich dazu geführt, dass Luc Holtz eine Nationalmannschaft hat, die auch durch kollektive Klasse herausragt. Eine Denkweise, die den Jugendspielern bereits im frühen Kindesalter eingebläut wird. Christopher Martins, Leandro Barreiro, Danel Sinani und Dirk Carlson haben individuelle Klasse, stellen ihr Ego aber jedes Mal hinten an, wenn sie für die Nationalmannschaft oder den Verein auf dem Platz stehen. Sie sind aber auch die vier einzigen Spieler aus der Startelf beim Länderspiel gegen Montenegro, die aus der Fußballschule in Monnerich stammen.
In Zukunft muss der Einfluss der FLF-Akademie noch größer werden. Damit dies passiert, müssen die Spielertypen geformt werden, die es braucht, um diese und künftige Generationen auf ein höheres Niveau zu heben. Passiert dies, ist die Teilnahme an einer EM- oder WM-Endrunde kein weit entfernter Traum mehr.
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Gebt’s auf, das wird nie was!