Play-offs / Die Reaktionen der Spieler auf das Aus in Georgien: „In der ersten Hälfte fehlte uns der Mut“
Enttäuschung, Frust, Reue. Die „Roten Löwen“ suchten wenige Minuten nach dem geplatzten Traum in der „Mixed Zone“ nach passenden Worten, kamen am Ende des Tages aber immer wieder zur gleichen Schlussfolgerung: Nach einer verpatzten ersten Hälfte brach ihnen die fragwürdige VAR-Entscheidung das Genick ausgerechnet in der besten Phase. Das Foul an Mica Pinto, die Rote Karte und eine verpasste EM: Eine Zusammenfassung der Reaktionen.
Selbstkritisch und höchst betrübt: Die Leistungsträger der FLF-Auswahl hätten sich am Donnerstagabend nach Spielende wohl Angenehmeres vorstellen können, als ihre Gefühlslage vor der Presse zu beschreiben. Dennoch nahm nach dem Play-off-Aus niemand ein Blatt vor den Mund, angefangen bei Keeper Anthony Moris: „Wir haben uns selbst geschlagen. Der Wille, die Courage, die Zweikampfstärke – das sind die Eigenschaften, die uns hierher gebracht haben, aber all das hat uns in den ersten 45 Minuten gefehlt. Wir hatten Glück, dass es zur Pause nur 0:1 stand.“ Florian Bohnert hob ein anderes Element hervor: „In der ersten Hälfte fehlte uns der Mut. Es gab auch immer mal wieder ein paar Räume, aber wir haben das nicht ausgenutzt.“
An einem Tag, an dem es viel einfacherer gewesen wäre, dem Schiedsrichtergespann die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben, reagierte das Team mit sehr viel Selbstreflexion: „Wir waren zu nervös und haben uns versteckt. Es war nie der Plan, so tief zu stehen“, beschrieb auch Marvin Martins den ersten Durchgang. Für Maxime Chanot war die kollektive Leistung nicht ausreichend: „Es gab nur wenige Spieler, die bei diesem Spiel mental auf der Höhe waren. Aber es ist nicht mein Job, darüber zu reden. Hier sollte es auch gar nicht darum gehen, uns gegenseitig runterzuziehen.“
Denn bereits nach dem Dreh zeigte Luxemburg ein anderes Gesicht auf dem Platz. „Wir haben uns in der Pause gesagt, dass wir uns mehr zutrauen müssten“, erklärte Bohnert. Was auch gelang, bis sich dann bekanntlich ein anderer Teilnehmer auf dem Platz in den Vordergrund drängte, der spanische Unparteiische José María Sánchez: „Ich bin keiner, der gerne so direkt nach dem Spiel aus dem Stegreif redet. Aber ich bin wirklich traurig, genervt und enttäuscht für das Team. Es gab eine Anzahl an Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, die unverständlich bleiben werden“, wetterte Maxime Chanot, dessen 66. Länderspieleinsatz in der 58. Minute vorzeitig beendet worden war. Die Annullierung des Treffers von Gerson Rodrigues und sein Platzverweis haben der wichtigen Begegnung eine komplett unterschiedliche Ausrichtung verpasst. „Diese Entscheidung brach uns das Genick“, meinte Marvin Martins.
Für Kapitän Laurent Jans war das Ganze umso ungerechter, da ein weitaus schlimmeres Foulspiel an Mica Pinto nicht mal gepfiffen, geschweige denn geahndet worden war (obschon der Linienrichter ein gutes Sichtfeld hatte): „Diese VAR-Entscheidung hat den Spielverlauf komplett verändert. Wir waren in der ersten Hälfte immer einen Tick zu spät, aber nach der Pause haben wir dominiert und hatten vor unserem Treffer schon eine gute Aktion vor dem Tor. Ich will auch gar nicht über den Schiedsrichter reden, aber es ist doch unfassbar, dass es bei der Aktion gegen Mica keine Rote Karte gibt …“ Nach Spielende kursierten relativ schnell die Bilder der Aktion, bei der Kakabadze den Linksverteidiger in der 39. mit der Sohle am Knie getroffen hatte. Marvin Martins ärgerte sich besonders über die Benachteiligung, die der Spanier die FLF-Auswahl nun schon zum zweiten Mal auf so harte Weise hat spüren lassen: „Mica hat ein paar Narben davongetragen und ist dabei verletzt worden. Die Entscheidung, die zur Annullierung des Tores geführt hatte, gehört zu den 50/50-Situationen, die wirklich immer gegen uns gepfiffen werden. Wenn man bedenkt, dass der gleiche Referee uns den berechtigen Elfmeter von Leo (Barreiro) gegen die Slowakei nicht gegeben hat …“
Obschon sich die FLF schriftlich bei der UEFA erkundigen wird, wie all diese spielentscheidenden Momente sowie die fragwürdige Nominierung dieses Referees überhaupt möglich waren, ist das Schicksal der „Roten Löwen“ besiegelt und das Testspiel am Dienstag gegen Kasachstan wird nur statistischen Wert haben: „Diese Niederlage wird noch lange sehr weh tun, aber wir werden daran wachsen“, meinte Moris. „Es ist aber unsere Pflicht, diese Kampagne auf korrekte Weise zu Hause zu Ende zu bringen. Wer keinen Bock hat zu spielen, der sollte es besser gleich sagen. Für mich geht es um die Liebe zum Land, den Stolz, das Trikot zu tragen. Man darf auch nicht alles vergessen, was wir in den vergangenen Monaten erreicht haben.“
Marvin Martins hatte den Blick ebenfalls bereits nach vorne gerichtet: „Wir wollen gewinnen, um unseren Fans noch einmal etwas zurückzugeben.“ Mit Tränen in den Augen bedankte sich dann auch Florian Bohnert für die Euphorie, die das Team in den letzten Monaten wahrgenommen hatte: „Es berührt uns, dass wir unterstützt werden, dass wir Kinder mit Fahnen vor den Stadien sehen. Das macht uns extrem stolz.“ (chd)
Charles Schaack: „Hätte Rot für den Georgier geben müssen“
Rückblick auf die Minute 53: Der georgische Angreifer Mikautadze ging bei seinem Angriff zu Boden nach einem Duell mit Chanot, doch das Spiel läuft weiter. Auf der anderen Seite erzielte Rodrigues das 1:1. Anschließend Verwirrung: Auf der Anzeigetafel wird eine „potenzielle Elfmeterüberprüfung“ des VAR angezeigt – was ein technischer Irrtum war, denn stattdessen wurde gecheckt, ob eine Rote Karte gegeben werden müsste. Der Rest ist bekannt. Das Tageblatt hat FLF-Schiedsrichterobmann Charles Schaack, der vor Ort war, um dessen Einschätzung gebeten: „Es war nicht der Fehler unten am Fuß, sondern oben. Chanot hat über ihn gegriffen. Er muss nicht zu Boden gehen, damit gepfiffen wird.“ Die Fernsehbilder hatten nämlich klar gezeigt, dass es der Georgier war, der dem FLF-Verteidiger dabei auf den Fuß getreten war. Schaack fügte hinzu: „Es war kleinlich gepfiffen. Das ist das Enttäuschende an der Szene. Es ist nicht die UEFA-Richtlinie, dass man zu leichte Elfmeter verteilt.“
Der VAR kann in vier Fällen eingesetzt waren: zur Überprüfung ob Tor oder nicht, bei Zweifeln bezüglich einer Roten Karte – aber nicht bei einem eventuellen Freistoß. Weitere Kategorien sind die „mistaken identity“ oder die Abseits-Überprüfung. „Man kann nicht sagen, dass die Entscheidung hundertprozentig falsch war, aber es war kein Beweis für Fingerspitzengefühl. Die weitaus größere Fehlsituation gab es in der ersten Hälfte, als Pintos Gegenspieler hätte Rot bekommen müssen.“ Es sei unerklärlich, warum dort keine VAR-Überprüfung stattgefunden habe. (chd)
Sinani dabei, Chanot nicht mehr
Bevor die Mannschaft am Freitag nach Lipperscheid aufbrach, gab es am Flughafen noch ein kleines Update des Trainers: Danel Sinani wird am Dienstag im Kader stehen, Maxime Chanot ist seinerseits nach Ajaccio zurückgekehrt. Ob Mica Pinto spielen kann, steht derweil noch nicht fest. (chd)
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