Editorial / Die „Roten Löwen“ wollen keine Eintagsfliege sein
In genau neun Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Nicht viel hätte gefehlt und Luxemburg wäre erstmals bei diesem Großevent dabei gewesen. Nachdem die FLF-Auswahl an fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen und den Georgiern gescheitert ist, ist sie wie schon so oft in der Vergangenheit der Sparringspartner von zwei Nationen, die sich Chancen ausrechnen, ins Finale einziehen zu können: Frankreich (5. Juni in Metz) und Belgien (8. Juni in Brüssel). Dadurch, dass die Luxemburger sogar im offiziellen Sticker-Album der EM vertreten sind, können sich Nationaltrainer Luc Holtz und seine Mannschaft sogar ein bisschen als Teil der Endrunde fühlen. Dem frühzeitigen Druck dieser Alben sei Dank.
Dass Luxemburg auch in naher Zukunft mit der Teilnahme an einer EM oder gar einer WM liebäugeln kann und nicht nur Sparringspartner sein darf, ist durchaus realistisch. Die starke Qualifikationsphase in den Jahren 2023 und 2024 dürfte eigentlich keine Eintagsfliege bleiben. Der Großteil der Leistungsträger befindet sich noch nicht auf dem Zenit ihrer Karriere. Das bedeutet, dass die Entwicklung dieser Generation noch weitergehen sollte. Derzeit sind nur Maxime Chanot (34) und Lars Gerson (34) in einem Alter, das dem Ende der Laufbahn näherkommt. Torwart Anthony Moris (34) kann, falls er verletzungsfrei bleibt, wohl noch einige Jahre dranhängen. Im Kader gegen Frankreich und Belgien stehen acht Spieler, die noch keine 23 Jahre haben.
Damit Luxemburg aber ständig auf diesem Niveau konkurrieren kann, müssen immer wieder Spieler produziert werden, die auf hohem Level mithalten können. Talente eines Schlages wie Leandro Barreiro, Christopher Martins oder Yvandro Borges. Wie schwer dies als kleine Nation ist, zeigt wieder einmal das Beispiel Island. Die Mannschaft aus dem hohen Norden hatte eine goldene Generation mit einigen Ausnahmekönnern, die sich für internationale Endrunden qualifizieren konnten. Danach setzte wieder Normalität ein und aktuell scheint Island wieder weit davon entfernt zu sein, um diese Startplätze mitzukämpfen.
Ständig ein Anwärter auf die begehrten Tickets für EM und WM zu sein, ist fast unmöglich für Nationen mit nicht einmal einer Million Einwohner. Die Quantität bestimmt, neben guter Arbeit, weiterhin darüber, wie erfolgreich eine Nation in einer Massensportart sein kann. Dieses Phänomen ist weit weniger in Randsportarten zu beobachten.
Wer im Fußball mit den Großen zumindest teilweise mithalten will, muss seinen eigenen und beschwerlichen Weg gehen. In den Köpfen des Luxemburger Fußballnachwuchses hat zum Glück seit Jahren ein Umdenken stattgefunden. In der nationalen Fußballschule gibt es fast keinen Kicker mehr, der nicht im Ausland Profi werden will. Und so hat sich unser Land in den vergangenen Jahren seine eigene kleine kritische Masse geschaffen.
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