US-Wahlen / Die russophilen Regenten auf dem Balkan hoffen auf ein Comeback von Donald Trump
Ob offen oder indirekt: Vor der US-Wahl kann sich Ex-Präsident Donald Trump im fernen Europa zumindest der Unterstützung und Sympathien der russophilen Balkanregenten sicher sein. Vor allem ein ähnlich autoritäres Politikverständnis und wirtschaftliche Interessen lassen sie auf sein Comeback setzen.
Wenn es zu Hause nicht gut läuft, bleibt immer die Hoffnung auf den Retter aus der Fremde. Erstmals seit seiner Rückkehr an die Macht 2010 machen in Ungarn dem durch die miese Wirtschaftslage, blockierte EU-Beihilfen und Korruptionsvorwürfe unter Druck geratenen Dauerregenten Viktor Orban drastisch abgestürzte Popularitätswerte zu schaffen.
Doch obwohl seine nationalpopulistische Fidesz-Partei in den jüngsten Umfragen von der oppositionellen Tisza-Partei seines Herausforderers Peter Magyar bereits überflügelt wird, hofft Orban auf baldige Siegesfeiern. „Wenn Mr. Trump zurückkehrt, köpfen wir mehrere Champagner-Flaschen“, fiebert der Rechtsausleger dem ersehnten Comeback seines Gesinnungsfreundes bei der US-Präsidentschaftskür entgegen. Bei einer Rückkehr ins Weiße Haus werde Trump Kiew „keinen Penny mehr“ an Militärhilfe gewähren, so die Kalkulation des Putin-Freunds in Budapest. Ohne US-Mittel seien die Europäer „nicht in der Lage, diesen Krieg selbst zu finanzieren“: „Und dann ist der Krieg vorbei.“
In der benachbarten Slowakei hält sich der als russophil geltende Premier Robert Fico im Gegensatz zu Orban zwar mit Äußerungen zum US-Wahlkampf zurück. Doch auch er rechnet damit, dass der von ihm indirekt favorisierte Trump bei einer Wiederwahl den Ukraine-Krieg schon vor seinem Amtsantritt beenden könnte: „Ich glaube das, weil die USA totalen Einfluss in der Ukraine haben.“
Nicht nur die Erwartung besserer US-Beziehungen zu Moskau, sondern auch ein ähnlich autoritäres Politikverständnis, wirtschaftliche Interessen und die Hoffnung auf vorteilhafte „Deals“ mit Washington lassen auch andere russophile Balkanregenten mehr oder weniger offen auf den Putin-Versteher Trump setzen. Doch nicht alle Erwartungen wirken realistisch.
In Moskau und Budapest ist beispielsweise der bosnische Serbenführer Milorad Dodik ein gefragter Gast. Doch von Washington wird der Präsident des Teilstaats der Republika Srpska wegen seiner korrupten Amtsführung und der versuchten Aushebelung des Dayton-Friedensabkommens sanktioniert. Schon nach dem Wahlsieg von Trump 2016 habe er die Unabhängigkeit der Republika Srpska ausrufen wollen, bekannte im letzten Jahr der notorische Möchtegern-Sezessionist: „Ich bedauere, dass ich das damals nicht getan habe. Aber wenn Trump erneut gewinnt, würde ich damit nicht zögern.“
Gute Geschäftskontakte zu Trump-Angehörigen
Schon zwei Mal hat Serbiens allgewaltiger Landesvater Aleksandar Vucic vor US-Wahlen auf das falsche Pferd gesetzt. Noch als Premier unterstützte er 2016 die erfolglose Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. 2020 sprach er sich vor der Wahl für den schließlich unterlegenen Amtsinhaber Trump aus. Dieses Mal erklärt Serbiens wendiges Politchamäleon vorsichtshalber, dass er zwar „eine Präferenz“ habe, aber über diese öffentlich nicht sprechen wolle. Doch wie sein Busenfreund Orban hofft auch Vucic auf einen Wahlsieg des von ihm als „Freund Serbiens“ bezeichneten Trump.
Einerseits schürt Serbiens regierungsnahe Presse die Hoffnung, dass mit Trump als US-Präsident die Debatte um die längst ad acta gelegte und von der EU abgelehnte Teilung des Kosovo neu aufgewärmt werden könnte. Andererseits hegt Belgrad seit der Abwahl von Trump nicht nur gute geschäftliche Kontakte zu direkten Familienangehörigen des früheren US-Präsidenten, sondern auch mit dessen früheren Balkansonderbeauftragten Richard Grenell. Geschäfte stärken auch die politischen Bande, so die Kalkulation. Mit Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Trump, hat Serbiens Regierung bereits ein angeblich 500 Millionen Dollar schweres Abkommen zur „Revitalisierung“ des 1999 im Kosovokrieg von der NATO zerbombten Generalstabs unterschrieben.
Der Kandidatenfilius Donald Trump Junior lud im letzten Monat in Belgrad Geschäftsleute zu einem Arbeitsessen und Gesprächen über die Attraktivität des Standorts Serbiens ein. Sollte der von Vucic mit einem Orden behängte Grenell nach einem Trump-Wahlsieg gar zum neuen Außenminister ernannt werden, werde Serbiens Position bei seinen endlosen Dauerkonflikten mit den Nachbarn gestärkt, so die Hoffnung in Belgrad.
Kein Kurswechsel in Kosovo und Bosnien zu erwarten
Die neue rechtspopulistische Regierung in Nordmazedonien, die sehr enge Kontakte zu Ungarn unterhält, hält sich mit öffentlichen Aussagen zum US-Wahlkampf im Gegensatz zu Orban zwar zurück, doch auch sie müht sich um eine Stärkung der geschäftlichen Bande zum Trump-Umfeld. Wie Staatsgäste wurden im Juli drei Vorstandschefs von Tochterfirmen des Trump-Imperiums von Premier Hristijan Mickoski in Skopje empfangen: Genauere Details über den Inhalt seiner Gespräche wollte Mickoski hernach nicht nennen.
Doch ob ein Machtwechsel in Washington sich für die Trump-Bewunderer auf dem Westbalkan tatsächlich als Vorteil erweist, ist keineswegs gewiss: Einen generellen Kurswechsel der USA in Kosovo oder Bosnien und Herzegowina halten Analysten auch bei einem Trump-Triumph eher für ausgeschlossen.
Tatsächlich hatte sich Trump während seiner ersten Amtszeit an der Region wenig interessiert gezeigt. Erst gegen deren Ende hatte er mit Hilfe von Grenell die unwilligen Nachbarn Kosovo und Serbien zu Wahlkampfzwecken im September 2020 zum nahezu folgenlosen und längst vergessenen Blitzabkommen von Washington genötigt: Die damals vereinbarte Anerkennung des Kosovo durch Israel spielte eher Pristina als den Trump-Fans in Belgrad in die Karten.
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