Fußball / Die Sorgenfalten des Luc Holtz vor dem Testländerspiel gegen Ungarn
Es war schon mal einfacher für Luc Holtz, eine passende Aufstellung zu finden. Der Fußballnationaltrainer muss im Testspiel gegen Ungarn (Donnerstag, 20 Uhr, im Stade de Luxembourg) auf viele potenzielle Stammspieler verzichten. Zusätzliche Sorgen bereitet dem 53-Jährigen die kollektive Wucht des Gegners.
Die Liste der Spieler, die gegen Ungarn nicht dabei sein können, ist lang. Schon vor dem Spiel stand fest, dass Marvin Martins (Austria Wien/AUT), Christopher Martins (Spartak Moskau/RUS) und Olivier Thill (Eyüpspor/TUR) wegen Verletzungen nicht dabei sein können. Am Montag musste Dirk Carlson zurück zu seinem Verein ADO Den Haag reisen, mit dem er gestern ein Ligaspiel bestritt. Ein Einsatz gegen Ungarn kommt für den Defensivallrounder nicht in Frage. Lars Gerson konnte nicht zur Nationalmannschaft reisen, da er mit Kongsvinger IL das Aufstiegs-Play-off in Norwegen bestreitet. Maxime Chanot hat muskuläre Probleme und kann höchstens am Sonntag im zweiten Testspiel gegen Bulgarien auf einen Einsatz hoffen. Auch Kapitän Laurent Jans ist angeschlagen, wird am Donnerstag aber wohl auf dem Platz stehen können.
Summa summarum fallen also fünf bis sechs potenzielle Stammspieler aus. Holtz wollte auf diese Misere reagieren und Aldin Skenderovic (F91) und Chris Philipps (Wiltz) nachnominieren. Beide sind jedoch ebenfalls leicht angeschlagen. Die beiden vereinslosen Profis Vahid Selimovic und Tim Hall kamen von vornherein nicht als Ersatz in Frage. „Es wäre das falsche Zeichen an die anderen Kaderspieler. Zudem haben beide seit fast einem halben Jahr keinen Wettkampf mehr bestritten. Sie sind nicht im Rhythmus, um ein internationales Spiel zu bestreiten“, erklärte Holtz bei der offiziellen Pressekonferenz am Mittwoch.
Diese ganzen Ausfälle bringen mit sich, dass der Nationaltrainer seine gesamte Hintermannschaft umstellen muss. Es gibt wohl zwei Optionen für die Innenverteidigung: ein Duo bestehend aus Laurent Jans und Enes Mahmutovic oder eine Achse mit Mathias Olesen und Mahmutovic. „Es ist genau die Chance, auf die Enes wartet. Er hat die physischen Voraussetzungen, um sich mit den Ungarn messen zu können“.
Im Mittelfeld und im Sturm muss sich Holtz weniger Sorgen machen. „Die Spieler, die dort zum Einsatz kommen können, haben im Training sehr gute Leistungen gezeigt.“ Angeführt wird die Sturmreihe von Gerson Rodrigues, der gegen Ungarn zu Luxemburgs Rekordtorschütze werden könnte (bisher 14 Tore in A-Länderspielen). Im Mittelfeld soll Leandro Barreiro noch mehr Verantwortung übernehmen. „Es ist nun mal einfach so, dass nie jeder einzelne Nationalspieler bei 100 Prozent sein wird. Es wird immer Spieler geben, die verletzt sind oder über wenig Spielpraxis verfügen. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Ich für meinen Teil stand in der Bundesliga auch nicht immer in der Startelf, aber ich kann gut damit umgehen und weiß, was auf dem Platz wichtig ist“, sagte der Profi von Mainz 05.
Der Sechser hatte in den vergangenen Tagen aber noch eine andere Rolle in der Nationalmannschaft. Barreiro war einer der Spieler, die sich um die jungen Talente im Kader kümmerten. Und davon gibt es einige. Mit dabei sind diesmal James Rodrigues (18 Jahre alt, AC Venedig/I), Selim Turping, Tiago Pereira (18 und 16, beide Borussia Mönchengladbach/D), Sofiane Ikene (17, Niederkorn) und Fabio Lohei (17, FC Metz/F). Neben diesen Jungspunden ist Yvandro Borges (18, Borussia Mönchengladbach/D) mit seinen 14 Länderspielen fast schon so etwas wie ein Routinier. „Die Zeit vergeht so schnell. Ich bin jetzt seit vier Jahren bei der Nationalmannschaft dabei. Heute versuche ich, den jungen Spielern auf ihrem Weg zu helfen, ihnen Ratschläge auf und neben dem Platz zu geben. In der kurzen Zeit mit der Nationalmannschaft können sie viel lernen und hoffentlich einiges davon in Zukunft umsetzen“, sagt Barreiro.
Ob die Talente gegen Ungarn zum Einsatz kommen werden, ließ Holtz noch offen. „Das hängt vom Spielverlauf ab. Wir bereiten die EM-Qualifikation vor und wollen gegen Ungarn auch gewinnen. Ich kann nicht jeden einsetzen.“
Die Überraschung
Der Gegner aus Ungarn will ein sensationelles Jahr mit Testspielsiegen gegen Luxemburg (Donnerstag) und Griechenland (Sonntag) abschließen. Sensationell deshalb, weil es in der Nations League Siege gegen England (4:0 und 1:0) und Deutschland (1:0) gab. Seitdem ist jedoch Kapitän und Mittelstürmer Adam Szalai (FC Basel, vorher u.a. Mainz 05, Hoffenheim und Schalke) zurückgetreten. Torwart Peter Gulacsi (RB Leipzig/D) fehlt am Donnerstag wegen einer Verletzung. Mit dabei gegen Luxemburg ist jedoch Shooting-Star Dominik Szoboszlai (RB Leipzig/D). Zu den bekannteren Gesichtern des ungarischen Aufgebots gehören Willi Orban (RB Leipzig/D), Attila Szalai (Fenerbahçe/TUR) oder auch Roland Sallai (SC Freiburg/F).
Luc Holtz outete sich gestern als Fan der Mannschaft des italienischen Trainers Marco Rossi: „Jeder kennt seine Rolle auf dem Platz und alle Spieler tragen das Konzept des Trainers mit. Die Ungarn sind zudem sehr aggressiv, gut aufeinander abgestimmt und haben eine Menge Variation in ihrem Spiel. Das ist sehr schwer zu verteidigen.“
Der Nationaltrainer denkt aber gerne an den letzten Vergleich zwischen den beiden Nationen zurück. 2017 besiegte Luxemburg die Magyaren mit 2:1 durch Tore von Aurélien Joachim und Marvin Martins. „Es war damals schon nicht normal, dass wir gewonnen haben, aber wir werden es morgen ein zweites Mal versuchen. Wie die Deutschen so schön sagen: Mentalität schlägt Qualität. Und darauf hoffen wir gegen Ungarn.“
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