Editorial / Die Sportverbände haben ihre gesellschaftliche Verantwortung übernommen
Gerade eben hatten Premierminister Xavier Bettel und Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Freitag die neuen Restriktionen vorgestellt, da hatte der erste Sportverband bereits reagiert. Wie schon im März war es erneut der Basketballverband FLBB, der sich dazu entschloss, sämtliche Spiele des Wochenendes abzusagen, auch die aus der höchsten Spielklasse. Die Volleyballer folgten dem Beispiel der FLBB, andere Verbände sagten erst einmal alles bis auf die höchste Liga ab. Am Samstag war es dann der Handballverband, der auch die Spiele der AXA League aussetzte. Gestern wurden dann auch noch die Fußballspiele der BGL Ligue abgesagt. Somit kamen – bis auf den Tischtennisverband, der unter Ausschluss von Zuschauern sowohl an den Meisterschaftsspielen der BDO League als auch an den Pokalspielen festhielt – alle größeren Mannschaftswettbewerbe am Wochenende zum Erliegen. Wenngleich in einigen Sportarten aufgrund von Covid-19-Fällen ohnehin nur wenige Spiele hätten ausgetragen werden können, haben die Verbände mit ihrem Vorgehen ein starkes Zeichen gesetzt. Nicht alles, was erlaubt ist, muss in diesen Zeiten auch stattfinden. Wie es in den kommenden Wochen weitergehen soll, darüber wollen die Verbände in den kommenden Tagen beraten.
Der Sport spielt eine wichtige gesellschaftliche Rolle, womit auch eine gewisse Verantwortung gegenüber der Gesellschaft einhergeht. Beim aktuellen Infektionsgeschehen wurde die überwiegende Mehrheit der Luxemburger Sportwelt mit den freiwilligen Absagen dieser Verantwortung gerecht und versucht, ihren Teil zur Eindämmung der Pandemie beizutragen.
Dabei droht die aktuelle Situation den Verbänden und Vereinen wieder einmal so einiges abzuverlangen. Fehlende Einnahmen bei weiterlaufenden Ausgaben sowie erschwerte Bedingungen, das Vereinsleben in Zeiten des Social Distancing zu fördern, rufen Erinnerungen aus dem Lockdown hervor. Dabei spielen Vereine, egal ob Sport, Kultur oder sonst ein Bereich, in der jetzigen Zeit für viele Menschen eine wichtige Rolle. Sie sind der Garant, dass das soziale Leben, was für die mentale Gesundheit von großer Bedeutung ist, nicht gänzlich zum Erliegen kommt.
Im Sport ist das Festhalten an Wettbewerben wie Meisterschaften in der aktuellen Situation schwer zu vermitteln, was aber nicht bedeuten muss, dass Verbände und Vereine ihre Tätigkeiten gänzlich einstellen sollen. Einige Vereine sind bereits dabei, Konzepte für Trainingseinheiten unter den strengeren Hygieneregeln auszuarbeiten, andere haben, wie im Lockdown, auf den sozialen Medien bereits zu „Challenges“ aufgerufen, damit die Mitglieder und vor allem der Nachwuchs sich weiterhin körperlich betätigen. Wie wichtig Sport für Körper und Geist ist – besonders in Zeiten einer Pandemie –, darüber dürfte es keine zwei Meinungen geben. Umso unverständlicher ist es, dass dem Sportsektor von der Politik während der Krise zwar geholfen wird, dieser im Normalfall aber immer noch stiefmütterlich behandelt und nur mangelhaft gefördert wird. Darüber sollte sich eher empört werden als über Spielabsagen und Meisterschaftsunterbrechungen.
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„The games must go on“ – aber später,viel später. Gute Entscheidung.