Escher gegen die Krise / Die Stadtbibliothek im Home-Office
Die Escher Bibliothek war einer der letzten öffentlichen Orte, die ihre Türen angesichts der Krisensituation geschlossen haben. Seit rund einem Monat arbeitet das siebenköpfige Team im Home-Office. Seriöse und weniger seriöse Gespräche finden im gemeinsamen Online-Chat statt.
„Als sich die aktuelle Krise angebahnt hat und viele öffentliche Gebäude bereits geschlossen waren, hatten wir noch geöffnet“, sagt Bibliotheksleiterin Tamara Sondag im Telefoninterview. Das Team hatte jedoch strengere Maßnahmen erwartet. Sie waren somit nicht überrascht, als Premierminister Xavier Bettel kurz darauf auch die Schließung der Bibliotheken anordnete. Traurig darüber, sich nicht mehr sehen zu können, waren sie trotzdem.
Inzwischen kommunizieren Tamara, Georges, Alexa, Daniela, Kim, Jan und Sandra zum Großteil über einen Online-Chat. Dadurch, dass sie die Chatgruppe bereits vorher nutzten, funktionierte der Übergang reibungslos. „Hier sprechen wir uns zum Beispiel ab, wenn doch jemand in die Bibliothek muss“, sagt Sondag.
Verschiedene Aufgaben lassen sich nicht auf Distanz erledigen. Um Bücher zu katalogisieren oder einzubinden, muss man sie in der Hand halten. Deshalb holen die Mitarbeiter regelmäßig einen Stapel in der Bibliothek in der Emile-Mayrisch-Straße ab.
Dort werden nicht nur seriöse Gespräche geführt. Auch der Schabernack, den die sieben Bibliothek-Mitarbeiter im normalen Arbeitsalltag miteinander treiben, findet nun virtuell statt. Es werden Fotos vom selbstgemachten Bananenbrot, kleine Videos vom Alltag im Home-Office und lustige Sprüche ausgetauscht.
Informatische Herausforderung
Das Home-Office einzurichten, stellte eine Herausforderung dar, sagt Tamara Sondag. „Der Informatikdienst der Stadt musste schwitzen“, fügt sie lachend hinzu. Zumal die IT-Crew zeitgleich allen anderen Gemeindediensten helfen musste. Ein paar Laptops stellte die Stadt den Mitarbeitern der Escher Bibliothek zur Verfügung. Zum Glück, denn die Katalogisierung der Bücher erfolgt über ein nationales Programm, das nur über Informatikmaterial der Gemeinde laufen darf.
Die übrigbleibende Zeit nutzen die Mitarbeiter, um interne Dinge zu regeln, die sowieso dieses Jahr auf dem Programm standen. „Was vorher auf Papier stand, übertragen wir nach und nach ins Digitale. Wir machen also gerade ganz viele Excel-Tabellen“, sagt Sondag. Daneben planen sie und ihre Arbeitskollegen fleißig an einer Lösung, um die Einschreibungen in Zukunft digital durchführen zu können. Auch Vorschläge für Buchneuzugänge sollen in einer anderen Form gemacht werden können und die Internetseite soll umgestaltet werden.
Mehrere Aktivitäten mussten sie leider absagen. „Auch die Praktikanten und Studenten, die im Sommer bei uns arbeiten wollen, können wir leider nicht nehmen“ bedauert die Bibliotheksleiterin und hofft, dass Praktika und Veranstaltungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden können.
Ort des Schaffens
Die Escher Bibliothek soll immer mehr zu einem Ort des Schaffens werden. Mit einem Kunstwerk an der Mauer im Treppenhaus hatte die Künstlerin Sandra Biewers bereits den ersten Schritt gemacht. Als Nächstes war der Comic-Zeichner Andy Genen dran. Aufgrund der aktuellen Situation wurde sein fertiges Werk nach und nach online auf der Instagramseite „escher_bibliotheik“ enthüllt. „Wenn das Ganze vorbei ist, hängen wir das Bild natürlich auch in der Bibliothek auf“, sagt Tamara Sondag. Der nächste Künstler, der seinen Teil zu einem kreativeren Haus beitragen soll, steht auch schon fest. Mehr verrät die Bibliotheksleiterin jedoch nicht. Sondag und ihrem Team ist es wichtig, lokale Künstler gerade in diesen schweren Zeiten weiter zu unterstützen.
Neben der Arbeit hinter den Kulissen hat sich die Stadtbibliothek auch eine Online-Aktivität für ihre Kunden einfallen lassen – und zwar in Zusammenarbeit mit „Rosa Lëtzebuerg“. Bereits zweimal hat Dragqueen Tatta Tom via Facebook-Live eine Geschichte für Kinder vorgelesen. Die Videos können immer noch auf der Facebookseite der Escher Bibliothek angeschaut werden.
Was nachts in der Bibliothek passiert, wenn niemand dort ist, finden Sie am 23. April, dem Welttag des Buches, auf der Facebookseite „Escher Bibliothéik“ heraus. Online-Treffpunkt ist um 19.00 Uhr.
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