Corona-Krise / Die „Stëmm“ verteilt Essen im Freien
Ein Virus kümmert sich nicht um den sozialen Status eines Menschen. Egal ob arm oder reich, jeder kann sich infizieren. Eine der Vorgaben von der Regierung, um das Virus einzudämmen, ist, zu Hause zu bleiben. Doch was tun, wenn man kein Zuhause hat? In Luxemburg können Bedürftige und Obdachlose die Einrichtungen der „Stëmm vun der Strooss“ oder der „Wanteraktioun“ nutzen. Wegen der Coronakrise funktionieren diese Einrichtungen mittlerweile jedoch nur noch eingeschränkt.
Premierminister Xavier Bettel (DP) sicherte gestern auf der Pressekonferenz auch den Menschen am Rande der Gesellschaft Hilfe zu. „Wenn Obdachlose oder Hilfsbedürftige die typischen Symptome von Corona aufweisen, dann wird ihnen auch geholfen. Doch auch sie sollen in dieser Zeit ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzieren, damit das Virus eingedämmt werden kann“, so der Premier.
Die Räumlichkeiten der „Stëmm vun der Strooss“ in der rue de la Fonderie dienen vielen Bedürftigen in der Nähe des hauptstädtischen Bahnhofs als Anlaufstelle. Die Räumlichkeiten bieten insgesamt 118 Personen zeitgleich Platz und die Gelegenheit, eine warme Mahlzeit einzunehmen. Momentan bleibt der Speisesaal während der Mittagsstunden jedoch geschlossen. Lediglich ein paar Helfer sind vorder Mittagszeit in der Küche anzutreffen. Sie verpacken Gerichte in Schalen, wie man sie sonst nur von einem Restaurant mit Lieferservice her kennt. Vor der Eingangstür wird das Essen dann an die Bedürftigen verteilt. Diese nehmen das Angebot trotz fehlender Sitzmöglichkeiten dankend an. Die meisten nehmen ihre Mahlzeit in unmittelbarer Nähe zur Ausgabe und im Stehen ein.
„Wegen der Coronakrise wird das Essen nur noch auf der Straße vor der ‚Stëmm’ ausgeteilt. Dennoch wurden am vergangenen Montag rund 270 Essensschalen in der Hauptstadt und 73 in Esch verteilt. Am 17. März wurden noch 150 Gerichte in Luxemburg und 73 in Esch verteilt. Die anderen Angebote der ‚Stëmm’ wie die Kleederstuff, wo sich die Bedürftigen neue Kleider aus Kleiderspenden aussuchen können, sowie die öffentlichen Duschen können bis auf unbestimmte Zeit nicht genutzt werden. Die Essensausgabe hat momentan die höchste Priorität“, teilte Alexandra Oxacelay, die Präsidentin der „Stëmm vun der Strooss“, dem Tageblatt auf Nachfrage schriftlich mit.
Ein warmes Bett für die Nacht wird Obdachlosen in der „Wanteraktioun“ auf Findel zur Verfügung gestellt.Die Hilfesuchenden müssen sich zuerst in den Räumlichkeiten der „Stëmm“ anmelden. Später werden sie dann mit dem Bus zum Findel gebracht. „Nach der Anmeldung müssen die Menschen unser Büro wieder verlassen und im Freien auf den Bus warten. Statt wie sonst eine warme Mahlzeit erhalten die Hilfsbedürftigen während der Coronakrise lediglich ein Lunchpaket mit kalten Speisen“, sagt Oxacelay. Die „Wanteraktioun“ wird vom Roten Kreuz, der Caritas und „Inter-Actions“ sowie dem Familienministerium organisiert. Im „Centre d’accueil de nuit“ auf Findel können zu normalen Zeiten 180 Menschen übernachten. Bei Bedarf kann die Unterkunft auf bis zu 200 Betten aufgestockt werden. Durchschnittlich wird das Angebot in diesem Winter von rund 100 Menschen pro Nacht genutzt. Die „Foyers de nuit“ von Caritas und dem Roten Kreuz sind momentan geschlossen.
Spritzen können getauscht werden
Mit dem „Abrigado“ gibt es seit mehr als zehn Jahren einen Drogenkonsumraum in Bonneweg. Auch hier wurden Massnahmen getroffen, um die Sucht weiterhin zu befriedigen und die Gesundheit aller Anwesenden zu gewährleisten. In den Konsumraum werden zurzeit weniger Menschen gelassen, damit die von der Regierung geforderten zwei Meter Abstand eingehalten werden können. Zudem werden die Personen nur einzeln in die Fixerstube gelassen.
Aufgrund dieser Vorkehrungen würde es momentan so aussehen, als würden sich mehr Süchtige als sonst vor den Containern in Bonneweg aufhalten, erklärte Raoul Schaaf, der Direktor des „Comité national de défense sociale“ dem Radiosender 100,7 gestern. Ob die Polizei, die Wartenden bestrafen könnte, weil sie sich in Gruppen im Freien treffen, konnte Schaaf nicht sagen. Der Kontakt der Süchtigen mit den Mitarbeitern des „Abrigado“ wurde auf ein Minimum reduziert. Um zu gewährleisten, dass jeder Süchtige während der Öffnungszeiten konsumieren kann, wurde der Aufenthalt zeitlich begrenzt. Die Spritzen werden wie üblich weiterhin ausgetauscht.
Die drei Räume der Jugend und Drogenhilfe wurden vorübergehend geschlossen. Das Angebot beschränkt sich auf das Nötigste. Der Austausch von Spritzen ist jedoch weiterhin gewährleistet. Während der Coronakrise sind auch mehr Streetworker als sonst unterwegs, um bei Bedarf ausreichend Hilfe anbieten zu können.
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Tolle Sache, gut das man diese Menschen nicht vergißt.
@Laird Glenmore
Jo,dat fannen ech och,wichteger wéi méi denn jé….grad elo an desen Zaiten ass Zesumenhalt vun immenser Bedeitung !