/ Die Stimmen der Zukunft: Junge Luxemburger simulieren das Europaparlament
Die Europawahlen stehen vor der Tür. Auch die Schüler des Lycée Aline Mayrisch beschäftigen sich damit. Das Tageblatt hat mit den diesjährigen Präsidentinnen des Model European Parliament (MEP) gesprochen.
Von Jil Simon
Rund 110 Delegierte aus ganz Luxemburg nehmen am MEP teil. Das Ziel: eine Simulation des Europaparlaments für Schüler. Die Austragungsorte: Forum Geesseknäppchen, Lycée Aline Mayrisch und das Robert-Schuman-Gebäude. Worum es geht: Das MEP ist ein soziales und kulturelles Ereignis.
Das Projekt ermöglicht Schülern zum einen, die Vielfalt der europäischen Länder zu erleben, und zum anderen, Fähigkeiten zu entwickeln, um gemeinsam über wichtige internationale Probleme zu debattieren. Außerdem sollen die jungen Menschen mehr über die Funktionsweise der EU-Institutionen erfahren. Das Programm soll zudem ein Verständnis für Europas Vielfältigkeit fördern.
Neben dem Lycée Aline Mayrisch beteiligen sich dieses Jahr elf weitere luxemburgische Schulen daran, unter anderem die Ecole internationale de Differdange et Esch-sur-Alzette, die European School Mamer und das Lycée Michel Rodange. Unter der Leitung von zwei Komitee-Präsidenten beraten sich die Schüler in einer Generalversammlung über fünf politische Probleme und versuchen, Lösungen zu finden.
Mehr Einblicke hinter die Kulissen
Was ist das MEP?
Luxemburg beteiligt sich zum bereits fünften Mal am „Model European Parliament“ (MEP).
Das politische Rollenspiel wird diese Woche vom Lycée Aline Mayrisch organisiert. Auch Politiker besuchen die Teilnehmer am Projekt.
Vorsitzende des Projekts sind Rina Morina und Sarlota Szatmari. Letztes Jahr waren die beiden Schülerinnen noch Delegierte, eine Position, die sie als wesentlich schwerer und stressiger empfanden als die Arbeit als Präsidentinnen. Der Grund: Als Delegierter muss man seine Lösungsvorschläge vor anderen Delegierten verteidigen und diese von den eigenen Ansichten überzeugen, erklären die beiden im Gespräch mit dem Tageblatt.
Dieses Jahr haben sie hingegen wesentlich mehr vom Organisationsprozess des MEP mitbekommen. Als Präsidentinnen erhalten sie mehr Einblicke hinter die Kulissen.
Stolz sind sie darüber, dass diesmal mehr Schulen an dem Projekt teilnehmen – für Rina Morina und Sarlota Szatmari ein Zeichen dafür, dass das MEP in den letzten Jahren bekannter wurde.
Geringere Vielfalt
Ein Unterschied zur vorigen Auflage: 2018 waren viele Schüler Mitglieder von Debattierklubs. Zudem waren mehrere Personen dabei, deren Muttersprache Englisch ist. Dies trug laut Morina und Szatmari dazu bei, dass sich Schüler, bei denen dies nicht der Fall ist, unterlegener und unerfahrener fühlten. Die Vielfalt unter den Teilnehmern sei dieses Jahr hingegen größer.
Zu den Diskussionspunkten innerhalb der fünf Themenbereiche gehören unter anderem Frauenrechte, Gleichberechtigung der Geschlechter, Verfassungsangelegenheiten, auswärtige Angelegenheiten, Umwelt und Gesundheit.
Wichtig ist den beiden engagierten Schülerinnen vor allem eins: Die aktuelle Regierung soll von den Standpunkten der Schüler zu den behandelten Themen erfahren. Die Arbeit der Projektteilnehmer soll anerkannt werden.
Formelle Kleidung als Statement
Eine weitere Besonderheit ist die Kleiderordnung. Damit soll das MEP so nah wie möglich an das Original herankommen. Dieser Dresscode bewirke zudem, dass man sich anders fühle und anders ausdrücke, als wenn man politische Debatten in lässigen Klamotten führen würde, finden die Schülerinnen.
Morina und Szatmari glauben jedoch auch, dass das Tragen von formeller Kleidung dazu beiträgt, dass Erwachsene und Außenstehende diese Schülerinitiative ernster nehmen. Die jungen Präsidentinnen hoffen, dass die Lösungsvorschläge des diesjährigen Komitees umgesetzt werden und das MEP 2019 erstmalige Teilnehmer ermutigen wird, sich erneut am Projekt zu beteiligen. Des Weiteren möchten sie Jugendliche für politische Problemen sensibilisieren und zu politischem Engagement motivieren.
Ein großes Problem gibt es aber noch, betonen Morina und Szatmari: Viele Jugendliche interessieren sich nicht sonderlich für Politik. Einige seien gar „zu faul“. Dies könne jedoch auch daran liegen, dass viele Menschen, sowohl Teenager als auch Erwachsene, die Probleme in der Welt nicht wahrnehmen wollen, da sie sich nicht mit Klimawandel oder Nationalismus auseinandersetzen möchten.
Die Jugend ist an Europa interessiert
Nichtsdestotrotz weisen die Schülerinnen darauf hin, dass immer mehr Initiativen wie das MEP geschaffen werden – sowohl in Schulen als auch außerhalb. Rina Morina und Sarlota Szatmari haben noch einen weiteren Wunsch: Politiker sollen bemerken, dass sich die Jugend von heute durchaus für Probleme in Europa und der Welt interessiert. Sie argumentieren, dass junge Leute eine Verantwortung haben, denn sie sind die Generation von morgen, jene Generation, die Änderungen bewirken kann. Es sei verantwortungslos, nicht zu handeln.
Ein weiterer Wunsch: Jugendliche sollen sich über Wahlprogramme informieren und nicht blind wählen. Dadurch könnte das Risiko, dass populistische Bewegungen an die Macht kommen, in Zukunft verringert werden.
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