ACEL / „Die Studierenden sahen sich mit großen Schwierigkeiten konfrontiert“
Am Sonntag zog die Studentenvertretung ACEL Bilanz des Pandemiejahres 2021. Das Tageblatt hat sich im Vorfeld mit der bisherigen Vizepräsidentin Michelle Heyder unterhalten. Ihr Fazit: Trotz vieler Einschränkungen für Studierende zieht es nach wie vor einen Großteil der Luxemburger Studenten ins Ausland.
„Dieses Jahr hat ein wenig so angefangen, wie das vergangene aufgehört hat“, sagt Michelle Heyder, die bislang Vizepräsidentin der ACEL war, im Tageblatt-Gespräch. Heyder hat sich allerdings nicht mehr zur Wiederwahl aufgestellt. Damals waren alle im Lockdown, sagt sie. Für die Studierenden bedeutete dies Kurse auf Distanz. So fanden laut Heyder praktisch alle Kurse im Wintersemester dieses und letztes Jahr auf Distanz statt. Das Gleiche galt auch für das Sommersemester 2021. „Dementsprechend waren auch Aktivitäten, die neben dem Studieren stattfinden, nicht möglich“, so die bisherige ACEL-Vizepräsidentin. Dazu gehören Veranstaltungen der jeweiligen Studentenvereinigungen oder der ACEL. Aber auch Praktika an den Unis waren am Anfang des Jahres kaum möglich, erinnert sie sich. „Die Studentinnen und Studenten sahen sich mit großen Schwierigkeiten konfrontiert“, sagt sie.
Auch im Sommer sei es nicht besser gewesen. Dennoch war es der ACEL möglich, im Sommer Studentenfeten zu organisieren. Heyder bezeichnet diese Partys als wichtige Einnahmequelle für die jeweiligen Studentenvereinigungen. Nach dem Sommer haben laut Heyder u.a. die Unis in Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und der Schweiz die Entscheidung getroffen, wieder auf den Präsenzunterricht oder zumindest auf Hybrid-Unterricht (Mischform zwischen Online- und Präsenzunterricht) umzuswitchen. So waren teils nur noch die großen Vorlesungen online, die kleineren Kurse dagegen wieder an den Unis möglich. „Das war eine große Erleichterung für die neuen Studentinnen und Studenten sowie jene, die während der Pandemie ihr Studium angefangen haben.“ Sie konnten endlich auf den Campus gehen.
Diese Studenten und Studentinnen waren teilweise bereits Anfang oder Mitte August vollständig geimpft und konnten ihr Studium ohne Einschränkung antreten, ohne auf die reguläre Einladung warten zu müssenbisherige ACEL-Vizepräsidentin
Seit dem Sommer wurden laut der bisherigen ACEL-Vizepräsidentin die Einreisebestimmungen wieder gelockert, was vielen Studenten entgegenkam. Vor einigen Wochen seien die Regeln allerdings wieder verschärft worden. Zuerst habe Großbritannien den Nachweis eines negativen Tests, trotz Impfung, bei der Einreise gefordert. Etwas später führten dies auch Österreich und die Schweiz ein. „Das ist organisatorisch stets schwierig, gerade jetzt über die Feiertage, wo viele Studierende zurück nach Luxemburg kommen“, sagt Heyder.
Große Mehrheit der Studierenden geimpft
In diesem Sinne lobte sie die gute Zusammenarbeit mit dem Hochschulministerium. Denn geimpfte Studenten bekommen kostenlose Voucher, wenn sie trotz Impfung einen zusätzlichen Testnachweis bei der Einreise brauchen. Lob erntet auch das Gesundheitsministerium. Denn die „Santé“ habe es ermöglicht, Studenten frühzeitig zu impfen. Für manche Studienplätze unter anderem in den USA und in Kanada sei die Impfung eine Bedingung gewesen, um dort studieren zu können. „Diese Studenten und Studentinnen waren teilweise bereits Anfang oder Mitte August vollständig geimpft und konnten ihr Studium ohne Einschränkung antreten, ohne auf die reguläre Einladung warten zu müssen“, so Heyder.
Sind denn überhaupt viele Studenten geimpft? „Wir gehen davon aus, dass eine sehr große Mehrheit der Studierenden geimpft ist“, so die ACEL-Vertreterin. Zahlen könne sie aber keine nennen. Das sehe man auch der Organisation von Veranstaltungen, die zwar nun abgesagt wurden, aber unter dem 2G-Regime geplant waren. „Viele Studierende haben sich zudem in ihren Studienländern impfen lassen, insbesondere in der Schweiz, weil sie dort frühzeitig geimpft werden konnten.“ Das Impfen vereinfache den Gang zur Uni, denn an vielen Universitäten galt das 3G-Prinzip. Auch gehörten die Studenten zu jener Bevölkerungsschicht, die sehr viele Kontakte im Alltag haben, sagt sie. Dies alles fördere die Entscheidung, sich impfen zu lassen.
Zur jüngsten und sehr kurzfristigen Annullierung des Zürcher Balls sagt Michelle Heyder: „Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann ist das auch eine logische Konsequenz.“ Die neuen Restriktionen würden nicht nur den Zürcher Ball betreffen, sondern auch den „Bréisseler Bal“, der einige Tage später stattfinden sollte, sowie das „Tournoi de Noël“ der ACEL. Heyder ergänzt: „Das ist schade, aber aus Sicht der Studenten verständlich, auch wenn es im Hinblick auf die Finanzen besser gewesen wäre, dies früher mitzuteilen, damit die Vereine nicht auf den Kosten sitzenbleiben.“
Viel Interesse an ausländischen Unis
Bleiben mehr Studentinnen und Studenten aufgrund der Pandemie in Luxemburg? – „Nein, das haben wir nicht feststellen können.“ Heyder nennt als Beispiel die „Journée de rencontre“, die am ersten Samstag der Allerheiligenferien im Rahmen der „Studentefoire“ auf Belval stattfand. „Obwohl es ein Wochenende während der Ferien war, war der Andrang riesengroß. Und dort waren vor allem Studentenvereinigungen aus dem Ausland präsent.“ Die Schüler und Schülerinnen seien enorm dran interessiert gewesen, ins Ausland studieren zu gehen. „Wir können demnach nicht sagen, dass es einen Run auf die Uni.lu gegeben hätte, um das Ausland zu vermeiden.“
Die Pandemie scheint kein Kriterium zu sein, um hier im Land zu studierenbisherige ACEL-Vizepräsidentin
Die ACEL habe in dieser Hinsicht keine Veränderung feststellen können. Zudem seien bei den Anfragen, die an die ACEL gestellt wurden, sehr viele dabei gewesen, die ein Studium im Ausland betrafen. „Die Pandemie scheint kein Kriterium zu sein, um hier im Land zu studieren“, sagt Heyder. Der große Andrang zeige zudem, wie wichtig der persönliche Austausch auch in Zeiten der Pandemie sei. „Es ist einfacherer, wenn man einem persönlich gegenübersteht, als online etwas zu fragen.“
Das wichtigste pandemiebedingte politische Dossier für die ACEL in diesem Jahr sei die Verlängerung der Studienbörsen gewesen, so die bisherige Vizepräsidentin. So wurden nun auch jene Studierende, die im vorletzten Semester, also im Wintersemester 2020/21, mit ihrem Studium angefangen haben, in den neuen Gesetzestext zur Verlängerung der Börse integriert. Am Anfang seien nur jene davon betroffen gewesen, die im Sommersemester 2020 angefangen haben. „Darüber sind wir sehr froh, auch wenn die Pandemie nicht vorbei zu sein scheint.“
Heyder zeigte sich zufrieden, dass die REEL („Réunion européenne des étudiants luxembourgeois) im Oktober in München habe stattfinden können. Damals sei die Situation noch nicht so angespannt gewesen. Am Sonntag wurde dann auch beschlossen, dass die nächste REEL in Karlsruhe und Heidelberg stattfinden wird.
Das neue ACEL-Komitee
Die „Association des Cercles d’étudiants luxembourgeois“ (ACEL) vertritt über 40 Studentenorganisationen in Europa und in den USA. Die ACEL vertritt über 10.000 Studenten und Studentinnen und gilt deshalb als größter und wichtigster Studentenvertreter in Luxemburg. Auf der Generalversammlung am Sonntag wurde ein neues Komitee der Studentenvertretung ACEL gewählt: Polina Bashlay (Präsidentin), Cédric Heintz (Vizepräsident „Représentation“), Mathis Michels (Vizepräsident „Regroupement“), Yannick Bertrand (Vizepräsident Information), Christine Lenertz (Kassenwartin), Mich Weber (Sekretär), Michel Klomp (Informatiker), Alexandre Luong (Grafiker) sowie als weitere Vorstandsmitglieder Ann Bertemes, Charel Donven, Tim Kries, Kimon Leners, Sarah Rosen, Felix Schoellen und Sophie Schroeder.
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