/ Die süße Versuchung: Schokospezialitäten „made in Luxembourg“ von Genaveh
Es ist ein unscheinbares Geschäft mit Produktion in Steinfort. Das kleine Schild mit dem Schriftzug „Genaveh“ an der Einfahrt macht wenig her, der Shop ist trotz süßer Auslage nüchtern, aber es riecht lecker. Eine süße Wolke von Schokoladenduft schwebt über allem.
Alexandra Kahn (28) ist im Stress. Für die Besitzerin und Geschäftsführerin von Genaveh bedeutet Ostern Hochsaison. Kleine und große Osterhasen, gelb gefärbte Küken aus Schokolade und andere Süßigkeiten entstehen gerade aus der braunen Rohmasse in der Produktionshalle. Jeder will zurzeit dem Osterhasen etwas zum Verstecken geben.
Seit eineinhalb Jahren betreibt die gebürtige Französin das Geschäft, das von Geula Naveh, einer Israelin, gegründet wurde. Mit der Schokolade hat Kahn ihre Berufung gefunden und einen weiten Weg hinter sich gebracht. Von Hongkong nach Luxemburg, weiter auseinander gelegen geht es kaum noch.
Vier Jahre arbeitet sie nach dem Studium bei einer großen internationalen Bank in der asiatischen Millionenmetropole und in einer Marketingagentur für Kunden aus dem Luxussegment. Dann entdeckt sie ihre Leidenschaft: Patisserie und Schokolade. Und das in Luxemburg.
Von Honkong nach Luxemburg
„Die Arbeit in Hongkong hat mich nicht erfüllt“, sagt Alexandra Kahn. „Und ich wollte wieder nach Europa.“ Zurück in Paris, ihrer Heimatstadt, geht alles ganz schnell. Sie will umsatteln und das Handwerk des Patissiers erlernen.
An der Pariser Hotelfach- und Managementschule „Ferrandi“ schreibt sie sich ein und schnuppert bei Patissiers in Paris und Deauville in das Handwerk hinein. Ihr Vater, ein in Luxemburg ansässiger Anwalt aus dem Elsass, erfährt, dass die Steinforter „chocolaterie artisanale“ zum Verkauf steht. Geula Naveh, die Gründerin, ist verstorben. „Genaveh“ setzt sich aus den Silben ihres Vor- und ihres Nachnamens zusammen.
Die Bande der Familie Kahn reichen schon lange nach Luxemburg. Alexandras Großvater hatte zu seiner Zeit Geschäfte hierzulande, das „Leonidas“ und „La Bourse“ in der Grand-rue. Sie besucht den Betrieb, lernt die Mitarbeiter kennen und kauft. „Die Rezepte sind einzigartig, die Art der Herstellung, das Konzept, alles hat gepasst“, sagt sie.
Sie behält den Namen des Betriebs bei, gestaltet das Logo aber neu. Die fünf Mitarbeiter und das Wissen um die Schokoladenherstellung bleiben. „Eine Chocolatiere ist sogar schon seit der Gründung des Betriebs dabei“, sagt Kahn. Die junge Frau mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss und Masterabschlüssen in Finanzen und Unternehmensführung weiß das zu schätzen.
Einzigartige Rezepte
In der Produktionshalle duftet es noch stärker nach Schokolade als in ihrem Büro. Etwa zehn Zentimeter große Schokohasen mit einem gelben Schal verlassen gerade in Handarbeit die Schablonen. In drei Behältern köchelt dunkelbraune, hellbraune und weiße Schokolade bei 30 Grad. Vier Arbeitsschritte brauchen die Figuren, bis sie fertig sind. Bei der Verpackung hilft die Chefin mit. „Ich bin gerade ein bisschen überall“, sagt sie.
Abnehmer sind mehr als ein gutes Dutzend Verkaufspunkte in Luxemburg, Kunden, die persönlich vorbeikommen und Unternehmen, die die Schokoladenwerke ganzjährig als Geschenke an Kunden und Mitarbeiter verteilen. Außerdem gibt es traditionell einen Abnehmer in Marokko und einen in Israel. Die Geschäftskontakte stammen noch aus der Zeit der Gründerin. Ein Rabbi überwacht außerdem, dass es koscher zugeht.
Neun Tonnen Schokoladenprodukte hat sie im ersten Geschäftsjahr 2018 verkauft, über den Umsatz will sie nicht reden. Es läuft gut. An Vergrößerung denkt Kahn nicht. Die Rohschokolade kommt aus Belgien und Frankreich. Der Rest wie Füllungen und Geschmacksnoten entstehen in Steinfort und sind Geschäftsgeheimnis. „Bei uns ist alles handgemacht, das ist einzigartig“, sagt Alexandra Kahn. So soll es auch bleiben. „Artisanal“ ist das Markenzeichen von Genaveh und Chocolatiere die Leidenschaft der Chefin.
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