Editorial / Die Superspreader-EM liefert Bilder wie aus einer Parallelwelt – jetzt droht eine neue Welle
Sicherheitskonzept à la UEFA: Wir machen das Geld, ihr macht, was ihr wollt – am Ende könnte die Rechnung für Europa teuer ausfallen
Hach, der Fußball! Er bringt nicht nur Freude, er bringt jetzt sogar die Normalität zurück. Die Europameisterschaft als kollektive Grätsche gegen die Pandemie, als Volleyschuss aus 18 Metern in den Winkel des Virus, Menschheit 1 – Pandemie 0. Klar, dass das gefeiert werden muss! Am besten Arm in Arm und Sitzplatz neben Sitzplatz in den Stadien, Bussen und Flugzeugen Europas. Nimm dies, Covid, wir Europäer sind geimpft – und wir zeigen das jetzt mittels Fernsehbildern unserer torjubelnden nackten Bäuche der ganzen Welt. Renaissance!
Vielleicht ging es Ihnen beim Fußballschauen die vergangenen Tage wie mir und volle Stadien lösten keine Bewunderung, sondern Verwunderung aus. Von null auf hundert aus der Pandemie raus, ohne richtig durchgeimpft zu sein, und mit der bisher gefährlichsten Virusvariante Delta im Anmarsch – feiern ist ja schön und mir gefällt Fußball auch nur mit Zuschauern, aber wie kann das gehen?
Die Antwort ist jetzt da: Es geht natürlich nicht. Delta hatte sich offensichtlich doch einige Tickets gebucht für die EM – vielleicht auch aus Vorfreude auf all die Maskenlosen, die da kommen würden, während nahezu alle Schülerinnen und Schüler quer durch Europa auch jetzt noch mit Maske in den Unterricht müssen.
Tag für Tag zählen sie jetzt die Infektionszahlen unter den EM-Reiserückkehrern und in den Austragungsorten. Sankt Petersburg hat inzwischen so viele tägliche Infektionen wie noch nie seit Beginn der Pandemie, russlandweit werden Rekordzahlen bei Covid-Toten gemeldet. In Finnland gefährden mindestens 300 infizierte EM-Besucher Lockerungspläne. Die Infektionszahl von rund 50 pro Tag sei vergangene Woche auf über 200 gestiegen und werde wohl weiter zulegen, heißt es von der finnischen Gesundheitsbehörde. Es sei offensichtlich, dass dies auf zurückgekehrte Fußballfans zurückzuführen sei. Viele von ihnen hätten noch keine zweite Impfung erhalten. In Schottland lassen sich nach offiziellen Angaben knapp 2.000 Corona-Fälle in Verbindung mit Spielen der Fußball-Europameisterschaft bringen. Als die Schotten am 18. Juni in London gegen England spielten, sollen knapp 400 Infizierte aus Schottland im Stadion gewesen sein, während in der Innenstadt Tausende weitere Fans Straßen und Plätze bevölkerten. Neun von zehn Infizierten waren Männer.
Die EM als Superspreader-Ereignis? Auch die WHO will das seit Donnerstag nicht mehr ausschließen. Wenn es dumm läuft, werden uns vier Wochen Fußball zwei Monate Sommer verhageln. Für den Tourismus wäre das eine weitere finanzielle Katastrophe. Einige aber haben längst eingesäckelt: Unlängst hatte der europäische Fußballverband UEFA der Stadt London damit gedroht, das EM-Endspiel nach Ungarn zu verlegen, sollten die Hygienemaßnahmen nicht gelockert werden. Dublin und Bilbao, die für das Turnier eingeplant waren, eine Öffnung ihrer Stadien aber nicht garantieren konnten, wurden von der UEFA im Vorfeld ausgeschlossen.
Falls bald eine neue Mutation erscheint, sollten wir die Bezeichnung nach dem griechischen Alphabet kurz aussetzen, passender wäre dann: UEFA-Variante.
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Panem et circenses, eben!
Genau ….
Gudde Kommentar.
Wer hat das nicht gewusst vorher? Die Verantwortlichen der UEFA? Aber dasselbe gilt doch für Malle & Co. Der Oktober kommt bestimmt. Und eine Olympiade wird es auch geben,wetten?
UEFA ist halt ein Verein ohne Moral.
Verklagen, oder?
Dei‘ an ee Stadiun ginn kennen jo do an Quarantain bleiwen, dann krei’en ze Stadium genuch !
Warum wieder hochtrabend mit dem Finger auf das Ausland zeigen? Nationalfeiertag, Schülerreisen nach Mallorca , das ungezügelte Reisen allgemein ,die Spass- und Feiergesellschaft in den Discos, anderen Veranstaltungen sorgen in Luxemburg für die nächste Corona Welle und dies ohne ohne die Mithilfe der UEFA.
Wie séngt den Waters: This species amused itself to death.
Die UEFA muss verklagt werden!Unbedingt.
Ech sinn richteg begeeschtert vun iech. Dir mat alles richteg, weider esou bis zum nächsten Lockdown.
Geld regiert die Welt…
De Foussball wuar, as a bleiwt en Idiotesport….
All Komentar as hei iwwerflësseg.
„Früher war alles gut. Heute ist alles besser. Es wäre besser wenn wieder alles gut wäre.“ (Heinz Erhardt)
Sprich,wenn eine Pandemie herrscht die gerade bekämpft wird und die Verantwortlichen für Massenevents ( von Disko bis Olympia ) machen was sie wollen weil es der Gesetzgeber erlaubt,dann bleibt doch nur noch der Restverstand des Einzelnen,der die Teilnahme an solchen Events verbietet. Also richtig: es wäre besser wenn wir unseren Verstand wieder neu entdecken würden.
Es dürfte wohl inzwischen-nach über einem Jahr Corona- hinlänglich bekannt sein, dass grosse Menschenansammlungen auf engem Raum, ohne Maskenschutz, die sich jubelnd in die Arme fallen, grölen, Bier trinken und sich über die elementarsten Schutzmassnahmen hinwegsetzen, die Pandemie fördern und eine weitere Welle hervorrufen. Aber das scheint in viele Köpfe nicht hineinzugehen. In diesem Fall werden Dummheit , Ignoranz und Verantwortungslosigkeit bestraft und damit auch eine Mehrzahl an Unschuldigen. Warten wir das Ende der Tour de France, die Olympischen Spiele in Tokio und die Weltausstellung in Dubai ab und ziehen dann Bilanz. Eine wahrscheinlich verheerende. Wie aber soll man einen Verstand neu entdecken, den es bei Vielen überhaupt nicht gibt? Jeder ist gefordert Eigenverantwortung zu übernehmen, für sich und die andern, unabhängig von UEFA, COI oder anderen sportlichen resp. staatlichen Institutionen, Organisatoren.