Corona-Pandemie / Die Top Ten der Fehlinformationen über Covid-19
Nach der schwierigen Zeit des Corona-Lockdowns wurden in den vergangenen Wochen verschiedene Maßnahmen gelockert. Die Lage scheint sich zu entspannen. Manche Menschen sind aber bereits der Meinung, die Pandemie wäre vorüber. Ein Blick in die Kommentarspalten zeigt zudem, dass noch viele weitere Fehlinformationen zum Thema Corona herumgeistern. Hier unsere Top Ten der Sätze, die man definitiv aus seinem Repertoire streichen sollte.
1. Die Corona-Krise ist doch vorüber und alles ist wieder beim Alten.
Das ist wahrscheinlich das größte Missverständnis überhaupt. Auch wenn die strengen Lockdown-Maßnahmen gelockert wurden, bedeutet das nicht das Ende der Pandemie. Also aufgepasst: Das Virus ist nicht aus Luxemburg verschwunden. Die Lockerungen erfolgen nur, weil die Infektionsrate auf ein Niveau gesunken ist, das wieder einige gesellschaftliche Aktivitäten zulässt. Steigen die Infektionsraten wieder, könnte die Regierung erneut einige Lockerungen aufheben. Premierminister Xavier Bettel betonte Mitte April, dass die Lockerungen nicht in Stein gemeißelt seien. Um das zu verhindern, müssen sich die Menschen an die Schutzmaßnahmen halten.
2. Corona ist nur eine Grippe. Da sterben auch jedes Jahr viele Menschen dran.
Nein, definitiv nicht. Bei beiden handelt es sich zwar um ein Virus. Doch die Sterberate ist bei Covid-19 höher. WHO-Direktor-General Tedros Adhanom erklärt: „Covid-19 verursacht eine schwerere Erkrankung als die saisonale Grippe. Während viele Menschen weltweit eine Immunität gegen saisonale Grippestämme aufgebaut haben, ist Covid-19 ein neues Virus, gegen das niemand immun ist.“ Das wiederum bedeute, dass mehr Menschen anfällig für eine Infektion seien und mehr Menschen schwer erkranken werden. Weltweit seien etwa 3,4 Prozent der gemeldeten Covid-19-Erkrankten gestorben. Im Vergleich dazu töte die saisonale Grippe im Allgemeinen weit weniger als ein Prozent der Infizierten.
3. Ich hatte das Virus und bin jetzt immun. Mich kümmert das alles nicht mehr.
Das ist noch nicht bewiesen. Zurzeit beschäftigen sich Forscher mit dieser Frage. Bislang gibt es dafür noch keinen Beweis. Die WHO rät deshalb davon ab, dass genesene Patienten einen Immunpass erhalten, um kein falsches Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Auch Menschen, die Covid-19 hatten, sollten sich weiter an die Sicherheitsmaßnahmen halten.
4. Wenn ich gesund bin, kann ich auch niemanden anstecken.
Das Hauptproblem ist, dass eine Infizierung mit Covid-19 nicht immer mit den typischen Symptomen einhergeht: Betroffene können oberflächlich gesund wirken und dennoch mit Covid-19 infiziert sein. Selbst wenn Sie nicht krank sind, können Sie Träger des Virus sein und andere anstecken. Zu dem Zweck gelten weiterhin folgende Maßnahmen für alle Menschen:
- Das Wichtigste: Waschen Sie sich die Hände regelmäßig und gründlich.
- Husten oder niesen Sie in ein Papiertaschentuch oder in den Ellbogen. Entsorgen Sie die Taschentücher in einen Abfallbehälter mit Deckel.
- Vermeiden Sie Händeschütteln oder Küssen.
- Vermeiden Sie engen Kontakt mit kranken Menschen (halten Sie einen Abstand von mindestens zwei Metern ein).
- Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie krank sind. Gehen Sie nicht zur Arbeit!
- Vermeiden Sie es, so weit möglich, Ihr Gesicht mit den Händen zu berühren.
5. Bald ist die Impfung da. Dann haben wir es geschafft.
Es gibt immer wieder Meldungen, dass Forscher Durchbrüche in der Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 gemacht haben. Laut WHO wird derzeit im Rahmen von 108 verschiedenen Projekten daran gearbeitet. Davon sind acht der Impfstoff-Kandidaten bereits in der klinischen Testphase, das heißt ein Mittel wurde an einem Menschen getestet. Das ist eine der Voraussetzungen dafür, dass ein Arzneimittel zugelassen wird. Wann das Mittel verfügbar ist, kann man noch nicht sagen. Dass der Impfstoff noch dieses Jahr fertiggestellt wird, ist sehr unwahrscheinlich. Darin sind sich die Experten einig.
6. Ich schütze mich einfach mit meiner Maske. Dann ist alles in Ordnung.
In Luxemburg herrscht seit dem 20. April Maskenpflicht in Geschäften, öffentlichen Einrichtungen und im öffentlichen Transport. Grob gesagt bei allen Aktivitäten, bei denen Menschen mit anderen Menschen, die nicht aus dem eigenen Hausstand sind, zusammenkommen. Kinder müssen erst ab dem Alter von sechs Jahren einen Mundschutz tragen. Dabei kann es sich auch um einen Schal oder ein Halstuch handeln.
Diese einfache Schutzmaßnahme soll nicht in erster Linie dazu dienen, den Träger zu schützen, sondern andere Menschen. Denn selbst wenn Sie nicht krank sind, können Sie ansteckend sein (siehe Punkt 4). Aufgepasst: FFP2/FFP3-Masken mit Filtern schützen zwar den Träger, aber nicht sein Umfeld. Diese Masken sollten den Profis in den Krankenhäusern überlassen werden, die tagtäglich mit Kranken in Berührung kommen. Doch bei all dem sollte nicht vergessen werden, die Masken nur als komplementäre Schutzmaßnahme zu betrachten. Nach wie vor gelten die Hygiene- und Abstandsregeln (siehe Punkt 4).
7. Corona ist doch nur für meine Oma und meinen Opa gefährlich.
Nein, das ist falsch. Zutreffender ist, dass ältere Menschen stärker durch das Virus gefährdet sind. Denn auch wenn der Altersdurchschnitt bei den Todesfällen in Luxemburg bei 83 Jahren liegt, kann jeder an dem Virus erkranken. Auch junge Menschen können zur Risikogruppe gehören. Menschen mit diesen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, dass eine Covid-19-Infizierung einen schweren Verlauf nimmt: Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, Krebs, krankheits- oder therapiebedingte Immunschwäche oder krankhafte Fettleibigkeit (Body-Mass-Index über 40). Und eine weitere Frage sollte man sich stellen: Wie viele Menschen kennen Sie in Ihrem Umfeld, die bereits über 50 Jahre alt und damit in der jüngsten Altersgruppe der Menschen sind, die an Corona gestorben sind?
8. Was bringen die Schutzmaßnahmen? Wir werden doch sowieso alle daran erkranken.
Die Schutzmaßnahmen senken das Infektionsrisiko. Sie bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Doch durch diese Maßnahmen kann die Infektionsrate gesenkt werden. So kommt es zu weniger Neuansteckungen. Dadurch wird das Gesundheitssystem nicht überfordert, denn die Kapazitäten in den Krankenhäusern sind begrenzt. Wären zu viele Menschen auf einen Schlag auf eine intensiv-medizinische Behandlung angewiesen, könnte vielleicht irgendwann nicht mehr gewährleistet werden, dass jeder Betroffene die nötige Behandlung erhält. Wenn die Krankenhäuser jetzt nicht vollkommen überlastet sind, liegt das daran, dass in den vergangenen zwei Monaten die Maßnahmen eingehalten wurden und infolgedessen die Anzahl der Neuinfektionen nicht so stark angestiegen ist.
9. Es gibt doch ein Mittel gegen Covid-19. Also alles kein Problem mehr.
Die Malaria-Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin werden als Medikament gegen Corona gehandelt. Der wissenschaftliche Nachweis fehlt allerdings noch. Derzeit wird das in klinischen Studien überprüft. Die Luxemburger Gesundheitsbehörde warnt: Wenn diese Medikamente gegen Covid-19 eingesetzt werden, ohne dass sie dafür zugelassen sind, ist dies sehr gefährlich und darf ausschließlich unter medizinischer Aufsicht geschehen.
- Nehmen Sie keinesfalls diese Medikamente aus eigener Initiative.
- Falls Sie Fragen zum Gebrauch von Chloroquin, Hydroxychloroquin oder sonstigen Medikamenten haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
- Nehmen Sie Chloroquin und Hydroxychloroquin ausschließlich dann, wenn der Arzt die Einnahme verschreibt und überwacht.
10. Corona läutet das Ende der Welt ein. Ich weiß nicht mehr weiter.
Nein, das Ende der Welt wurde schon öfters vorhergesagt. Weltuntergangsszenarien gibt es zuhauf. Sie sind wie Horoskope. Für jede mögliche Situation gibt es ein passendes Szenario. So haben Menschen immer das Gefühl, die Prophezeiung wäre eingetroffen. Das Wichtigste ist: Verzweifeln Sie nicht an den Dingen, die Sie nicht ändern können. Auch die Corona-Pandemie wird vorübergehen. Wenn Sie unter Angstzuständen leiden, suchen Sie sich Hilfe, melden Sie sich bei der Hotline + 352 80 02 80 80 oder besuchen Sie die Webseite www.covid19-psy.lu. Haben Sie Selbstmordgedanken und benötigen Hilfe, wenden Sie sich bitte an „SOS Détresse“ (+352 45 45 45), an das „Kanner- a Jugendtelefon“ (+352 11 61 11) oder an www.prevention-suicide.lu.
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