Editorial / Die Uhr tickt
Anstoß- oder Anwurfzeiten – je nachdem – sind im Sport ein heikles Thema. Der Zuschauer ist ein Gewohnheitstier und jede kleine Veränderung löst Entrüstung aus.
So geschehen in der vergangenen Woche, als der Ligaverband LFL der BGL Ligue neue Anstoßzeiten vorschlug. Künftig soll das Leder sonntags um 13.00 und um 15.30 Uhr rollen, statt wie bisher um 16.00 Uhr. Die Argumente sind vor allem kommerzieller Natur. Die Vereine erhoffen sich mehr Zuschauer, da das Wetter am frühen Nachmittag theoretisch noch besser ist als an einem frühen, aber dunkel-kalten Winterabend. Die Zuschauer sollen außerdem die Option bekommen, zwei Spiele am Sonntag zu sehen, und nicht zuletzt gäbe dieser Vorschlag den Vereinen die Möglichkeit, den Zuschauern ein Mittagessen anzubieten.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass die Klubs mit allen Möglichkeiten versuchen, mehr Zuschauer ins Stadion zu locken und damit auch ihre Einnahmen zu erhöhen. Die Rechnung muss jedoch mit den Konsumenten und ehrenamtlichen Helfern gemacht werden.
Bei 13.00-Uhr-Spielen werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit viele Zuschauer und „Bénévoles“ wegfallen, die ihren Sonntagmittag im Kreis der Familie verbringen wollen. Nur die hartgesottenen Fans werden zu diesem Zeitpunkt den Weg ins Stadion finden. Und damit wäre genau das Gegenteil von dem erreicht, was die LFL eigentlich vorhatte.
Sinnvoller wäre es, endlich wieder auf Montagsspiele zu setzen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Termine bei den Zuschauern hierzulande sehr beliebt sind – die Zahlen belegen es. Über die Gründe für diesen Erfolg darf spekuliert werden. Und auch in dieser Frage gibt es Gegner. Bei unseren deutschen Nachbarn wurden die Montagsspiele in den Profiligen in den letzten Jahren nach und nach fast vollständig abgeschafft. Ein Grund waren die Proteste der Fans gegen diesen Termin.
Dieses Fazit aus Deutschland kann allerdings nicht ohne Weiteres auf Luxemburg übertragen werden. Das hat mit der im Großherzogtum kaum vorhandenen Ultra-Kultur zu tun, aber auch mit Gewohnheiten. Der Freitag ist für viele Menschen hierzulande, ebenso wie der Sonntagmittag, ein Tag, an dem man sich mit Freunden oder der Familie trifft. Fußball steht nicht auf der Prioritätenliste. Montags hingegen haben viele Menschen Zeit, da an diesem Tag selten etwas geplant ist und auch viele Restaurants montags geschlossen haben.
Die Vereine müssen sich etwas einfallen lassen, denn die Zuschauerzahlen in den verschiedenen Sportarten sind mit wenigen Ausnahmen rückläufig. Aktionismus – wie bei den 13.00-Uhr-Spielen – ist jedoch nicht angebracht, denn eine solche Maßnahme könnte für einige Vereine verheerende Folgen haben. Wenn die Zuschauer und „Bénévoles“ wegbleiben, hat sich die LFL ein Eigentor geschossen.
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Weshalb etwas Altbewährtes ändern?
Die sache mit dem mittagessen scheint mir illusorisch.
Gibt es denn ueberhaupt ein stadion im land mit einem guten restaurant was den gaesten auch noch blick aufs spielfeld bietet ?