US Heffingen / Die ungewöhnliche Karriere des Steve Barzacca
Wie sein Verein, die US Heffingen, ist auch Steve Barzacca ein wahres Stehaufmännchen. Nach vielen Verletzungen und einer achtjährigen Pause hat sich der 28-Jährige beim Überraschungsteam der Saison zu einem wichtigen Leistungsträger entwickelt. Und es soll noch längst nicht Schluss sein.
Dass der Heffinger Steve Barzacca einmal in seiner Basketballkarriere in einem Titel-Play-off stehen würde, damit hatte der 28-Jährige selbst wohl am wenigsten gerechnet. Denn dass er die Sportart mit dem orangefarbenen Ball überhaupt noch aktiv auf einem gewissen Level betreibt, ist alles andere als selbstverständlich. So ging der 1,82 Meter große Guard in seiner Jugend noch für Vereine wie Bartringen oder Steinsel auf Korbjagd, bis er jedoch von zahlreichen Verletzungen ausgebremst wurde und sich folglich entschied, die Basketballschuhe im Alter von gerade einmal 16 Jahren komplett an den Nagel zu hängen. Während rund acht Jahren spielte er nur noch zum Vergnügen, bis dann der Zufall zuschlug und er auf der Arbeit Kontakte nach Heffingen knüpfte, die auf der Suche nach neuen Spielern waren. Vor drei Jahren entschloss sich Barzacca schließlich, es noch einmal zu wagen, doch dann schlug das Pech erneut zu, wie er selbst erklärt: „Gleich im zweiten Training hat es mir die Achillessehne zerfetzt, da standen dann wieder sechs Monate Pause an.“
Dass er sich zu diesem Zeitpunkt nicht endgültig dazu entschloss, es ganz einfach sein zu lassen, lag dann allerdings an der Mannschaft: „Meine Teamkollegen haben bei dieser Entscheidung eine sehr große Rolle gespielt. Bereits nach so kurzer Zeit habe ich bemerkt, wie groß der Zusammenhalt ist, und mich sofort wohlgefühlt.“ Dabei war der Weg zum Comeback alles andere als einfach: „Am Anfang war es komisch, wieder auf dem Parkett zu stehen, vor allem wenn man weiß, wie verletzungsanfällig der eigene Körper war. Doch es ist wie beim Radfahren, Basketballspielen verlernt man nicht. Es war die Athletik, die ich verloren hatte und auch zum Spielstil musste ich erst mal zurückfinden.“ Seinen ersten Einsatz für die USH hatte der inzwischen 28-Jährige schließlich zu Beginn der Saison 2017/18. Bei der 55:118-Niederlage gegen den damaligen Meister Steinsel stand er 5:36 Minuten auf dem Spielfeld.
Seither ist jedoch viel passiert: Nach dem Abstieg in der gleichen Spielzeit und dem sofortigen Wiederaufstieg im letzten Jahr überraschte der Aufsteiger die Total League, zog in die Titelgruppe der Meisterschaft ein und hat sich somit erstmals seit 14 Jahren den Klassenerhalt im Oberhaus gesichert. Und auch Steve Barzacca steht inzwischen in der Mehrheit der Begegnungen in der Starting Five und hat sich in der Liga einen Namen als starker Verteidiger gemacht: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass in der Defensive meine größte Stärke liegt, hier sehe ich natürlich auch meine Hauptrolle im Team“, meint der Spieler mit der Nummer 5. Jemand, der ihn bei seiner Weiterentwicklung stark unterstützt hat, ist dann auch Teamkollege Nelly Stephens, der bekanntlich zur letzten Saison zur USH kam und in seinen neun Jahren und neun Titeln beim T71 Düdelingen vor allem in diesem Bereich gezeigt hat, dass ihm gerade hier kaum jemand etwas vormacht: „Schon bevor Nelly nach Heffingen kam, sah ich meine Hauptaufgabe darin, die Drecksarbeit zu machen und den Kopf fürs Team hinzuhalten. Etwas, das er bekanntlich auch macht und so habe ich in den letzten beiden Jahren auch sehr viel von ihm gelernt.“
„Den Kopf für das Team hinhalten“
Doch auch Trainer Daniel Brandão, der das Team vor dieser Saison übernahm, spielte in der Weiterentwicklung eine große Rolle: „Ihm habe ich wirklich viel zu verdanken und ich hoffe, dass ich in so manchen Spielen auch bewiesen habe, dass ich den Platz in der Starting Five verdiene. Offensiv bin ich natürlich nicht so flexibel wie Max (Schmit) oder Joel (Thesen). Doch er hat mich ermutigt, freie Würfe auch zu nehmen, wenn sie sich ergeben.“ Für Barzacca hat der portugiesische Coach denn auch entscheidenden Anteil am aktuellen Erfolg des Teams: „Durch ihn ist unser Spiel organisierter und gleichzeitig auch ruhiger. Wir können inzwischen ein Match kontrollieren, was uns davor nicht wirklich gelungen war.“ Und auch die Besetzung auf den beiden Profipositionen, mit Nelly Stephens und Faronte Drakeford, bezeichnet der 28-Jährige als „Glücksfall“. Die Chemie bei der USH stimmt wie in sonst kaum einer Mannschaft der Total League, demnach wundert es auch nicht, dass Barzacca und Co. in dieser Saison bereits häufiger einen beachtlichen Rückstand noch in einen Sieg umwandeln konnten.
Mit dem Einzug in die Titelgruppe und der sicheren Teilnahme am Play-off-Viertelfinale hat Heffingen sein großes Saisonziel bereits erreicht. Doch wer dachte, dass das Team nun satt sei, der hat sich geirrt. Vor der Länderspielpause schaffte es die USH, den aktuellen Tabellendritten Düdelingen in der fünf Spieltage umfassenden Zwischenrunde zu schlagen (76:63) und liegt nur noch einen Punkt hinter genau diesem Gegner. „Vor der Saison haben wir uns das Erreichen der Top sechs als Hauptziel gesetzt, wohlwissend, dass dann alles drin ist. Wir sind noch lange nicht satt, vor allem in einer Saison, in der irgendwie alles möglich scheint“, erklärt auch Steve Barzacca. Heute Abend trifft Heffingen nun vor heimischer Kulisse auf den Racing und könnte mit einem Sieg eine weitere Option auf die Tabellenränge drei oder vier nehmen, die im Viertelfinale, das bekanntlich nach dem Modus „best of three“ ausgetragen wird, das Heimrecht im Entscheidungsspiel garantieren würden: „Zuhause sind wir noch stärker einzuschätzen, viele Mannschaften spielen nicht gerne bei uns. Natürlich peilen wir nun einen dieser Ränge an, doch sollte es nicht gelingen, wäre dies keine Enttäuschung, auch so wäre der Einzug ins Halbfinale möglich.“
„Together we rise“: Das ist seit dem letzten Jahr das Motto bei der US Heffingen und genau dies stellte der Klub in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich unter Beweis. Inzwischen nehmen auch die Zuschauer die Leidenschaft, die ihr Team auf dem Parkett zeigt, wieder vermehrt wahr: So gibt es inzwischen wieder einen Fanclub. Und gemeinsam will man nun einen weiteren Schritt gehen, wie auch Steve Barzacca abschließend meint: „Irgendetwas hat sich verändert, in Heffingen träumt man wieder“ – und da haben auch die Leistungen des 28-Jährigen sicherlich ihren Anteil dran.
„Schon bevor Nelly nach Heffingen kam, sah ich meine Hauptaufgabe darin, die Drecksarbeit zu machen und den Kopf fürs Team hinzuhalten.über seine Rolle bei der US Heffingen
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