/ Die Verantwortung aller: Luxemburger Grundschule sucht Alternativen zum Einwegplastik
Lehrerin Mim Bodry-Schütz möchte ihre Schüler und deren Eltern zum Umdenken bewegen: Seit September ist Einwegplastik an der Düdelinger Deich-Schule verboten.
„Wir versuchen, neben den Kindern, die Eltern mit zu sensibilisieren. Die Kinder sind schließlich diejenigen, die nachher in unserer Welt leben müssen und mit den negativen Folgen konfrontiert werden“, erklärt Mim Bodry-Schütz. Auf ihre Anregung hin hat die Schule Einwegplastikflaschen und in Kunststoff verpacktes Essen aus den Klassenzimmern verbannt.
Im Sommer letzten Jahres teilte die 39-Jährige dem Schulpräsidenten mit, dass sie in ihrer Klasse gerne Plastik vermeiden würde. Der Vorschlag wurde dem Kollegium unterbreitet: Das Lehrpersonal begrüßte die Idee einstimmig. „Die Lehrer gehen selbst als gutes Beispiel voran. Wir haben mittlerweile alle unsere Trinkflaschen und bei Versammlungen bestellen wir das Essen nicht mehr im Restaurant.“
Weniger Widerstand als befürchtet
Bisher hat Mim Bodry-Schütz viele positive Rückmeldungen bekommen. Eigentlich hatte sie mit mehr Widerstand gerechnet. „Ein paar Eltern waren am Anfang nicht begeistert. Sie dachten, wir wollten ihnen vorschreiben, was sie ihren Kindern zu essen geben sollen.“ Doch das sei überhaupt nicht der Fall. „Es soll nur erreicht werden, dass sich die Eltern bewusst darüber werden, wie viele Verpackungen Ernährung teilweise mit sich bringt.“ Anfangs brachten dann viele Kinder weiterhin Cornflakes mit, nur in ihren eigenen Schüsseln. „Nach und nach ändert sich das, und die Kinder bringen vermehrt Obst und Gemüse mit in die Schule.“ Das sei ein positiver Nebeneffekt.
Auf diese Weise können während eines Schuljahres, bei rund 300 Kindern und 40 Lehrkräften, bis zu 63.000 Plastikflaschen eingespart werden. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Mülleimer auf dem Schulgelände leerer sind und der Schulhof sauberer. „Das macht uns schon etwas stolz.“
Grundausstattung wurde gestellt
Die Düdelinger Gemeinde schenkte zu Schulbeginn jedem Vorschulkind eine Brotdose und eine Trinkflasche. „Im ersten Brief, den ich verschickt habe, stand drin, dass das Trinkwasser in der Gemeinde sehr gut ist. Da hatten wir vorher nach den Analysen gefragt.“ Und es sei einfach billiger. Im Sommer würden die Kinder sowieso alle vom Wasserhahn trinken. Zusätzlich dazu hat sich Lehrerin Bodry-Schütz überlegt, was sie noch tun könnte. Sie ist auch verantwortlich für den Schulgarten. Dort baut sie zusammen mit den Kindern Gemüse an, mit dem sie auch gemeinsam kochen. Mit den seit kurzem stattfindenen Ateliers möchte sie beides verbinden und Alternativen aufzeigen.
Kinder zeigen Interesse
Die Ateliers funktionieren auf freiwilliger Basis für den „Cycle 4“ und finden außerhalb der Schulzeiten statt. Freitags und mittwochs kommen jeweils um die zwölf Kinder für eine Stunde zusammen und fertigen wiederverwendbare Abschminkpads, Snack-Bags und Gemüsekörbe an: Stoff schneiden, an der Nähmaschine arbeiten – die Schüler machen alles selbst. Weitere Unterstützung erhält Bodry-Schütz von der Gemeinde und dem „Service écologique“. Der Script („Service de coordination de la recherche et de l’innovation pédagogiques et technologiques“) hat die Nähmaschinen finanziert.
Und die Lehrerin gibt vieles aus eigener Tasche dazu, wie etwa den Stoff, da sie zu Hause selbst viel näht. Allgemein wird sich in der Schule verstärkt mit dem Thema befasst und darüber geredet, was sich noch ändern könnte. „Unser Hauptziel ist es, beim großen Schulfest gänzlich auf Einwegplastik zu verzichten.“
Bei der letzten Weihnachtsfeier hat die Schule bereits erste Erfahrungen gesammelt und Plastik vermieden. Die Gemeinde hatte den Spülwagen sowie das Besteck und Geschirr umsonst zur Verfügung gestellt. Das Einzige, was zusätzlich berechnet werden musste, war eine Person, die spült. Ein weiteres Projekt ist ein „Ouni“-Markt, bei dem Produkte aus dem Schulgarten sowie die verschiedenen Sachen, die sie in den Ateliers anfertigen, angeboten werden sollen. Sie wollen nichts mit Gewinn verkaufen, sondern kostendeckend. „Dann können wir zeigen, wie billig und einfach es ist, Spüli selbst anzufertigen.“
Solidarität mit Streikenden
Zum „Students Global Strike for Climate“, der am Freitag in Luxemburg stattfindet, wollen sie ihre Solidarität mit einem Flashmob ausdrücken. Die ganze Schule wird zu einem Lied von Moby im Schulhof Kniebeugen machen. Dabei tragen die Kinder selbst gebastelte Masken, die im weitesten Sinne etwas mit Klimaschutz zu tun haben. Mim Bodry-Schütz ist der Überzeugung, dass jeder in der Verantwortung steht und jeder ein bisschen beitragen soll. Und sei es nur, indem man unverpacktes Gemüse und Obst kauft. Sie selbst – eigentlich ein großer Fleischfan – isst seit dem Sommer kein Fleisch mehr; aufgrund der Auswirkungen der Fleischindustrie auf das Klima.
Auf manche Obstsorten verzichtet sie gänzlich, da sie nicht ohne Plastik erhältlich sind. „Da bin ich strikt.“ Plastikfrei sei ihre Familie – sie, ihr Mann und die beiden Kinder – noch lange nicht, doch sie seien auf dem Weg dahin. Bei ihrem dreijährigen Sohn, der nachts noch eine Windel benötigt, nimmt sie Mehrwegwindeln. Seit eineinhalb Jahren kommt außerdem nur noch Trinkwasser aus dem Hahn infrage. Ein Sodastream mit einer Flasche aus Glas sorgt für das Sprudelwasser. Lebensmittel werden, so gut es geht, lokal oder auf dem Markt eingekauft.
Mim Bodry-Schütz ist der Meinung, dass die politischen Entscheidungsträger handeln und Verbote aussprechen müssten. „Wir sind auch den Weg gegangen und haben Plastik verboten. Leider geht es wohl nicht anders.“ Genauso müsste ein Weg gefunden werden, damit Lebensmittelproduzenten und Händler auf Plastikverpackungen verzichten.
Wann ech properen Verpaackungsplastik an den STEP brengen fir Recykling, gett deen do aussortei’ert an an di gro Dreckskescht gehait ! Ass daat Recykling um STEP ??